Gegen Vaters Willen
Ladefläche und ging zur Fahrerseite des Wagens.
Bevor er einstieg, sah er Ryan noch einmal zögernd an. „Darf ich noch Snoopy sagen?”, fragte er mit einem scheuen Lächeln.
„Ja, sicher. Es wäre ziemlich langweilig, wenn du es nicht mehr tust.” Ryan lachte gequält auf.
„Okay, dann schlaf gut, Snoopy!”
„Du auch …”, sagte Ryan leise, nachdem Leon die Autotür geschlossen hatte. Dann fuhr er weg. Ryan trat einige Schritte zurück, schluckte und setzte sich auf June. Mit leerem Kopf, unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, beendete er seine Arbeit und ritt zum Haus zurück. Die Rufe seines Vaters, die aus dem Wohnzimmer drangen, ihn laut und energisch riefen, ignorierte er. Er schlug seine Zimmertür hinter sich zu, fiel aufs Bett und konnte seine Tränen nicht mehr aufhalten. Er wollte es auch nicht. Er wollte nichts weiter, als weinen.
Plötzlich flog die Tür auf.
„Wenn ich dich rufe, hast du zu hören!”, donnerte sein Vater los.
„Raus!”, schrie Ryan. „RAUS HIER! Lass mich in Ruhe. Ich hab die Schnauze voll davon, dass du mich behandelst, als sei ich dein leibeigener Sklave! Ich bin mit meiner Arbeit fertig, also habe ich nichts mehr mit dir zu tun!” Ryan zitterte, war kurz davor, gänzlich die Kontrolle zu verlieren.
„Wie redest du mit mir? Ich bin dein Vater!”, brüllte der zurück.
„Du bist nicht mein Vater! Ich hatte nie einen. Nur irgendeinen Kerl, der mir mein ganzes Leben lang erzählt, was ich zu tun und zu lassen habe. Ich bin siebzehn, verdammte Scheiße. Ich habe auch ein eigenes Leben und jetzt raus! RAUS!” Ryan sprang vom Bett auf, stieß seinen Vater wutentbrannt aus dem Zimmer und schlug die Tür zu. Schnell hatte er den Schlüssel herumgedreht und seinen CD-Player angestellt. Laut dröhnte nun harter Hip Hop durchs Zimmer, übertönte die Schreie seines Vaters dumpf, doch es war besser als nichts. Rastlos lief Ryan im Zimmer auf und ab, war versucht das Erstbeste in die Hand zu nehmen und zu zerstören. Er hatte lange nicht solche Wut in seinem Bauch gespürt. Als sein Blick auf Snoopy fiel, der auf seinem Kopfkissen saß, stiegen erneut die Tränen in seine Augen. Kraftlos sank er aufs Bett, zog das Kuscheltier in seine Arme und weinte haltlos. Minute um Minute tröpfelte dahin, ohne dass er sich groß bewegte. Immer wieder durchfuhr ein Zucken seinen Körper, dann stand er auf und ging ins Bad.
Kurzzeitig hatte er das Gefühl, er hätte Fieber, so glühend heiß war sein Gesicht, doch so war es nicht. Mit kaltem Wasser wusch er sich die Tränen ab, setzte sich ans offene Fenster, lehnte den Kopf gegen den Rahmen und schaute hinaus in die Sterne. Früher, wenn er richtig wütend oder traurig war, bestand seine Therapie darin, zum Bahnübergang zu fahren und seinen Gleisspaziergang zu machen, doch wie schon das letzte Mal, war er sich sicher, dass er es heute nicht überleben würde. Doch er musste hier raus. Er konnte nicht hier bleiben, wo sein Vater noch immer gegen die Tür hämmerte. Ohne die Musik auszustellen, kletterte er aus seinem Fenster und holte sein Fahrrad aus dem Schuppen. Snoopy, den er seltsamerweise mitgenommen hatte, band er, mit dem Tuch aus seiner Hosentasche, vorn ans Lenkrad. So schnell er konnte, verließ er den Hof, fuhr ziellos durch die Gegend, bis er plötzlich vor der Schule stand. Von seiner Energie total verlassen, setzte er sich auf die erstbeste Bank und saß mit Snoopy im Arm da, fror und schaute zum Sternenhimmel hinauf. Plötzlich vernahm er Stimmen. Schnell wandte er sich um, und erkannte Michelle, die mit drei anderen Mädchen aus ihrer Cheerleadergruppe auf ihn zukam. Er blieb sitzen, rührte sich nicht und dachte, sie würden ihn vielleicht nicht sehen.
Doch eines der Mädchen machte Michelle auf ihn aufmerksam. Sie folgte deren Fingerzeig, hob erstaunt die Augenbrauen und verabschiedete sich von ihren Freundinnen. Zielstrebig ging sie auf ihren Freund zu.
„Ich geh nicht davon aus, dass du mich abholen wolltest?”
Schweigend schüttelte Ryan den Kopf.
„Warum trägst du Snoopy mit dir herum?”
„Ist einfach mitgekommen.”
Michelle lachte auf, doch als sie Ryans ernstes Gesicht sah, grübelte sie kurz. „Was ist passiert?”
„Leon ist ein Megaidiot!”
Michelle seufzte, setzte sich neben ihren Freund und sagte: „Gut, das wissen wir bereits. Hast du neue Informationen für mich?”
Ryan lachte weinend auf und wischte sich das Gesicht am Ärmel ab.
„Hör mal, Schatz. Ich hab das
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