Gegen Vaters Willen
den Absprung nicht mehr schaffe. Ich …” Ryan konnte nicht mehr sprechen, weinte haltlos und zitterte so sehr, dass sich unerträgliche Schmerzen durch seinen Oberkörper zogen.
Leon hielt ihn fest, schloss die Augen und fühlte sich so hilflos wie nie. Wie konnte er ihm nur helfen? Er liebte Ryan, er würde alles für ihn tun, doch das überstieg einfach seine Erfahrungen. Er war doch erst siebzehn! Wie sollte er damit umgehen? Was könnte er schon tun? Und wenn er sich schon so machtlos fühlte, wie musste es dann erst seinem Freund ergehen? Er drohte innerlich zu zerbrechen, und Leon wusste nicht, wie er es aufhalten könnte. „Ich bin bei dir, Ryan. Ich lass dich nicht allein!”
Verzweifelt hielten sie sich fest, Sekunden, Minuten, Stunden ... sie wussten es nicht. Irgendwann war Ryan kraftlos eingeschlafen, in Leons Armen, der nicht vorhatte, ihn loszulassen. Mit geschlossenen Augen lag er da, streichelte Ryan beruhigend und wünschte sich, dass er dem ganzen Elend ein Ende setzen könnte.
Am späten Nachmittag kam Taylor, um Ryan zu untersuchen.
Eileen brachte ihn nach oben, wo Leon verlegen in das Gesicht seines Vaters schaute.
„Wie geht es ihm?”, fragte Taylor leise.
„Ziemlich mies. Er hat Albträume. Dad, er kann nicht mehr. Das ist einfach zu viel für ihn. Himmel, seien wir doch mal realistisch. Er ist zu jung für diesen ganzen Scheiß. Das verkraftet er nicht und nun auch noch der Unfall. Alles was seinen Vater interessiert, ist das Scheiß-Auto. Ryan ist ihm total egal. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll!”, schimpfte er mit Flüsterstimme.
„Sei einfach für ihn da. So wie jetzt. Mehr kannst du im Moment nicht tun.”
Leon war es egal, ob sein Vater neben ihm stand, er küsste Ryan zärtlich, um ihn zu wecken und hoffte, nicht wieder aus dem Bett zu fliegen. „Hey, Schatz ...”, sagte er leise, als Ryan sich langsam bewegte. „Mein Dad ist da. Er würde dich gern untersuchen.”
Ryan öffnete die Augen, rieb sich das Gesicht und lächelte Taylor matt an. „Hi!”
„Hallo, Ryan. Wie fühlst du dich?”
„Müde …”
„Du kannst gleich weiterschlafen. Ich würde mir aber gern deine Verletzungen ansehen. Haben sie im Krankenhaus das Pflaster an deiner Stirn gewechselt?”
Ryan wollte sich aufsetzen, doch Taylor sagte ihm, dass er liegen bleiben sollte. „Nein, heute noch nicht.”
Eileen brachte ihm den Arztbrief, den er zuerst las. „Mit sechs Stichen genäht. Dann lass mal sehen.”
Leon stand auf und streckte sich. Ryan hatte eine dermaßen große Hitze ausgestrahlt, dass sein Hemd schweißnass war. Er zog es aus und hing es über den Stuhl, wo es gleich von Eileen eingesammelt wurde.
„Ich kann’s auch gleich waschen!”
„Musst du nicht. Ich muss eh noch mal nach Hause. Ich habe doch keine Klamotten hier.”
„Leon!”, rief Ryan dazwischen, während Taylor seine Hände desinfizierte und Ryan abwartend ansah. „Bitte, geh nicht!”
Leon warf seinem Vater einen fragenden Blick zu. Der lächelte und erklärte sich bereit, seinem Sohn später Sachen zum Wechseln vorbei zu bringen.
„Danke, Dad.”
Der Arzt konzentrierte sich nun auf seine Arbeit. Vorsichtig entfernte er das Pflaster von Ryans Stirn.
Leon konnte nicht anders als mitleiden. Diese Wunde zu sehen, schmerzte ihn sehr, und sofort saß er wieder auf dem Bett und streichelte Ryans Hand.
„Es tut nicht so weh, wie es vielleicht aussieht, Schatz!”, sagte der lächelnd.
„Egal, ich leide stumm mit.”
Taylor tupfte die Naht mit einem, in desinfizierender Lösung getränktem Wattebausch ab und klebte ein neues Pflaster drauf. „Ich denke, in acht Tagen, in etwa, können wir die Fäden ziehen.”
„Gut, also das klingt wieder nach Schmerzen”, sagte Ryan entschieden.
„Ach was. Ziept vielleicht ein wenig. So und nun darfst du mal bitte dein Oberteil öffnen.”
Leon hob grinsend die Augenbrauen, wurde aber schnell wieder ernst, als er die Blutergüsse sah.
„Oh Gott …”, flüsterte er.
Ryan drückte kurz seine Hand und blickte ihm in die Augen. „Wird wieder! Das hast du vorhin gesagt!”
„Ja, wird es auch, aber es sieht trotzdem schlimm aus.” Leon konnte nicht hinsehen und blickte stattdessen lieben in Ryans warme Augen.
„Das ist nur eine Prellung. Die vergeht in ein paar Tagen, solange du die Füße still hältst, was du wegen der zwei Rippen eh tun solltest. Gut, die Pflaster lass ich noch dran, darum kümmere ich mich morgen.”
„Kannst du mir dann einen
Weitere Kostenlose Bücher