Gegen Vaters Willen
Gefallen tun?”, sagte Ryan gleich.
„Sicher. Welchen?”, fragte Taylor, der seinen Arztkoffer wieder einräumte.
„Könnte mir jemand die Haare am Bauch abrasieren? Als die heute Morgen die Pflaster entfernt haben, hätte ich heulen können!”
Taylor verkniff sich das Lachen, doch Leons Selbstbeherrschung war nicht so stark ausgeprägt, wie das seines Vaters. Er stand auf, lachte und biss sich dann auf die Lippe. „Sorry.”
„Ja, lach du nur!”, grinste Ryan. Er wurde so langsam munter und was schlimmer war, er bekam Hunger.
Taylor Blake verabschiedete sich, jedoch nicht, ohne Ryan Tabletten gegen die Schmerzen dazulassen und noch mindestens einen Tag Bettruhe zu verordnen.
„Was schulden wir dir, Taylor?”, fragte Eileen, die dem Mann aus dem Zimmer gefolgt war.
„Gar nichts. Ryan gehört zur Familie, genauso wie du. Ich würde von euch beiden nie Geld nehmen. Wenn allerdings Jon eine Nachbehandlung benötigt, tu ich ihm diesen Gefallen nicht. Ich finde es sträflich, wie er mit seiner Familie umgeht!”
„Ich danke dir, Taylor”, sagte Eileen, ohne auf die letzte Bemerkung einzugehen.
Oben in Ryans Zimmer zog dieser sich wieder richtig an und Leon fragte, ob er etwas essen wolle, denn ihm war das Grummeln in Ryans Magen nicht entgangen.
„Ja, ich bin ehrlich gesagt, am Verhungern.”
„Gut, ich schau mal, ob deine Mum mir was gibt. Dann geh ich erstmal duschen. Du hast eine so immense Hitze ausgestrahlt, es war unglaublich. Wie ein atmender Backofen!”
Ryan lächelte. „Leon?”
„Ja?”
„Danke!”
Leon kniete sich aufs Bett und küsste Ryan zärtlich. „Du musst dich nicht bedanken. Ich leide unter dem Helfersyndrom. Dagegen bin ich machtlos.”
Ryan lachte leise und Leon verließ das Zimmer.
In den nächsten Tagen lief Ryan nur zwischen seinem Zimmer und dem Wohnzimmer hin und her. Er strengte sich nicht groß an und wurde von seiner Mutter richtig verwöhnt. Wenn sie allerdings aus dem Krankenhaus kam, stellte er sich taub. Er wollte nichts von seinem Vater hören, und nach einigen Tagen gab Eileen es auf, ihm irgendetwas erzählen zu wollen.
Leon erlebte die Schule von einer anderen Seite. Ohne Ryan fühlte er sich sehr einsam. Er saß im Unterricht, schrieb zahlreiche kleine Briefe an Ryan, die er ihm morgens auf den Nachttisch legte, bevor er zur Schule fuhr. Und noch etwas anderes war geschehen. Leon konnte sich nicht erklären, warum, aber pausenlos liefen ihm irgendwelche Mädchen nach, die sich nach Ryan erkundigten. Er war nicht sicher, was er davon halten sollte, doch es amüsierte ihn. Gerade als er seine Sachen nach der letzten Stunde einpackte, trat eine Gruppe Mädchen auf ihn zu. Julie, mit ihren treuen Anhängerinnen Annie, Vanessa und Jessy. Alle vier schauten ihn abwartend an. Mit einem Buch in der Hand hielt er inne und hob den Kopf. „Was?”
„Ja … also, hi, Leon!”, sagte Jessy.
Sein Blick ging zwischen den Mädchen hin und her.
„Wir wollten, also … wir wollten fragen, wie es Ryan geht?”
Irritiert kratzte sich Leon im Nacken und zog den Reißverschluss seines Rucksacks zu. „Ganz gut. Er hat noch oft Schmerzen, aber es wird besser.”
„Was ist eigentlich passiert?”
Er atmete tief durch. „Seid mir nicht böse, wenn ich nicht mit euch darüber rede. Wenn ihr es wissen wollt, müsst ihr warten, bis Ryan wieder da ist. Dann könnt ihr ihn selbst fragen.”
Jessy nickte langsam. „Ähm, darf ich dich was fragen?”
Leon schüttelte amüsiert den Kopf. „Du stellst schon die ganze Zeit Fragen, aber klar!” Er setzte sich auf die Tischkante und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Also, ich wüsste gern … meinst du, er würde …” Sie zögerte, biss sich auf die Lippe.
„Würde was?”
„Naja, mal mit mir ausgehen?”
Leons ganze Konzentration lag jetzt darauf, nicht zu lachen und nicht zu husten. Er starrte sie nur an. „Ähm … was?”
„Na du weißt schon. Ein Date!”
„Ja, soweit konnte ich dir folgen. Wow … also Jessy, wie lange kennst du Ryan jetzt schon?”
„Ich glaube, seit der dritten Klasse!”
„Warum hast du ihn bisher nie gefragt?”
Jetzt lächelte Jessy. „Naja, er war immer so unnahbar. Man hatte manchmal wirklich Angst, ihn anzusprechen, da er schnell aggressiv geworden ist. Und außerdem, also sein Ruf ist ja auch nicht der beste!”
„Ich verstehe. Also richtest du dich danach, was andere von ihm halten, obwohl er dir gefällt?” Leon stand auf und nahm seinen Rucksack in die
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