Gegen Vaters Willen
gieriger Blick war gar nicht zu übersehen.
Leon war sicher, dass der Typ kurz davor war, zu fragen, was Michelle bereit war, zu tun, damit Ryan mitkonnte. „Michelle, komm her!”, rief er ihr zu, doch sie rührte sich nicht, also ging er zu ihr und schob sie zu Ryan. Dann trat er auf Jonathan zu. „Wissen Sie, es ist mir gerade unbegreiflich, warum ich Ryan das Messer weggenommen habe”, sagte er sehr leise zu ihm. „Wenn Sie Michelle noch einmal so ansehen, gebe ich es ihm vielleicht zurück!”
Jonathan musterte ihn ungerührt. „Drohen Sie mir?”
„Keine Ahnung. Kam es denn so rüber?”
„Ja!”
Leon lächelte. „Gut!” Dann ging er zu seinen Freunden zurück.
Ryan sah ihn fragend an, doch Leon ignorierte den Blick, bat ihn stattdessen, den Motor noch einmal zu starten.
Ryan setzte sich ans Steuer und drehte den Schlüssel herum. Knatternd nahm der Motor seinen Betrieb auf.
„Gut. Wir sind fertig!”, sagte Leon und warf das Werkzeug geräuschvoll in die Kiste zurück.
„Danke. Du bist wirklich gut.”
Leon sah sich um, stellte fest, dass Jonathan nicht mehr zu sehen war und küsste Ryan kurz. „Und wie sieht meine Bezahlung aus?”
Ryan grinste. „Oh, lass mich nachdenken.” Er schien zu überlegen, während Michelle sie genau beobachtete. „Ich werde hier …” Ryan gab Leon einen Kuss auf die Stirn, „anfangen und mich langsam …”, er küsste ihn zärtlich, „nach unten arbeiten.”
„Bis zu den Füßen?”, fragte Leon grinsend.
„Wenn du drauf stehst und du sie vorher wäscht, auch bis dahin. Aber du bist ziemlich kitzlig. Nicht, dass du mich noch trittst.”
Leon lachte leicht. „Könnte passieren.”
„Dann lass ich deine Füße lieber aus!”
Michelle musste sich ernsthaft das Lachen verkneifen. „Habt ihr eigentlich eine Vorstellung davon, wie unglaublich süß ihr seid?”
„Ähm … Ryan süß?” Leon betrachtete ihn von oben bis unten. „Jaah, total. Aber ich? Hm …”
„Du bist zuckersüß. Zum ablecken, anknabbern und auffressen!”, schnurrte Ryan in sein Ohr.
„Dein Dad!”, sagte Michelle plötzlich warnend.
Ryan ließ Leon sofort los und wandte sich um. Er beobachtete, wie sein Vater aus dem Haus kam und auf sein Auto zuging.
„Versuch es noch mal, Schatz! Ich will nicht ohne dich fahren!”, munterte Michelle ihn auf.
„Es wird keinen Sinn haben. Du kennst ihn doch. Hauptsache, ihr macht euch eine schöne Zeit.”
„Warte mal, Snoopy! Glaubst du echt, ich fahre ohne dich? Wenn du nicht mitkommst, bleibe ich hier! Zehn Tage ohne dich … nee, also das geht ja gar nicht!”
Obwohl Ryan vor Rührung hätte heulen können, schüttelte er den Kopf. „Hey, das sind deine ersten Semesterferien in den Staaten. Die solltest du dir nicht entgehen lassen.”
„Ryan, vergiss es. Ich bleibe, wenn du nicht mitkommst. Tut mir leid, Mic, aber ohne ihn fahr ich nicht!”
„Muss dir nicht leid tun. Ich würde ohne ihn auch nicht fahren!”
„Oh Leute, das ist doch Quatsch!”, sagte Ryan, ein klein wenig aufgebracht. Er fand es ja toll, dass seine Freunde so hinter ihm standen, aber das war zu viel des Guten.
„Ryan, sieh es ein. Ohne dich macht das keinen Spaß. Wir hängen eben zu sehr an dir! Wir lieben dich, das weißt du!”, sagte Michelle entschieden.
Sofort ging sein Blick zu Leon.
„Wenn sie das sagt, muss es wohl so sein!”
Ryan ging die Sache gar nicht mehr aus dem Kopf. Am Abend, als sein Vater auf ein paar Biere zu Steiger gefahren war, saß er mit Leon am Anbinder. „Würdet ihr wirklich auf euren Spaß verzichten, nur wegen mir?”, fragte er leise.
Leon sah ihn an und lächelte. „Ist das so unbegreiflich für dich?”
„Ja, irgendwie schon. Ich denke, nicht so viel wert zu sein, dass man darauf verzichtet. Ich weiß, dass wir Freunde sind …”
„Ähm … ich hoffe ja wohl, dass wir mehr als Freunde sind!”, unterbrach ihn Leon.
Ryan legte den Kopf schief. „Was sind wir denn dann?”
„Keine Ahnung. Ich denke, wir sind Freunde, die mehr füreinander empfinden. Ich weiß nicht …”, wich Leon aus. „Aber ich weiß, dass du eine Menge wert bist. Eine Menge mehr, als du dir vielleicht vorstellen kannst.”
Ryan wandte den Kopf, beobachtete, wie June sich an den Rücken ihrer Mutter schmiegte, dann lächelte er. „Ich kann mir immer schwer vorstellen, dass man für einen anderen Menschen so viel aufgeben könnte. Aber wenn ich so darüber nachdenke, würde ich es für dich wohl auch tun. Der Gedanke, dich
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