Gegen Vaters Willen
Mittwochnachmittag sprach er das Thema noch einmal an, doch sein Vater wollte davon nichts hören.
„Mann, wie kann man nur so stur sein!”, platzte Ryan heraus.
„Vorsichtig!”, knurrte Jon.
„Nein! Was willst du machen? Mich festbinden? Ich könnte einfach so fahren!” Diese Möglichkeit war ihm gerade erst ins Hirn gekrochen. Warum war er da noch nicht eher drauf gekommen?
Jonathan musterte ihn einen Moment. „Du willst also fahren, ohne meine Erlaubnis?”
„Jaah! Mum hat damit sicher kein Problem, also liegt es mal wieder nur an dir!” Ryan zitterte am ganzen Körper vor Wut. Innerlich machte er sich auf einen ausgewachsenen Streit gefasst, doch die nächsten Worte seines Vaters ließen ihn erschrocken die Augen aufreißen.
„Gut, Ryan, ich sag dir was. Fahr!”
„Was?”, fragte er skeptisch.
„Ja, du kannst fahren. Du wirst schon sehen, was du davon hast!”
Ryan zog die Augenbrauen zusammen und fixierte seinen Vater. „Wie meinst du das?”
„So, wie ich es gesagt habe. Wenn du es mit deinem Gewissen vereinbaren kannst, dann fahr!”
Ryan trat einige Schritte zurück und ging dann verwirrt ins Haus.
„Mum?”, rief er nach seiner Mutter. Diese kam mit einem Wäschekorb auf dem Arm die Treppe hinunter und sah ihren Sohn fragend an.
„Ich habe dir doch von der Semesterreise erzählt.”
„Ja. Hast du noch mal mit deinem Vater gesprochen?” Sie stellte den Korb auf den Küchentisch.
„Gerade eben. Er sagte, wenn ich es mit meinem Gewissen vereinbaren kann, dann solle ich fahren. Ich würde schon sehen, was ich davon habe.”
Eileen schaute ihn grübelnd an.
„Kann mir mal einer sagen, was er damit meint?”, fragte Ryan eben so unsicher.
„Ich weiß es nicht”, gab Eileen gedankenverloren zu, „aber was soll schon passieren?”
„Keine Ahnung. Was mach ich denn jetzt?”
Ryan ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen und vergrub das Gesicht in den Händen.
Eileen lachte nur. „Na fahren! Was sonst!”
Ryan stand auf und nickte. „Ja, du hast recht. Ich sag Mic Bescheid. Aber Mum, das wird bestimmt nicht billig!”
„Oh, also darüber mach dir mal keine Gedanken!”
„Danke!” Er umarmte sie freudestrahlend und rannte in sein Zimmer hoch.
Am nächsten Tag, als er in der Schule ankam, strahlte Michelle ihn schon glücklich an. Leon, der neben ihr mit seinem Biologiebuch saß, schaute auf.
„Hey, Snoopy!”
„Hi! Hast du es ihm schon gesagt?”, fragte Ryan Michelle. Das Mädchen schüttelte den Kopf.
Leon sah alarmiert auf. „Was gesagt?”
„Ich fahre mit!” Ryan grinste fröhlich.
Leon sprang auf, wobei das Buch auf den Boden fiel, und starrte Ryan an. „Ehrlich?”
„Jap! Mein Dad sagte, ich könne fahren, wenn ich es mit meinem Gewissen vereinbaren kann, und ich würde schon sehen, was ich davon habe”, erzählte Ryan.
„Und das bedeutet?”
„Keine Ahnung. Ich schätze, das werde ich erfahren, wenn wir zurück sind. Aber eigentlich ist es mir im Moment scheißegal! Ich freu mich tierisch und habe sogar schon angefangen zu packen. Sind ja nur noch drei Tage!” Ryan war unüberhörbar aufgedreht.
Leon lachte und konnte sich kaum zurückhalten, seinem Freund um den Hals zu fallen. „Das ist total geil. Ich schätze, das werden die coolsten Ferien meines Lebens!”
„Auf jeden Fall. Also, ich habe mit Justin gesprochen”, sagte Michelle und spielte damit auf ihren Jahrgangssprecher an, der die Fahrt organisiert hat. „Er hatte noch ein Haus frei. Das teilen wir uns mit Lauren. Und gestern rief meine Tante an, und ich habe sie gefragt, ob wir uns ihr Auto borgen dürfen.”
„Oh Wahnsinn!”, keuchte Ryan. „Äh … sie hat doch zugestimmt, oder?”
„Ja, klar. Sorry, Leon, aber deine Kiste ist zu klein für uns vier!”
„Hey, sag nie wieder Kiste! Ich hänge an meinem Auto!”, knurrte Leon.
„Du sagst immer: mein Auto! Ich dachte, es gehört deinen Eltern”, fragte Ryan.
„Naja, es läuft auf ihren Namen, aber ich bin der einzige, der es fährt. Dad hat ein Dienstauto und Mum hatte immer ein eigenes. Aber rein theoretisch gehört es meinen Eltern.”
Ryan nickte verstehend und wandte sich dann wieder an Michelle, bei der er sich erkundigte, was der Spaß im Endeffekt kosten würde.
„Für die Übernachtung bekommt Justin von jedem achtundsiebzig Dollar. Dazu noch Geld für Einkauf und Sprit. Kannst du dir ja selbst ausrechnen.”
„Also hundertfünfzig. Das sollte reichen, oder?”, überlegte Leon.
Ryan
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