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Gegen Vaters Willen

Gegen Vaters Willen

Titel: Gegen Vaters Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Dankert
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Lippen über Ryans, seine Hände wühlten sich in die dunklen Haare, und eine Träne rollte ihm heiß über die kalte Wange.
    Ryan sah sie nicht. Er hatte die Augen geschlossen, genoss die weichen Lippen auf seinen, bevor er den Kuss vertiefte, genussvoll seufzte und seine Hände unter Leons Jacke, auf dessen Rücken, schob.
    Verzweiflung und Lust gleichermaßen in seinen Eingeweiden spürend, wurde Leon immer unruhiger, bis er sich schließlich von Ryan löste und seine Hände auf dessen Bauch schob.
    Ryan legte den Kopf schief und musterte seinen Freund. „Was ist los? Du machst den Eindruck, als würde dich etwas quälen.”
    Leon drückte Ryan sanft von sich, trat an ihm vorbei und zündete sich eine Zigarette an. Tief inhalierte er den Rauch und sah auf einen nur für ihn sichtbaren Punkt am Horizont. Er schwieg, denn er wusste nicht mal im Entferntesten, wo er anfangen sollte, seine Gedanken in Worte zu fassen.
    „Na los, red schon!”, forderte Ryan, der am Wagen lehnte und seinen Freund beobachtete.
    „Ich habe heute viel nachgedacht. Ich bin zwar zu keinem Ergebnis gekommen, aber dafür weiß ich jetzt, wie es sich anfühlt, wenn ein Zug mit hundertfünfzig Sachen auf einen zugerast kommt” , sagte er leise, ohne sich umzudrehen.
    Ryan zog irritiert die Augenbrauen hoch. „Wovon sprichst du?”
    Leon hob den Kopf, drehte sich jetzt doch um und lächelte matt. „Ich war spazieren. Ich habe das getan, was du gestern so eindrucksvoll vorgeführt hast.”
    „Du meinst, du warst auf den Bahngleisen spazieren?”, fragte Ryan ungläubig.
    Leon nickte.
    „Und mir wird es vorgehalten”, knurrte Ryan amüsiert. „Wie war’s?”
    „Ich weiß nicht genau. Ich hatte das Gefühl, als würden meine Füße allein weiterlaufen, als hätte ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Ich dachte nur: Wenn du die Kontrolle nicht gleich wiederfindest, war’s das! Ich habe ziemlich gezittert im Nachhinein, aber mein Kopf war leer. Da war nichts mehr!”
    „Dann war es gut. So muss es sich anfühlen.”
    Sie schwiegen einen Moment, während Leon unruhig mit den Füßen trampelte, weil ihm kalt war. Nur deswegen?
    „Worüber hast du nachgedacht?”, fragte Ryan schließlich, obwohl er sicher war, die Antwort zu kennen.
    Leon schaute auf seine Füße, wollte eigentlich gar nicht mehr reden und schon gar nicht mit Ryan, dem es nicht gefallen würde, was Leon ihm zu sagen hatte.
    „Ich weiß nicht. Über mich, über dich … über alles eben.”
    „Sind das die gleichen sinnlosen Gedanken, die du heute morgen schon hattest?”
    Leon schaute auf und musterte Ryan einen Moment. „Ja ... Ryan, ich … ich weiß nicht, ob ich das kann.” Leons Stimme war so leise, dass Ryan wirklich Mühe hatte, ihn zu verstehen.
    „Ob du was kannst?”, hakte er nach, wusste jedoch, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde. Und doch musste er es von dem anderen hören.
    „Naja, das mit dir … ich … Gott, es fühlt sich unglaublich gut an, dich zu küssen, doch ich habe das Gefühl, nicht ich zu sein. Verstehst du?”, versuchte Leon, seine Gedanken in Worte zu fassen.
    „Nein”, gab Ryan ehrlich zurück, und es war schwer zu sagen, was jetzt in ihm vorging. „Nein, das versteh ich nicht. Wenn es sich doch gut anfühlt, kann es nicht schlecht sein.”
    „Ich sage ja auch nicht, dass es schlecht ist. Es ist nur so … es fühlt sich genauso gut an, wie es mich verwirrt und ehrlich gesagt erschreckt!” Leon war mit jedem Wort leiser geworden.
    Ryans Blick ging zu Boden. Irritiert versuchte er, seine Gedanken zu ordnen, dann atmete er tief durch. „Wow!”, war alles was ihm einfiel. Er war in beziehungstechnischen Dingen schon immer recht unkompliziert gewesen. Vielleicht nicht immer der Schnellste, was seine Gefühle anging, aber wenn er sie verstanden hatte, hatte er sie auch akzeptiert. Manche Dinge waren einfach so. Natürlich war es seltsam, dass er sich ausgerechnet in seinen besten Freund verliebt hatte, aber er sagte sich einfach, dass es seinem Herzen egal war, wer da vor ihm stand. Ob Freund oder nicht, ob Junge oder Mädchen; allein die Person zählte. Warum konnte Leon nicht genauso denken?
    „Hör mal, ich weiß schon, was du jetzt denkst.”
    „Ach? Jetzt bin ich aber neugierig.” Ryan sah auf, blickte Leon in die Augen und wartete sichtlich gespannt.
    „Du denkst jetzt, was für ein Riesenarsch ich bin, nicht wahr? Ich war es schließlich, von dem es ausging, und nun mach ich einen Rückzieher.”
    Ryan

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