Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

mehr.
    Ich habe diesen Fehler einmal bei einem Fremdwährungskredit gemacht. Ich nahm aufgrund einer Empfehlung zur Finanzierung einer Wohnung 70.000 Franken auf, was 50.000 Euro entsprach. Der Franken stieg und mein Kredit entsprach auf einmal 53.000 Euro. Ich bekam ein mulmiges Gefühl, zog aber die Konsequenzen nicht. Inzwischen bin ich bei diesem Kredit mit fast 20.000 Euro im Minus.
    Scheiße lässt sich durch konsequentes Handeln gut managen. Ein erfahrener Investor zeichnet sich dadurch aus, dass er in schlechten Situationen nicht sein ganzes Geld verliert, sondern darum kämpft und zumindest noch einen Teil davon rettet. Früher war ich frustriert, wenn ich jemandem Geld geliehen hatte und er nicht zahlen konnte. Heute setze ich mich mit so einem Schuldner zusammen und denke mit ihm über Lösungen nach. Vielleicht hat er eine Uhr oder andere Dinge, die mich interessieren. Dann verliere ich vielleicht nicht hundert, sondern nur vierzig Prozent. Vielleicht kann er für mich arbeiten. Vielleicht kann er mir ein Geschäft vermitteln, das mir am Ende mehr bringt, als die Summe, die er mir schuldet.
    Ein erfahrener Investor kann eine schlechte Situation sogar für lukrative Geschäfte nutzen, denn auch mit Scheiße lässt sich Geld verdienen. Einige meiner Bekannten haben vor Jahren in ein Anlagesystem investiert, das sie ziemlich cool fanden. Der Erfinder konnte einige meiner Fragen nicht beantworten und andere bezeichnete er sogar als dumm, weshalb ich passte. Monate später brach sein System zusammen und er wurde verhaftet. Er hatte für den Großteil des Geldes seiner Anleger eine private Luxusvilla, teure Autos und Schmuck für seine Frau gekauft.
    Ich kaufte einigen verzweifelten Anlegern die Papiere für 25 Prozent ihres ursprünglichen Wertes ab. Ich tat es nicht aus purer Großherzigkeit. Vielmehr hatte ich dem Bericht eines Wirtschaftsmagazins entnommen, dass die Luxusgüter des Betrügers sehr werthaltig waren.
    Drei Jahre später wurde das Konkursverfahren abgeschlossen. Nachdem alle Konten des Pleitiers geräumt und alle Vermögenswerte liquidiert worden waren, blieben 75 Prozent des Geldes, das er bei seinen Anlegern eingesammelt hatte. Das heißt, dass ich mein Investment in Scheiße in diesen drei Jahren rund verdreifacht habe.
    Zwölftens. Der direkte Weg zu einem Investment ist immer der bessere. Es gibt Fonds, Dachfonds, Lebensversicherungen und diverse Garantieprodukte, die in Immobilien, Kunst, Gold oder Aktien investieren und deren Papiere ihr zeichnen könnt. Wenn ihr in Immobilien investieren wollt, wartet besser, bis ihr 15.000 oder 20.000 Euro für die Anzahlung habt, und kauft sie dann direkt. Wenn ihr in Kunst investieren wollt, kauft ein Bild. Wenn ihr in Aktien investieren wollt, kauft eine Aktie. Wenn ihr in Gold investieren wollt, kauft ein Stück Gold. Dadurch spart ihr Gebühren und andere Nebenkosten, die bei indirekten Investments anfallen. Außerdem könnt ihr so das Risiko besser abschätzen und steuern und eure Anlage besser wieder zu Geld machen. Eine Immobilie, ein Bild, ein Stück Gold oder eine Aktie könnt ihr immer verkaufen. Komplizierte Finanzprodukte wie Lebensversicherungen werdet ihr kaum noch los. Als Käufer dafür kommen am ehesten darauf spezialisierte Hedgefonds infrage. Die zahlen euch dafür aber nur einen Bruchteil eures eigenen Investments.

Thema eins
Aktien
    Intelligente Aktieninvestitionen bringen auf lange Sicht mehr als die meisten anderen Anlageformen. Angenommen, ein Anleger hat Anfang des 19. Jahrhunderts für einen Dollar Aktien großer amerikanischer Firmen gekauft und er und seine Nachfahren haben die Rendite daraus jeweils wieder in Aktien gesteckt – aus dem Dollar wären inzwischen 8,8 Millionen geworden.
    Aktien sind Anteilsscheine an Unternehmen. Die Besitzer der Unternehmen geben sie nur aus einem Grund aus: Sie brauchen Geld, um neue Produkte zu entwickeln oder neue Märkte zu erschließen. Sie wollen dafür keinen Kredit aufnehmen, den sie samt Zinsen zurückzahlen müssten. Als Aktionäre verdient ihr durch euren Anteil am ausgeschütteten Gewinn – der Rendite eurer Aktie – sowie an der Wertsteigerung der Aktie. Ihr könnt auch auf sinkende Kurse einer Aktie setzen, dann verdient ihr an ihrem Wertverlust.
    Die Wertentwicklung einer Aktie sollte von Angebot und Nachfrage abhängen. Doch das ist Theorie. Zahllose Faktoren beeinflussen sie. Hier sind drei davon.
    Erstens. Die Investmentbanken, die Unternehmen auf dem Weg an die Börse