Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)
euch auch mit den bei einem Investment anfallenden Nebenkosten für Notare oder Vermittler und mit Steuern, Abgaben und Gebühren auskennen. Die Steuern für ein Investment können zwischen null und sechzig Prozent eurer Rendite ausmachen. Mieten werden anders besteuert als Kursgewinne und die wieder anders als Dividenden und Zinsen. Es macht einen großen Unterschied, ob ihr ein Investment als Privatperson oder als Firma tätigt und welche Rechtsform diese Firma hat. Eine Privatperson darf in Deutschland eine Immobilie nach zehn Jahren steuerfrei verkaufen, davor zahlt sie je nach Einkommenssituation bis zu 50 Prozent des Gewinns. Eine Firma zahlt bei Immobilien immer 25 bis 35 Prozent. Bei manchen Investments will das Finanzamt sogar Steuern auf Gewinne, die ihr noch gar nicht realisiert habt.
Hände weg von Steuersparmodellen. Viele Anleger freuen sich, wenn sie dem Staat eins auswischen können, und übersehen dabei, dass hinter solchen Modellen oft extrem schlechte Investments stehen. Außerdem schläft der Fiskus nicht. Er kann die Lücke schließen und dann macht das Ganze erst recht keinen Sinn mehr.
Grundsätzlich solltet ihr euch damit anfreunden, dass Steuern zu bezahlen sind. Eure beste Möglichkeit im Umgang damit ist die Wahl eines guten Steuerberaters, der die komplexe Materie im Griff hat.
Besonders viel Aufmerksamkeit verlangen die Gebühren. Am Kapitalmarkt gibt es Managementgebühren, Depotgebühren und Vertriebsgebühren, bei Immobilien sind es Maklergebühren, Bankgebühren, Bonitätsfeststellungsgebühren, Grundbucheintragungsgebühren und Verwalterzustimmungsgebühren. Bei Gold zahlt ihr Ankaufspesen, Lagerungsgebühren und Versicherungsgebühren. Einige dieser Gebühren sind verhandelbar, andere, wie die staatlichen, nicht. Viele sind wie bei den Lebensversicherungen versteckt. Im Schnitt machen Gebühren 3 bis 25 Prozent eures investierten Kapitals aus und ihr zahlt sie unabhängig davon, ob ein Investment gut oder schlecht läuft.
Siebtens. Sucht euch gute Berater. In Hinterzimmern von Finanzdienstleistern könnt ihr nichts über das Investieren lernen. Verkäufer von Anlageprodukten denken meist nur an ihren eigenen Schnitt, auch wenn sie dann oft zu gierig oder zu dumm sind, um ihn zu machen. Gute Berater sind schwer zu finden. Ihr erkennt sie daran, dass sie viel Geld verdienen. Wer das tut, versteht etwas von seiner Sache.
Auf dem Weg zur finanziellen Unabhängigkeit müsst ihr lernen, über ein Investment auf Basis eurer eigenen Einschätzung und Recherchen selbst zu entscheiden.
Achtens. Es gibt kein Investment ohne Risiko. Länder, deren Staatsanleihen ihr besitzt, können pleitegehen. Firmen, deren Aktien ihr besitzt, können in einem Bilanzfälschungsskandal untergehen. Der Stadtteil, in dem eure Anlagewohnung liegt, kann sterben.
Investitionsrisiken sind nie theoretisch. Sie können immer schlagend werden.
Ihr könnt euer Risiko durch Streuung eurer Investments begrenzen. Am besten investiert ihr in drei verschiedene Anlageklassen, also zum Beispiel in Aktien, Anleihen und Immobilien. Innerhalb der Anlageklassen wählt ihr fünf bis acht verschiedene Investments, also etwa die Aktien von fünf bis acht Unternehmen. Zu breit zu streuen wäre auch ein Risiko. Wenn ihr Aktien von fünfzig verschiedenen Firmen und Anleihen von zehn verschiedenen Staaten haltet, verliert ihr den Überblick.
Euer Risiko hängt immer auch von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung ab. In Wirtschaftskrisen stürzen alle Aktien ab. Wenn Immobilienblasen platzen, verlieren alle Immobilien an Wert. Meist ist das Auf und Ab an den Märkten von Euphorie und Panik getrieben. Deshalb müsst ihr lernen, Risiko realistisch zu bewerten.
Die meisten Anleger leiden an Phantomängsten, Kleinanleger ebenso wie Profis. Als 1998 mit Long-Term Capital Management der damals größte Hedgefonds der Welt kollabierte, begann ich gerade meine Karriere bei der amerikanischen Investmentbank JP Morgan an der Wall Street. Einer der Direktoren trat vor uns hin und erklärte, dass wir vor dem größten Crash der Wirtschaftsgeschichte stünden, dass unser Finanzsystem zusammenbrechen werde und dass viele von uns in Zukunft ohne Job sein würden. Eine Fehleinschätzung, wie sich herausstellte. Trotzdem fielen zehn Jahre später während der Finanzkrise genau die gleichen Worte wieder und in zehn Jahren werden sie ganz bestimmt neuerlich fallen.
Der Zusammenbruch des Euro ist kein realistisches Szenario. Wer sich von
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