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Gegenschatz

Gegenschatz

Titel: Gegenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Moorfeld
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mit ins Bett bringen und muss ich das dann wieder von nebenan mit anhören? Ein Horrorgedanke!
    «Da ist ein Fahrrad im Kofferraum. Kann man das noch vorher raus holen?», unterbricht Marc plötzlich meine Gedanken. Einer der Feuerwehrmänner nickt und versucht, den Kofferraum zu öffnen, aber er klemmt. Er holt einen Rettungsspreizer, der wie eine riesige Zange aussieht und hebelt den Deckel auf. Das Mountainbike, das er herausfischt, wirkt unversehrt. Ich bin sehr erleichtert darüber aber bemerke, dass Marcs Gesicht bei dem Anblick seines Autos bleich geworden ist. Er sieht wild aus mit den zerzausten langen Haaren und den Bartstoppeln, die über Nacht noch etwas länger gewachsen sind. Ein Feuerwehrmann befestigt ein Schleppseil am Auto.
    «Fuck it!», schimpft Marc und fährt sich heftig schnaubend durch die Haare.
    Wir müssen uns zur Sicherheit weiter von den Fahrzeugen entfernen. Dann wird das Auto mit grauenhaften Quietschgeräuschen herausgezogen. Marc vergräbt sein Gesicht in den Händen. Ich lege tröstend meinen Arm um ihn. Da sieht er mich plötzlich an. Seine blaugrauen Augen bohren sich in mich hinein. Gibt er mir jetzt die Schuld für den Unfall?
    «Hilf mir Baby! Hilf mir den Cadillac zu vergessen!»
    Er umschlingt meine Hüfte, zieht mich zu sich heran und küsst mich leidenschaftlich. Ich schließe die Augen und gebe mich ihm ganz hin, fahre mit den Fingern durch sein Haar und genieße die Hände, die gierig über meinen Rücken und Po fahren. Wir sehen nichts davon, wie das Auto angehoben und abtransportiert wird.
    «Du tust so gut, Baby!»
    Ein Rettungssanitäter tippt Marc auf die Schulter. Er grinst uns an.
    «Entschuldigung! Da hier keine Verletzten sind, fahren wir jetzt wieder in die Stadt zurück. Wenn sie möchten, nehmen wir sie und das Fahrrad im Rettungswagen mit.»
    Natürlich können wir dieses Angebot nicht ablehnen und nehmen hinten im Rettungswagen platz. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Autos so schlecht gefedert sind, denn auf den schmalen Klappsitzen ist es reichlich unbequem hier drin. Aber natürlich bin ich froh, dass wir überhaupt eine Mitfahrgelegenheit haben.

    Als wir vor unserem – oder genauer Marcs - Haus ankommen, knurrt als erstes mein Magen. Schließlich habe ich seit gestern Mittag nichts essbares mehr zu mir genommen. Marc grinst über das Geräusch aus meinem Bauch und hilft mir, das Fahrrad im Keller zu verstauen. Dann steigen wir Hand in Hand die Treppenstufen zu unseren Wohnungen empor – ein befremdlich schönes Gefühl.
    «Zu mir oder zu dir, Süße?», fragt Marc, als wir vor unseren Wohnungstüren stehen.
    «Hast du denn etwas essbares im Haus?»
    «Nudeln und Tomatensoße!»
    «Zum Frühstück?», rufe ich entsetzt.
    «Dann besser zu dir, Süße!», antwortet er breit grinsend.
    Ich backe uns frische Brötchen auf und lasse eine Kanne Kaffee durch die Maschine laufen. Mein Magen schlägt schon Purzelbäume vor Hunger, aber ich komme kaum voran, weil Marc fortwährend um mich herum tänzelt, mich immer wieder küsst und streichelt. Zum Glück beginnt heute das Wochenende und ich muss nicht arbeiten.
    Sobald die Brötchen etwas abgekühlt sind, machen wir uns gierig darüber her. Endlich Essen! Gerade als Marc mich auf seinen Schoß ziehen, will, um mich zu liebkosen, klopft es an meiner Wohnungstür. Komisch! Ist die Klingel kaputt? Ich öffne und draußen steht Marcs Kumpel Tom.
    «Hi! Is Marc bei dir? Hab seine Stimme gehört!»
    Marc kommt neben mir zum Vorschein.
    «Hey Tom, was geht ab?»
    «Wenn du dich die ganze Nacht hier nebenan rumgetrieben hast, ist das ‘n ziemlich schlechter Scherz! Ich hab nämlich in deiner Wohnung vergeblich auf dich gewartet und die zwei Süßen, die ich für uns mitgebracht hatte, sind ziemlich sauer wieder abgezogen, als du nicht kamst.»
    «Ich war nicht hier, ich hatte nen Autounfall.»
    «Wow! Schlimm?»
    «Nur der Cadillac ist reif für die Schrottpresse. Uns ist nichts passiert.»
    «Und was machst du jetzt bei der da?»
    Er deutet missbilligend auf mich. Hab ich ihm irgend etwas getan?
    «Wir haben zusammen gefrühstückt!»
    «Hast du die Tussi also doch noch rumgekriegt?»
    Ich fühle mich sofort hundeelend und will mich gerade beleidigt in meine Wohnung zurückziehen, als mich Marc mit seinen Armen umschlingt und ein Entkommen unmöglich macht.
    «Sie heißt Julia und sie hat mich rumgekriegt!»
    Das klingt schon besser, wenn es auch nicht das ist, was ich eigentlich hören will. Ich vergrabe meinen

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