Gegenwind
ihn.
Mit staksenden Schritten kam die Maschine näher. Der Regen trommelte auf ihre Metallhülle. Am Fuß der Rampe blieb sie schließlich stehen und deutete mit surrenden Gelenken eine Verbeugung an. »Meister Anzati«, erklärte sie in kühl moduliertem Basic, »ich bin Devierfünf. Bitte folgt mir! Mein Herr erwartet Euch.«
Unwillkürlich beschleunigte sich der Schlag von Kells Herzen. Adrenalin strömte durch seine Adern. Die Fühler zuckten in ihren Hautfalten. Mein Herr erwartet Euch . Er atmete tief ein, zwang sich zur Ruhe. »Wer ist dein Herr? Krayt selbst?«
»Bitte folgt mir!«, sagte der Droide anstelle einer Antwort. Dann drehte er sich trippelnd herum und ging davon.
Kell stülpte die Kapuze des Anzugs über den Kopf, sah aber davon ab, sich die Schutzmaske vors Gesicht zu schieben, die an den Stoff angenäht war. Dann stapfte er die Rampe hinunter in den Sturm. Innerhalb weniger Sekunden hatte Korriban ihn bis auf die Knochen durchnässt. Kell regulierte seine Körpertemperatur, um die frostige Kälte der regnerischen Nacht zu kompensieren, und ließ sich von dem Droiden durch schon seit Ewigkeiten nicht mehr benutzte Wege hinabführen. Zu beiden Seiten ragten gewaltige Sith-Monumente in den dunklen Himmel. Er sah Metall und Stein, aber weder Ferrobeton noch Transparistahl oder irgendein anderes modernes Bauelement. Er wusste, dass in den meisten Regionen des Planeten neue Gebäude und Städte auf den Ruinen der alten erbaut wurden, und das schon seit vielen tausend Jahren – eine Schicht lag über der anderen, ein archäologischer Querschnitt der Sith-Zeitalter.
Doch niemand hatte es je gewagt, an dieser Stelle eine neue Siedlung zu bauen, denn hier befanden sich die ältesten Gräber und Tempel des Planeten. Hier waren Krayts Träume von Macht und Eroberung noch lebendig.
Ein Blitz zuckte über den Himmel, und einen Augenblick lang tauchte er die Nekropolis in weißes Licht und harte Schatten. Dieses kurze Aufflammen von Helligkeit überforderte die fotorezeptive Oberfläche von Kells Tarnanzug, und so leuchtete er erst auf, als ringsum schon wieder tiefe Dunkelheit eingekehrt war. Er blickte sich um. Noch immer konnte er nichts sehen, aber er spürte deutlich, dass ihn jemand beobachtete, dass sich ein mächtiges Bewusstsein auf ihn konzentrierte.
Vor ihm erhob sich ein breiter Turm aus uraltem Stein – Krayts Refugium. Spiralen dunkler Energie wirbelten um das Bauwerk, dessen glatte, schwarze Fassade nur stellenweise von Fenstern unterbrochen wurde – klaffenden Löchern, hinter denen nur noch größere Düsternis lag. Kell erinnerten sie an Münder, aufgerissen in stummem Protest gegen die unaussprechlichen Dinge, die hinter diesen Mauern vor sich gingen.
Der Protokolldroide stakste die breite Treppe vor dem Turm hinauf und blieb schließlich an einer eisernen Doppeltür stehen. Ihr dunkles Metall war mit Schriftzeichen und Mustern überzogen, die Alter und Rost allerdings zerfressen und unkenntlich gemacht hatten.
»Wartet bitte hier!«, bat die Maschine. Sie verbeugte sich noch einmal und verschwand dann im Innern des Turmes.
Kell verharrte unter Korribans erzürntem Himmel, inmitten von Wind und Regen und umgeben von den Grüften toter Sith-Lords. Reglos stand er da, seine Sinne ganz auf die unheimliche Umgebung konzentriert, und nur hin und wieder warf er einen Blick auf sein Chrono.
Dann erklangen Schritte jenseits der Tür, und als er den Kopf hob und die Augen zusammenkniff, sah er ein verschlungenes Netzwerk von Daen Nosi , die sich aus der Vergangenheit durch die Gegenwart in die Zukunft wanden und die gesamte Galaxis umspannten wie eine Würgeschlange, bereit, das Gefüge der Realität zu zermalmen.
2. Kapitel
DIE VERGANGENHEIT – 5000 JAHRE VOR DER SCHLACHT VON YAVIN
Relin und Drev saßen in nachdenklicher Stille nebeneinander, während ihr Sternenjäger zwischen den blau glühenden Wänden des Hyperraumtunnels dahinschoss. Meister und Padawan hatten ihre Augen auf das Kontrollpult gerichtet, und sie warteten geduldig auf das Piepen des Hyperraumsenders, den die Agenten der Jedi an Bord der Herold angebracht hatten. Wenn sie nicht bald ein Signal auffingen, mussten sie wohl davon ausgehen, dass sie Saes verloren hatten.
Drev überprüfte die Instrumente – zum sechsten Mal innerhalb der letzten beiden Stunden. »Scanner funktionieren tadellos«, erklärte er dann – zum nunmehr siebten Mal. Nachdem er Relin einen kurzen Seitenblick zugeworfen hatte, begann er,
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