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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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hören.
    »… unten.«
    »Wie war das, Jaden? Ich habe dich nicht verstanden.«
    »Er sagte, er geht nach unten«, meinte plötzlich eine Stimme neben seinem Ohr.
    Khedryn Faal wirbelte herum und riss seinen Blaster hoch. Kell packte das Handgelenk des Menschen und verdrehte es. Ein Schuss löste sich und fuhr in den Boden. Sabacc-Karten stoben in die Höhe wie aufgeschreckte Vögel. Ehe Faal ein zweites Mal abdrücken konnte, entglitt die Waffe seinen Fingern und fiel klappernd auf den Boden.
    Der Schrottsammler wirbelte herum, versuchte gleichzeitig, sich loszureißen und Kell mit seiner freien Hand einen Fausthieb zu verpassen. Doch der Anzati blockte den Schlag ab und packte auch den anderen Arm des Menschen. Vor seinen zusammengekniffenen Augen sah er das Farbspiel ihrer Daen Nosi , die sich drehten und wanden, einander umschlangen und wieder voneinander abließen. Mit einem Grinsen beugte er sich näher an den Menschen heran, der sich in seinem eisernen Griff hilflos wand und sich von einer Seite auf die andere warf. Ruhig , befahl er, ohne den Mund zu öffnen. Ganz ruhig!
    Khedryn Faal zeigte jedoch erstaunliche Widerstandskraft. Er fluchte und knurrte und riss und zerrte – und bekam schließlich seinen linken Arm frei. Ehe Kell ihn wieder packen konnte, verpasste er ihm einen Hieb gegen die Schläfe. Einen Menschen hätte dieser Schlag vermutlich das Bewusstsein gekostet, Kell hingegen verspürte nicht einmal Schmerz. Nur Überraschung – und milde Verärgerung.
    Er schloss seine Finger fester um Faals rechten Unterarm und brach ihm mit einer einzigen, ruckhaften Bewegung Elle und Speiche.
    Khedryn stöhnte, die Zähne zusammengebissen – eine weiße Mauer, hinter der er seinen Schmerz zurückhielt. Ein zweites Mal schlug er Kell ins Gesicht, dann ein drittes Mal. Der Anzati nahm die Schläge ungerührt hin. Er spürte, wie Blut aus seiner Nase rann, leckte es von den Lippen und riss den gebrochenen Arm des Menschen hart zur Seite.
    Die Knochen schnitten durch Fleisch und Gewebe wie ein Messer, und nun konnte Khedryn Faal seinen Schmerz nicht mehr einsperren. Er schrie laut auf, und Speichel stob von seinen zitternden Lippen. Kell blickte zu ihm hinab, genoss den Ausdruck der Qual in seinem Gesicht und drehte den Unterarm des Menschen langsam in die andere Richtung.
    Khedryns Schrei wurde noch schriller, und anstatt auf Kell einzuschlagen, packte er ihn nun am Handgelenk und versuchte, seinen Griff zu brechen. Fast hätte der Anzati gelacht. Er legte die Finger seiner freien Hand um Faals Kehle und hob ihn von den Füßen. Der Mensch hing zuckend von seinem Arm, und sein Schrei verwandelte sich in ein Röcheln. Die Adern an den Schläfen traten hervor, während er verzweifelt um Atem rang. Seine Stiefel traten wild gegen Kells Schienbeine.
    Der Anzati beobachtete einige Sekunden, wie Faals Körper sich wand, kniff dann die Augen zusammen und sah zu, wie die Daen Nosi des Menschen sich unter der erdrückenden Umarmung von Kells Schicksalslinie krümmten. Der weitverästelte Wurzelstrang von Khedryns möglicher Zukunft verwelkte und verschrumpelte, und mit jeder Sekunde, die Kell ihm die Kehle zudrückte, lösten sich mehr Möglichkeiten und Entscheidungen ins Nichts auf.
    Ganz ruhig , projizierte der Anzati ein zweites Mal in das Bewusstsein des Menschen, diesmal mit mehr Nachdruck. Khedryns Körper erschlaffte. Eines seiner Augen richtete sich auf Kells Gesicht, das andere starrte nach links, blickte seinem Ende entgegen.
    Aus reiner Gewohnheit öffnete Kell die Hautfalten an seinen Wangen, und die Fühler krochen langsam aus seinem Gesicht. Khedryn Faal schien sie überhaupt nicht zu bemerken. Kells Befehl und sein Schmerz waren alles, wofür in seinem Geist jetzt noch Platz war. Nicht einmal, als die Fühler seine Haut berührten, über seine Lippen auf seine Nase zukrochen, reagierte er.
    Erst, als die beiden dünnen Tentakel den Eingang in seinen Schädel gefunden hatten und in seinen Nasenlöchern verschwanden, zuckte Khedryn Faal zusammen. Seine Augen weiteten sich und der Kopf zuckte nach hinten, aber das war auch schon alles. Kell hielt den Geist des Menschen in einem noch unbarmherzigeren Würgegriff als seinen Körper, ließ allein seine Furcht und seinen Schmerz frei fließen, auf dass er sich daran laben konnte. Als die Fühler sich durch das Nasengewebe des Menschen nach oben fraßen, sammelten sich Tränen in Khedryns Augen, und Blut begann, neben den zuckenden Ranken der Tentakel aus

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