Gegenwind
Komlink schnitt in diese Gedanken und ließ den Jedi zusammenzucken. Es hatte geklungen wie Blasterfeuer.
»Hast du etwas gesagt, Khedryn?«
Allein Statik antwortete ihm. Vielleicht war die Verbindung nun völlig zusammengebrochen.
Jaden blickte auf den Knopf neben den Aufzugtüren hinab, streckte die Hand danach aus, da zuckte eine düstere Erinnerung in seinem Geist auf. Plötzlich war er wieder auf der Centerpoint-Station, und der Knopf vor ihm aktivierte nicht den Lift, sondern die Luftschleuse. Sein Blick zuckte nach oben, und er erwartete fast, das winzige Sichtfenster zu sehen, durch das ihn weit aufgerissene Augen anstarrten. Doch natürlich war da nur das graue Metall der Doppeltür. Jaden bemerkte, dass er den Atem angehalten hatte. Er ließ ihn langsam entweichen und zog die Hand zurück.
Stattdessen drehte er sich noch einmal um und blickte über das Bild der Zerstörung hinweg, das sich im Licht seiner Klinge um ihn herum ausbreitete. Der Anblick hatte etwas von einem unheimlichen Friedhof, mit zerfetzten Droidenteilen als Grabsteinen. Am Rande seines Blickfeldes konnte er gerade noch den Umriss der Leiche erkennen. Ihr Körper war bis über die Grenzen der Unkenntlichkeit hinaus verbrannt, aber Jaden hatte doch den Eindruck, dass es sich dabei um eine Frau gehandelt hatte. Das Bild von Dr. Grau tauchte vor seinem Auge auf – ihr nervöser Blick, ihre zuckende Hand, ihre Angst.
Jaden wandte sich mit zusammengebissenen Zähnen um und streckte seine Hand ein zweites Mal nach dem Aufzugknopf aus. Der Gedanke, dass dieselbe Hand mit derselben Bewegung zwei Dutzend Menschen in die Kälte des Alls hinausbefördert hatte, quälte ihn immer noch, aber diesmal ließ er sich davon nicht abhalten. Er drückte den Knopf, und jenseits der metallenen Wände begann ein Mechanismus zu summen. Der Aufzug funktionierte also immer noch.
Jaden stand angespannt da, das Lichtschwert kampfbereit an der Seite, und versuchte, seine Schuld und die Erinnerungen an Centerpoint abzustreifen, während die Kabine den Schacht emporkroch.
Es dauerte einige Sekunden, ehe die Türen sich öffneten – die andere Etage lag also vermutlich mehrere Dutzend Meter unter dem Boden –, und als sie dann schließlich aufglitten, gaben sie den Blick auf eine dunkle, enge Kammer frei. Etwas lag auf dem Boden. Jaden hob das Lichtschwert.
Es war Dr. Graus Kopf. Obwohl verbrannt und mumifiziert, konnte Jaden ihre Züge immer noch erkennen. Der lippenlose Mund klaffte weit auf, und die dunklen Augenhöhlen starrten zu ihm hinauf, bohrten sich in seine Brust.
Die Angst der Wissenschaftlerin war also berechtigt gewesen.
Einen Moment blieb der Jedi reglos stehen, unfähig, sich zu bewegen oder auch nur den Blick abzuwenden, ehe ein Schwall statischen Rauschens ihn schließlich aus dieser Starre befreite.
»Ich gehe jetzt nach unten«, murmelte er ins Komlink. Er wusste nicht, ob Khedryn ihn hören konnte, aber im Moment machte das wohl auch keinen Unterschied.
Er trat in die Kabine, ohne den Blick noch einmal zu Dr. Graus Kopf zu senken, und beobachtete, wie die Türen sich schlossen. An der Wand daneben gab es zwei Knöpfe. Einen mit einem Pfeil nach oben, einen mit einem Pfeil nach unten. Jaden drückte Letzteren, und kaum, dass er seine Hand zurückzog, setzte sich der Lift auch schon in Bewegung.
»Ich komme zurück«, sagte Khedryn, doch alles, was ihm antwortete, waren Störgeräusche. Vermutlich war die Verbindung mittlerweile völlig zusammengebrochen. Er wollte schon einen neuerlichen Fluch ausstoßen, als er vor sich auf dem Boden etwas entdeckte – ein Päckchen Sabacc-Karten. Vermutlich hatten sie zum Inventar des Aufenthaltsraumes gehört.
Aus einem Impuls heraus kniete er sich hin und hob das Päckchen auf. Es löste sich zwischen seinen Fingern auf, und die Karten fielen zusammen mit dicken Staubflocken auf den Boden. Khedryn schmunzelte. Besser hätte sie auch ein Kartengeberdroide nicht mischen können. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, dann zog er aufs Geratewohl vier Karten aus dem Gewirr und steckte sie in die Hüfttasche seines Raumanzugs, ohne sie auch nur anzusehen. Dennoch redete er sich ein, dass es eine Plus Dreiundzwanzig war. Ich habe ein unschlagbares Blatt. Niemand kann mich besiegen. Dieses Spiel hier werde ich gewinnen. Nicht einmal Jedi-Sith-Klone können eine Plus Dreiundzwanzig schlagen, verdammt!
Sein Komlink würgte noch mehr Störgeräusche aus, aber im Hintergrund war Jadens Stimme zu
Weitere Kostenlose Bücher