Gegenwind
seinen Nasenlöchern zu rinnen. Es sickerte in seinen Bart, tropfte in seinen halb offenstehenden Mund, der lautlose Worte formte. Hilfe war eines davon, ein anderes Jaden.
Erst da wurde Kell bewusst, was er eigentlich tat. Er riskierte alles, worauf er so lange hingearbeitet hatte – die Chance auf allumfassendes, unendliches Wissen –, nur weil er seinen Hunger nicht kontrollieren konnte.
Die Suppe dieses Menschen zu verschlingen würde ihm nichts bringen. Sie war zu schwach, um die Grenzen seines Geistes auszudehnen und ihm die Wahrheit über das Universum zu eröffnen. Kell blickte noch einmal auf ihre Daen Nosi hinab. Sie waren ineinander verschlungen, aber sie waren nicht miteinander verbunden. Khedryn Faals Schicksalslinie führte ins Nichts, in die Schwärze, fort von dem hellen Leuchten des Universums.
Dieser Mensch konnte ihm nicht geben, was er wollte. Niemand konnte das – nur Jaden Korr.
Ihre Schicksalslinien waren verbunden, und nur, indem Kell seine Zähne in das Bewusstsein des Jedi schlug, konnte er das große Geheimnis lösen und das Wissen in sich aufnehmen, nach dem er schon seit Jahrhunderten strebte. Wenn er sich jetzt allerdings an diesem unbedeutenden Opfer labte, mochte er später nicht mehr in der Lage sein, Jaden Korrs Geist völlig zu verschlingen – dann wäre alles umsonst gewesen.
Angewidert von sich selbst – und von Khedryn Faal – zog er seine Fühler zurück. Mit einem feuchten, schlurfenden Laut rutschten sie aus der Nase des Menschen, gefolgt von einem Sturzbach an Blut und Schleim. Kell ließ den Menschen auf den Boden fallen, wo er zu einem nach Atem ringenden, zuckenden Haufen zusammensank.
Khedryn hustete, spuckte Blut aus, presste sich die heile Hand an den Hals und zog die Beine an den Leib, bis er wie ein Fötus zwischen all dem Staub und Abfall lag. Verächtlich starrte Kell auf ihn hinab. Der Gedanke, dass er diese wertlose Kreatur beinahe verschlungen hätte, erfüllte ihn nun nur noch mit Ekel.
Schließlich rollte Khedryn sich auf den Rücken und blickte zu dem Anzati hinauf. Noch immer quollen Tränen aus seinen Augen, und ein Netz geplatzter Äderchen umrahmte seine Iris. Blut und Schleim verklebten den Bart.
»Was bist du?«, keuchte er, seine Stimme so rau wie eine Raspel.
Fast hätte Kell geantwortet: Ich bin ein Geist , aber dann besann er sich doch eines Besseren. »Ich bin ein Pilger«, entgegnete er.
Faals Gesicht verzerrte sich noch ein wenig mehr, als Verwirrung sich zu Schmerz und Furcht hinzugesellte. Dieser Ausdruck gefiel Kell nicht, darum rammte er kurzerhand die Sohle seines Stiefels hinein. Der Mensch gab keinen Ton von sich, und so war deutlich zu hören, wie seine Nase brach. Er verdrehte die Augen und sackte bewusstlos zurück auf den Boden, während noch mehr Blut aus seiner Nase sprudelte. Kell grinste, anschließend hob er den Blaster auf, den Faal fallengelassen hatte. Er durchsuchte die reglose Gestalt nach weiteren Waffen, fand jedoch keine, und nahm ihr dann noch das Komlink ab. Während er sich wieder erhob, erwog Kell, Faal mit seinen Vibroschwertern die Kehle durchzuschneiden oder ihm eine Wunde beizubringen, die ihn langsam und qualvoll töten würde. Letzten Endes wandte er sich aber einfach ab und ging davon.
Er empfand diesem Menschen gegenüber nur noch Gleichgültigkeit. In der Vergangenheit hatte ihn das zwar nur selten davon abgehalten, einem Leben ein Ende zu setzen, aber er entschied, dass nun damit Schluss sein musste. Immerhin konnte er nicht ausschließen, dass eben dieses teilnahmslose Morden der Grund dafür war, dass sich ihm die Offenbarung so lange verwehrt hatte. Von nun an wollte er nur noch töten, wenn sein Geist mit flammender Leidenschaft danach verlangte – und im Augenblick schrie sein Geist nur einen einzigen Namen: Jaden Korr.
Der Anzati schlich weiter durch den Korridor. Wenn der Jedi nach unten gegangen war, würde er ihm dorthin folgen.
Als Khedryn Faals reglose Gestalt hinter ihm zurückblieb, zuckte ein Schmunzeln um Kells Mundwinkel. Er hatte nicht gelogen, als er dem Schrottsammler erklärt hatte, er wäre ein Pilger. Seit Jahrhunderten schon befand er sich nun auf dieser Wallfahrt – und in wenigen Minuten würde er sein Ziel endlich erreicht haben.
Er schwamm durch ein Meer aus Schmerz und Schwärze, versuchte verzweifelt, die Oberfläche zu erreichen, ehe ihm die Luft ausging. Seine Lunge begann zu brennen, der Drang einzuatmen wurde immer stärker. Er öffnete den Mund, und
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