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Gegenwind

Gegenwind

Titel: Gegenwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul S. Kemp
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Moment hinausgezögert.«
    Relin hob sein eigenes Schwert. Jedes weitere Wort war überflüssig. Langsam begannen die beiden, einander zu umkreisen, die Augen fest auf das Gesicht des Gegners gerichtet. Sie kannten die gegenseitigen Schwächen und Stärken, konnten in den Bewegungen des anderen lesen wie in einem Buch. Saes war größer und stärker. Relin war schneller.
    Auf dem Chrono des Jedi blinkten die Zahlen auf und erloschen dann wieder. Noch dreiunddreißig Sekunden.
    »Hin und wieder habe ich Eure Gesellschaft vermisst«, sagte Saes. Die Ehrlichkeit des Sith überraschte Relin.
    »Du hast einen einsamen Pfad eingeschlagen. Aber es ist nie zu spät, um umzukehren.«
    Saes’ Lächeln reichte von einem Kieferhorn zum anderen, aber seine Augen blieben eisig kalt, und die Leere in ihnen erinnerte Relin an die Kluft zwischen den Sternen – an die Kluft zwischen dem Wesen seines ersten und seines zweiten Padawans.
    »Ihr seid es, der einen einsamen Pfad gewählt hat. Die Jedi lehren und leben Selbstverleugnung. Das ist ihre Schwäche. Das wird ihr Untergang sein.«
    »Wie wenig du begreifst«, entgegnete Relin. »Was die Jedi lehren, ist die gegenseitige Abhängigkeit allen Lebens, das Wissen um die Macht, die uns alle verbindet.«
    Der Kaleesh spuckte seinem einstigen Lehrmeister vor die Füße. »Das ist eine Lüge! Ihr habt versucht, mich meiner selbst zu berauben, mich ebenso leer und hohl zu machen wie Ihr es seid.«
    Relins Lippen zuckten. Saes sah, dass er die alten Wunden aufgerissen hatte und legte böse grinsend seinen Finger darauf.
    »Wann habt Ihr zum letzten Mal etwas mit wahrer Leidenschaft gefühlt? Wann habt Ihr zum letzten Mal wirklich gelacht, Relin? Oder die Berührung einer Frau gespürt? Wann?«
    Der Jedi schüttelte den Kopf. Nicht etwa, weil die Worte des Sith Zweifel in ihm säten, sondern weil sie ihm vor Augen führten, wie tief sein einstiger Padawan gesunken war.
    »Ihr habt recht: Es ist nie zu spät umzukehren. Also seht Euren Fehler ein. Verleugnet nicht länger die Wahrheit und schließt Euch mir an, Relin! Ich werde Euch zu Meister Sadow persönlich bringen.«
    »Das glaube ich kaum«, erwiderte Relin.
    Saes atmete aus. »Na schön«, sagte er und griff nach einer Tasche am Gürtel. »Wenn Ihr erlaubt?«
    Relin wusste nur zu gut, was der Sith unter seiner Robe verborgen hatte. Er nickte.
    Daraufhin zog der Sith eine weiße Gedächtnismaske hervor und drückte sie sich auf das Gesicht. Die ovale Maske hakte sich am Kiefer ein und begann, sich den Wünschen des Trägers entsprechend zu verformen, bis sie dem Schädel eines Erkush glich – einem großen Raubtier, das auf Saes’ Heimatwelt Kalee lebte.
    »Was ist mit der echten Maske passiert?«, fragte Relin.
    »Die trage ich nur noch, wenn ich ganz besondere Beute jage«, meinte der Sith. Dann griff er an.
    DIE GEGENWART – 41,5 JAHRE NACH DER SCHLACHT VON YAVIN
    Jadens Schiff tauchte aus der blauen Endlosigkeit des Hyperraums auf, und während der Bordcomputer den dunklen Filter vom Transparistahl der Cockpithaube entfernte, überprüfte der Jedi ihre Koordinaten. R6 hatte gute Arbeit geleistet: Sie waren am Rande der Unbekannten Regionen in den Normalraum zurückgefallen.
    Vor ihnen drehte sich Fhost in der Schwärze des Alls. Den Neuankömmlingen hatte er seine Nachtseite zugekehrt, und wie die meisten so abgelegenen Planeten verfügte er weder über eine orbitale Andockstation noch über Verteidigungsanlagen oder Verwaltungseinrichtungen der Galaktischen Allianz. Abgesehen von einem alten Wetter- und einem noch älteren Kommunikationssatelliten war der Orbit also leer. Keine Frage: Wer hier draußen lebte, war auf sich allein gestellt.
    Der Anblick erfüllte einen kleinen Teil von Jadens Bewusstsein mit dem Verlangen, einen Schlussstrich unter sein bisheriges Leben zu ziehen und auf einer wilden, unabhängigen Welt in einem entlegenen Winkel der Galaxis – einer Welt wie Fhost – noch einmal ganz von vorne zu beginnen, ohne Regeln und Verpflichtungen. Der große Rest seines Bewusstseins enttarnte diesen Wunsch jedoch schnell als Fluchtfantasie. Es ging ihm nicht darum, ein neues Leben zu beginnen – er wollte lediglich den Problemen seiner alten Existenz entkommen.
    Seufzend aktivierte er den Ionenantrieb und steuerte seinen Z-95 um die Wölbung des Planeten herum. Ein paar Minuten jagte das Schiff der Tag-Nacht-Grenze hinterher, bis schließlich die Sonne des Fhost-Systems über dem Horizont auftauchte.
    »Bring uns in

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