Gegenwind
ihnen.
»Ich werde versuchen, sie abzuschütteln«, sagte Jaden.
Noch ehe Khedryn antworten konnte, erschütterte ein heftiger Aufprall die Schrottkiste .
Marr stöhnte auf, als ein Laserstrahl sie am Heck streifte und das Schiff sich aufbäumte. Jaden nahm beides wahr – die Erschütterung und die Reaktion des Cereaners –, ohne allerdings darauf zu reagieren. Er war tief in der Macht versunken, und ihre Wärme schenkte ihm Ruhe und Konzentration. Er steuerte die Schrottkiste nicht nach Sicht, sondern nach Gefühl, mit halb geschlossenen Augen und weit geöffnetem Bewusstsein. Seine Sinne durchdrangen das Durcheinander umherwirbelnder Trümmer, und er fühlte jeden einzelnen Eisblock, jeden einzelnen Felsbrocken, als wäre es ein Teil seines Körpers. Sie waren alle miteinander und nun auch mit ihm verbunden. Die Schrottkiste wurde derweil zu einer physischen Manifestation seines Willens, reagierte auf seine Befehle, während sie durch sein Bewusstsein zuckten.
Er dachte nicht bewusst nach, handelte rein instinktiv, und seine Hände huschten so schnell über die Kontrollen, dass sie vor seinen Augen verschwammen. Der Frachter tauchte steil nach unten ab, raste anschließend in noch steilerem Winkel wieder nach oben, drehte sich um die eigene Achse, schoss nach links, dann nach rechts, knapp an einem Felsbrocken vorbei, der dreimal so groß war wie das Schiff. Ein zweiter Gesteinsblock trudelte von der Seite her auf sie zu, und Jaden drehte den Frachter auf den Rücken und schoss unter dem gezackten, grauen Brocken hindurch. So ging es immer und immer weiter, und jede Sekunde trug Dutzende neue, tödliche Hindernisse in den Weg des Frachters. Jaden wich ihnen aus, und die kleineren Partikel, die gegen die Cockpitscheibe prasselten, schienen ihm höhnisch Beifall zu klatschen.
Die Klingen eröffneten erneut das Feuer, und Linien grünen Lichts sausten rings um sie herum durch das Chaos. Einige von ihnen trafen Eisblöcke und sprengten sie in kleinere, aber nicht minder gefährliche Trümmer, und der Spießrutenlauf durch die Ringe des Gasriesen wurde dadurch zu einem noch schwierigeren Unterfangen. Jaden ließ die Schrottkiste um die Laserstrahlen herumtanzen, legte sie dann auf die Seite und raste durch einen Schauer glitzernder Eiskristalle hindurch, dicht an einem gewaltigen Felsbrocken vorbei. Ehe die Sternenjäger ihn wieder im Schussfeld hatten, tauchte er fast senkrecht nach unten weg, durch die schmale, schnell enger werdende Lücke zwischen zwei aufeinander zutreibenden Trümmern hindurch. Kaum, dass der Frachter sie passiert hatte, stießen sie gegeneinander, scheinbar träge in der Leere des Alls, aber doch mit alles zermalmender Wucht. Als Jaden die Schrottkiste nun wieder aufrichtete, sah er in der Ferne eine blassblaue Perle – den Eismond aus seiner Vision. Kurz blickte er ihn sehnsüchtig an, dann spürte er das nächste Hindernis auf sich zukommen und riss den Frachter nach links.
Laserstrahlen blitzen durch das Trümmerfeld, als die Klingen von oben auf die Schrottkiste herabstürzten, ein dicht gewebtes, grün glühendes Spinnennetz, durch das der Frachter sich in spiralförmigem Sinkflug hindurchwand. Einer der Schüsse streifte sie, und Marr keuchte erneut auf. Der Jedi neben ihm blieb völlig ruhig. Er spürte die Sternenjäger über sich, fühlte ihre Bewegungen – und reagierte, indem er das Schiff in einer engen Kurze nach rechts zog und dann wieder in die Höhe lenkte.
Der Cereaner wischte sich den Schweiß von der Stirn und beugte sich zum Interkom vor. »Was kannst du da hinten erkennen, Captain?«
Khedryns Antwort klang so scharf wie eine Vibroklinge. »Zwei Klingen sind zerstört. Die anderen verfolgen uns immer noch. Diese Kerle sind echt hartnäckig und gute Piloten noch dazu.«
Jaden schmunzelte. Die Jäger-Piloten waren gut – in einigen von ihnen spürte er sogar eine gewisse Machtempfänglichkeit, was ihre außergewöhnlichen Reflexe erklärte. Doch er war besser.
Jadens waghalsige Flugmanöver hatten ihr erstes Opfer gefordert – die internen Stabilisatoren waren mittlerweile völlig zusammengebrochen, und nun wurde Khedryn bei jeder Wende und jeder Fassrolle in seinen Sitz gepresst. Hin und wieder, wenn das Blut zu schnell in seinen Kopf schoss, verschwamm seine Sicht für ein paar Sekunden, und er schwor sich, nie wieder einen Jedi ans Steuer seines Schiffes zu lassen – sofern sie die nächsten fünf Minuten überlebten, was alles andere als gewiss war.
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