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Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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schießen, aber er fand nichts mehr zum Werfen.
    Wenn er es schaffte, weit genug die Leiter hinunterzukommen, dann konnte er einen Teil des Tunnels damit zum Einsturz bringen, aber er war sich sicher, daß Stark noch den Amorphus hatte.
    Offensichtlich war Stark jenseits aller Rationalität. Er hatte zwar mit seinem Gewehr eingebildete Feuerstöße abgegeben, hatte sich aber auf der anderen Seite nicht gegen den Amorphus gewendet und ihn zerdrückt, nachdem er ihn schrumpfen ließ. Wenn er nur herausbekommen könnte, wie weit Stark noch zwischen Freund und Feind unterscheiden konnte, dann konnte er vielleicht nahe genug an ihn herankommen, um ihm seine Raserei auszureden. Er rief nach unten: „Stark? Ich bin’s, Welsh. Ich komme jetzt herunter. Hörst du mich? Stark?“
    Er wartete auf eine Antwort, aber von unten kam nur Schweigen. Er rief noch einmal. „Stark?“ Es kam keine Antwort. Stark hatte sich offensichtlich von jedem verbalen Kontakt abgeschnitten. Er hatte sich vor Worten zurückgezogen; ihm blieben nur noch Handlungen. Wenn Welsh es nur schaffen konnte, ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, dann konnte er ihn auch ohne Worte beruhigen. Aber erst mußte er einmal die Leiter hinunterkommen.
    Er machte sich auf den Weg nach unten, aber eine Detonation in direkter Nähe der Leiter hätte ihn fast davon herabgeschüttelt. Er hoffte, daß einer der Schüsse von Stark durch das Funkgerät gegangen war, damit sie sich nicht mit der Artillerie darauf einstellen konnten. Die Tatsache, daß in dem Schacht keine Granate gelandet war, ließ den Schluß zu, daß entweder Stark das Funkgerät zerstört hatte oder daß sie oben noch nicht daran gedacht hatten, sich mit ihren Schüssen danach zu richten. Er drehte sich auf der Leiter um und begann hinabzusteigen. Er ging dabei Schritt für Schritt vor und hielt sich an der Außenseite der Leiter fest, um sich im Notfall sofort hinaufschwingen zu können.
    Er senkte seinen Fuß auf der Suche nach der nächsten Stufe, fand sie und senkte dann seinen linken Fuß, um die nächste zu finden. Er hörte, wie die Metallstufen der Leiter hohl klangen und fühlte, wie von der Wand her Steinstückchen gegen sein Bein flogen. Er riß seinen Fuß hoch, als sei er auf eine heiße Platte getreten, ging noch eine Stufe höher und sah sich sein Bein an. Weniger als einen Zentimeter von seinem Bein entfernt war ein Loch in seinem Hosenbein. Stark war entweder zu verstört, um richtig zielen zu können, oder er versuchte absichtlich Welsh davor zu warnen, weiter die Leiter hinunterzukommen, ohne ihn töten zu wollen. Welsh runzelte die Stirn. Er war sicher gewesen, daß die Tatsache, daß er rückwärts, also in einer schutzlosen Haltung, die Leiter heruntergekommen war, statt mit dem Gesicht nach vorn, wie das ein Rehab getan hätte, Stark seine Absichten so deutlich gezeigt hatte, daß er nicht schießen würde.
    Er sah das Loch in dem roten Stoff einen Moment lang an, bevor ihm klar wurde, warum Stark überhaupt auf ihn schoß. Er trug noch die Uniform, die er sich bei den Panzern geholt hatte, um weiterzukommen. Hastig machte er die Kombination auf, trat abwechselnd erst auf das eine und dann das andere Bein und zog sie aus. Dabei war es schwierig, sich gleichzeitig an der Leiter festzuhalten und den Diminutor nicht fallen zu lassen, aber schließlich schaffte er es. Er verfluchte sich, daß er daran nicht früher gedacht hatte, zerknüllte die Uniform zu einem Knäuel und warf sie den Schacht hoch über den Rand hinaus. Er ging soweit die Leiter hinunter, daß Stark seine Füße noch nicht sehen konnte, und rief noch einmal hinunter.
    „Stark? Bist du da unten? Den Rehab habe ich erledigt, er ist tot. Ich komme jetzt runter. Falls noch mehr kommen, brauchst du Hilfe. Alles klar?“
    Es war schwierig, mit einer Hand den Griff des Diminutors und die Seite der Leiter festzuhalten. Langsam bewegte er seinen Fuß zu der nächsten Stufe und kletterte ungeschickt hinunter. Er hing hauptsächlich an einer Hand und fühlte mit dem Fuß nach der nächsten Sprosse.
    Endlich erreichte er die entscheidende Stelle und bewegte seinen Fuß langsam nach unten. Er wartete darauf, jeden Augenblick die Kugeln zu spüren, die ihm den Knöchel zerschmettern würden, aber nichts geschah. Den nächsten Schritt machte er entschlossener, nicht so schnell, daß Stark davon erschreckt würde, aber auch nicht so langsam, daß es aussah, als habe er Angst. Stark wartete vielleicht nur darauf, daß

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