Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gegner des Systems

Gegner des Systems

Titel: Gegner des Systems Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
Vom Netzwerk:
zum nächsten Abend brauchte sie nicht wieder hinzugehen, und sie freute sich auf die lange Pause. Sie war überrascht, daß Welsh so frei über Light sprach, als sie heimkam.
    „Die Abhöranlagen im Haus sind alle hinüber“, erzählte er ihr. „Jetzt haben sie aber vielleicht Außenmikrofone. Hast du irgendwelche außergewöhnlichen Autos in der Gegend bemerkt?“
    „Ja. Die Straße runter. Zwei Männer saßen drin.“
    Welsh nickte. „War ein Scheinwerfer darauf?“
    „Ist mir eigentlich nicht aufgefallen.“
    Welsh schürzte verständnisvoll die Lippen. „Radarmikrofon. Sie überwachen uns von außen, bis jemand herkommen kann, um alles zu reparieren. Falls ich mich verspäte: 4 A.“
    Eves Augen weiteten sich ein wenig vor Überraschung. Sie hatten eine Reihe von Orten verabredet, an denen sie sich treffen könnten, falls sie je getrennt würden – je ein Platz für die verschiedenen Wochentage und jeder mit unterschiedlichem Rang. Einige waren sogar tausend Meilen entfernt, falls eine regionale Katastrophe stattfinden sollte. Er hatte ihr gerade einen Platz genannt, zu dem sie gehen sollte, falls er mehr als eine Stunde Verspätung hatte. Das A sagte ihr, daß sie jederzeit abmarschbereit sein sollte, und die Vier, wo sie ihn treffen konnte.
    Etwas stimmte nicht, aber er wußte nicht, was es war. Auch Eve fühlte es. Vielleicht war es die Warnung, die Light ausgesprochen hatte. Ihm schien es aber eher etwas zu sein, was er wußte und doch wieder nicht wußte. Er brauchte nichts zu sagen. Eve fing die Schwingungen auf. Sie sah ihn zweifelnd an, als wünschte sie, daß er nicht ginge. Einen Augenblick lang überlegte er sich, ob er sich einfach mit ihr ins Auto setzen und wegfahren sollte. Sie waren nicht zu weit vom Amorphus entfernt, und es würde wahrscheinlich die letzte Möglichkeit sein, bei zahlenmäßig geringer Überwachung zu verschwinden.
    Offensichtlich waren ihm an diesem Tag nur zwei Männer zur Überwachung zugeteilt worden, und sie konnten mit ihrem Mikrofon nur einen Teil von dem aufnehmen, was sich abspielte. Sie konnten einfach die Straße hinunterfahren, neben dem Wagen anhalten, zwei Schüsse abfeuern, und dann würde es Stunden dauern, bis die Rehabs wieder ihre Spur fanden. In der Zwischenzeit würden sie im Amorphus sein. Er hatte den nagenden Verdacht, dies würde das letzte Mal sein, daß sie eine solche Möglichkeit bekamen, und er verspürte den Impuls, sie zu ergreifen.
    Es gab nichts, was ihn dazu verpflichtete, auch nur noch ein einziges Mal zur Universität zurückzugehen, ebensowenig wie es für Eve einen Grund gab, zum Krankenhaus zurückzugehen, aber sie gingen, weil es Menschen gab, deren Leben davon abhing, selbst wenn sie damit ihr eigenes riskierten. Er entschloß sich, an diesem Abend wegzugehen. Eve würde sicher genügend viele Patienten im Amorphus finden, Patienten, die sie nötiger hatten, weil sie auf dem üblichen Weg keine medizinische Betreuung bekommen konnten. Es war schon möglich, daß es dort einen Arzt gab, aber er hatte das Gefühl, daß es nicht viele waren, und sie würden wahrscheinlich von Amorphus zu Amorphus reisen, wo immer sie gebraucht wurden.
    Aber es gab Warnungen, die er vorher aussprechen mußte und vor denen er sich nicht drücken konnte. Eve spürte, daß eine Entscheidung gefallen war, daß in ihrem Leben sich eine grundlegende Veränderung einstellen würde. Keine halbe Stunde, nachdem er gegangen war, würde sie alles, was ihr am wichtigsten war, in den kleinen Koffer gepackt haben.
    Es gab zwar viel, was ihnen gehörte, aber nichts von ihrem Besitz besaß sie. Da war nichts unter ihren Gütern, was sie nicht hätten zurücklassen können, ohne sich danach noch einmal umzusehen. Wahrscheinlich würde Eve nur ihre schwarze Tasche mitnehmen, und selbst die könnte sie im Notfall zurücklassen. Welsh besaß nichts, auf das er nicht leicht verzichten konnte.
    Als er ihr den Abschiedskuß gab, hatte er jenes Gefühl, das man den Menschen zuschreibt, die in ein dem Untergang geweihtes Flugzeug einsteigen und vorher fast noch ihre Meinung ändern. Es war beinahe so, als gäbe er ihr den letzten Abschiedskuß, und er war sich nicht sicher, ob es daran lag, daß er nicht zurückkehren würde, oder daran, daß sie nicht da sein würde, wenn er zurückkam. Das aber war eine Vorstellung, um die er sich nicht zu kümmern brauchte. Er machte sich unnötige Gedanken, sagte er sich selbst, er hatte noch Zeit, Light hatte unrecht.
    Er wandte sich

Weitere Kostenlose Bücher