Geh auf Magenta - Roman
Gelächter.
Bastien schenkte reichlich nach, und jeder stimmte ihm zu, das sei absolut inakzeptabel, so etwas mache man einfach nicht.
»Da muss man zusammenhalten«, sagte Erik und prostete den Jungs zu, dem Typen müsse man die Grenzen aufzeigen, wenn so etwas erst einmal einreiße, gäbe es kein Halten mehr, nein, absolut inakzeptabel.
»Der sieht kein Land mehr«, sagte Rob düster. »Nur noch von unten.«
Er fügte hinzu, dass es einfach so etwas wie eine feindliche Übernahme sei und dass darauf in manchen Ländern die Höchststrafe stehen würde: der Tod. Erik wurde lauter, vollkommen klar, hier hätte man das Problem des Über-Zivilisierten, sozialer Strafvollzug und so ein Quatsch, besser einfach die Rübe ab, was für weiteres Gelächter sorgte. Bastien fragte Kevin, wie er denn in seinen besten Zeiten da vorgegangen wäre, woraufhin dieser abwinkte, das sei einfach schon zu lange her, wie in einem anderen Leben, wenn man ihn fragen würde. »Das war einfach nur eine üble Zeit. Dauerhaft diese Schlägereien. Richtig übel.«
»Wo warst du –«
»Türsteher? Im Crowd , ziemlich heftig. Dann noch woanders.«
Alle nickten bewundernd, der Vorhof vom Crowd war berühmt für seine Eskapaden, manche Prügel-Profis kamen seinerzeit nur deshalb dahin, was auch der Grund für die Schließung vor einigen Jahren war.
»Ihr Jungs müsst echte Profis sein. Für mich wäre das ja nichts, wirklich – irre«, sagte Erik.
»Für mich auch nicht«, entgegnete Kevin leise.
»Und was machst du jetzt?«, fragte Bastien. Ihn beschlich das ungute Gefühl, dass dieser Tiger seine Zähne verloren hatte und nicht mehr der fleischige Rammbock und Garant für den Erfolg des Unternehmens war.
»Hier und da kellnern, meistens bei den Indern in Pankow.«
Das klang nach Gandhi und Nächstenliebe, Bastien sah bereits alle Felle davonschwimmen, auch Rob schaute etwas unsicher drein, schien Bastien mit einem Seitenblick aber signalisieren zu wollen, dass man den eben nur wieder aktivieren müsse – einfach nur dran glauben, hieß das, dieser Mann sei eine Waffe. Er forderte ihn auf, nun von seinem Plan zu berichten, und Bastien ließ einige dramatische Sekunden verstreichen, bevor er begann: »Also, wenn ich weiß, wann sie ihn erwartet, geht’s los. Wir positionieren uns so eine halbe Stunde vorher im Flur, wenn er dann reinkommt, greifen wir uns den Typen und ziehen die Sache durch. Klar?«
Einen Moment lang schwiegen alle.
»Und was genau meinst du mit die Sache durchziehen ?«, fragte Erik und blickte vor Bastien auf den Boden.
»Also, der kriegt von mir zu hören, dass die Sache so nicht läuft, erstens, zweitens: dass er sich mit seinem dämlichen Hintern sofort aus meinem Haus zu bewegen hat, drittens: dass die Nummer mit Mel ab sofort ein Ende hat, noch ein Anruf, eine SMS, eine E-Mail oder sonst was, und er lernt mich kennen, aber so richtig«, sagte Bastien und fragte sich, ob er ihn zudem noch auffordern sollte, die Stadt umgehend zu verlassen, so wie an dieser schönen Stelle in Pulp Fiction.
»Der lernt uns kennen, meinst du«, sagte Erik.
»Schon klar. So stelle ich mir das vor. Und dann kleben wir ihm noch eine und schmeißen ihn raus. Simpel.«
»Und wer genau klebt ihm eine?«, fragte Kevin.
»Könnt ihr gerne machen, ist mir egal. Ja, stimmt, vielleicht ihr, dann merkt er mal, dass so eine Nummer hier nicht läuft, bei – niemandem«, sagte Bastien.
Kevin schüttelte den Kopf. »OK, du klebst ihm eine, gut. Aber jetzt sagen wir mal, der Typ bricht sich was, die Nase oder irgendeinen Wirbel, dann bist du dran, kann richtig teuer werden, das weißt du, nicht?«
Er erzählte von einem Kollegen seinerzeit, der so einem vorlauten Baby-Pfeffersack nur ein paar Finger gebrochen hätte, daraufhin hätte dessen Dad mindestens fünf Anwälte auf ihn angesetzt, und am Ende wäre dieser Kollege froh gewesen, dass er mit nur zwei Jahren davongekommen wäre, so schnell könne es gehen.
Bastien überlegte fieberhaft, wie die Stimmung zu drehen sei, und fragte Kevin, wie er es denn machen würde; dieser überlegte kurz und mahnte dann an, dass er mit diesem Typen doch zuerst einmal sprechen könne.
»Sprechen?«, fragte Bastien ungläubig.
Sprechen, genau, das sei auf jeden Fall mit dem geringsten Risiko für alle Beteiligten verbunden, Gewalt sei auch nicht immer die Lösung, also, wenn er ihn nach seiner Meinung fragen würde, er solle ihn anrufen, sich mit ihm verabreden und ihn zur Rede stellen; und wenn
Weitere Kostenlose Bücher