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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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das dann nichts bringen würde, könne man ja immer noch sehen. Rob, der Bastiens verzweifelten Blick wahrnahm, schlug vor, dass man es schon so wie geplant machen könne, aber eben ohne Gewalt, man würde den Typen einfach nur zur Rede stellen. Kevin winkte ab, nein, das wäre ja irgendwie duckmäuserisch, man müsse sich das nur vorstellen, da stünden vier Schläger vor einem und würden nur mit dir reden wollen? Nein, das Reden sei eine Sache zwischen zwei Männern, auf Augenhöhe eben; und überhaupt sei so eine Überzahl nicht gerade die feine Englische, im Dry könne man wohl kaum damit angeben, dass sie zu viert einen Einzelnen getackert hätten, also, zuerst müsste Bastien selbst ran, von Mann zu Mann, ganz vernünftig reden. Wahrscheinlich hätte sich das Problem dann schon gelöst.
    Das Gespräch wechselte nun zu einer Grundsatzdiskussion, und auch der Weinvorrat im Kühlschrank ging dem sicheren Ende entgegen, was die Stimmung etwas dämpfte. Schließlich sagten Erik und Kevin, dass morgen ja ein harter Tag anstünde, und standen auf. Mit der Planung könne man aber jederzeit weitermachen; wenn er den Typen getroffen hätte, würde man weitersehen. Erik umarmte ihn lange in der Tür.
    »Junge, und du rufst an?«
    Ein aufmunterndes Stoßen an die Brust, und die beiden gingen. Rob sah Bastiens Blick. »Stimmt, das war nichts.«
    »Ziehen wir’s alleine durch?«
    »Weiß nicht.«
    Er schwieg kurz. »Ich meine, der Dicke hatte zumindest damit recht, dass es ja nicht nur dieser Typ war, der hat nur zugegriffen, eigentlich ist Mel dein Problem, und nicht der.«
    »Soll ich Mel verprügeln?«
    »Quatsch. Aber hast du mal nachgedacht? Dieser ganze Aufwand, das ist doch alles nur, weil du sie eigentlich wiederhaben willst, aber willst du das wirklich ? Ich meine, die hat dich nach Strich und Faden verarscht, wo bleibt dein Stolz? In sechs Monaten gibt es eine andere, und dann ist Mel offline, nur noch Vergangenheit. Später will sie dich wieder, ganz sicher. Und bis dahin schaust du dich mal auf dem Markt um, ganz offen, ohne Versteckspiel, das kann sie doch ruhig mitkriegen, gut. Und du hast eine super Zeit, was willst du mehr?«
    Bastien dachte, dass das die einzig schlauen Worte waren, die er heute Abend gehört hatte, und bedankte sich bei Rob, dieser winkte ab, er solle es einfach so machen und nicht weiter nachdenken. Im Übrigen könnten sie am Donnerstag zum Frazer gehen, da gäbe es eine Vernissage, irgendetwas mit Gelee, da würde einer die Bude mit diesem Zeugs zupumpen. Bastien versprach, mitzukommen, und sie verabschiedeten sich, auch von Rob gab es den aufmunternden Stoß, er solle nicht zu schlecht über die anderen denken, die wären auch nicht mehr die Jüngsten, früher hätte man mit denen noch ganz andere Sachen machen können, aber na ja.
    Er ging, und Bastien öffnete die Fenster, die Luft starrte vor Nikotin und Weinsäure.
    Eine Pause –. Von all dem.
    Er setzte sich an den Computer und sah nach, Schwester hatte nicht geschrieben. Hatte er das etwa erwartet?
    Oder gehofft?
    Er konnte sich vorstellen, dass Schwester mit der Treppenhaus-Idee kein Problem hätte, wahrscheinlich würde sie Thomas auf der Stelle und mit bloßen Händen erwürgen. Irgendetwas sagte ihm, dass diese Korrespondenz noch sehr wichtig sein würde. Und überhaupt schien dieser Abend voller Erkenntnisse zu sein, auch Rob hatte recht, er musste hier raus, zurück ins Leben, zumindest den Versuch wagen. Am Donnerstag. Allein schon bei diesem Gedanken verspürte er eine Aufregung wie vor einer Weltreise.
    Über seinem Kopf bewegte sich die Luft, er blickte hoch und sah ein schwarzes Ding, das einen ungeordneten Kreis durch sein Atelier drehte, wohl ein Vogel. Doch dann erkannte er das Flattern, es war eine Fledermaus. In wahnwitzigem Tempo raste sie durch den Raum, eckte hier und dort an, korrigierte die Flugbahn, schoss dann aufs Neue durch den Raum. Bastien starrte auf das Schauspiel, ihm war etwas mulmig zumute, eine verdammte Fledermaus, das war irgendwie unheimlich, so etwas kannte man eigentlich nur aus schlechten Dracula-Filmen. Er nahm einen Besen zur Hand und versuchte, das Tier in Richtung der offenen Fenster zu drängen, was aber nicht half; unbeirrt raste sie in Kreisen durch die Luft, knallte gegen einen Pfeiler, dann gegen den nächsten. Er setzte sich wieder und sah dem Treiben zu, es kam ihm fast gehässig vor. Er saß hier, verdammt alleine, der Wein war aus, und jetzt noch dieses Viech da oben, das

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