Geh auf Magenta - Roman
verdreht.«
Rob ließ einen Moment verstreichen, bevor er sagte, dass das sicher eine elegante Lösung wäre, zumal dieser Thomas dann selbst daran schuld sei.
»Sag mal, weiß du, an wen du mich erinnerst?«, fragte sie.
»An wen denn? Hoffentlich ein Guter?«
»Na, wie heißt der noch? Aus den Drei Musketieren , dieser Freund von –«
»D’Artagnan?«
»Ja. Und sein Freund?«
»Aramis, Athos, Porthos.«
»– Porthos, genau, du erinnerst mich an diesen Porthos. Das ist so ein echter Freund, so eine gute Seele, der alles für diesen d’Artagnan tut. So einer bist du. Das finde ich richtig toll von dir.«
Sie blickte ihn sehr direkt an. »Aber wie machen wir’s? Wir brauchen eine, in die er sich total verknallt, die muss auch jünger als diese Mel sein.«
»Warum?«
»Glaub mir einfach, für eine Frau ist das wichtig. Das ist der Todesstoß.«
»Und an welches Alter denkst du?«
»So Anfang dreißig.«
»So wie du, ja?«
Sie nickte und überlegte weiter. Es gäbe da einige Professionelle, die sie kennen würde, aber dafür bräuchte man natürlich Geld. »Hast du Geld?«, fragte sie.
»Wie viel?«
»Denke, mit fünf-, sechstausend kommen wir hin. Für die erste Woche. Dann noch mal dasselbe, bis der geknackt ist.«
Rob sagte, dass das Finanzielle eigentlich kein Problem sei, aber ob er jetzt unbedingt eine Nutte anheuern möchte, da sei er sich nicht so sicher, das hätte oft ja auch etwas mit Mädchenhandel und solchen Dingen zu tun. Nein, eine Professionelle wäre irgendwie unmoralisch. Sie musterte ihn und verglich ihn im Geiste wieder mit Porthos: »Gut. Was bleibt dann übrig? Fällt dir jemand ein?«, fragte sie.
Rob dachte kurz daran, wie Sonia mit Thomas Hand in Hand in diesem Café sitzen würde, wie dieser ihr mit großen Gesten seine Kunstsammlung zeigen würde, wie sie ihn verliebt anlächeln würde, besonders der letzte Gedanke gefiel ihm immer weniger. »Nicht wirklich. Ich dachte ja, du hättest vielleicht eine Idee. So als Frau, meine ich. Vielleicht eine – Freundin?«
Klar, der Gedanke sei ja auch richtig, es wäre auch vollkommen lieb von ihm, dass er den Rat bei ihr suchen würde. Es sei nur so, dass sie nicht so viel Freundinnen in dieser Stadt hätte, und die würden einfach nicht in Frage kommen.
»Oder soll ich es machen?«
Rob schluckte kurz. Da war sie, die große Chance, gut gedacht, ein echter Coup, schlau eingefädelt, grandios in der Umsetzung. Es bedurfte nur noch eines Nickens mit dem Kopf, und Bastien wäre bald aus dieser Hölle erlöst.
Er sah, wie sie sich mit der Hand durch die blonde Mähne strich und dabei ihren Oberkörper nach vorne beugte, wie sie ihn dabei anlächelte und geduldig auf seine Antwort wartete; das Licht der Nachmittagssonne fiel auf ihr Haar, ließ es samtig glänzen.
Eine Art Tintenfisch saß in seinem Hals fest, er musste einige Male schlucken.
»Nein. Du bist viel zu schade für so etwas.«
»Ich würd’s aber machen. Für ein paar Tage oder so.«
»Nein.«
Seine Stimme klang jetzt fest. Er würde einfach nicht wollen, dass sie das täte, weil –
»Weil was?«
Er schwieg, sie musterte ihn wieder. »Weil ich dir etwas wert bin?«
»Ich –«
»Das ist ein wirklich schönes Kompliment, weißt du das? Ehrlich, ich dachte am Anfang, dass du das eigentlich vorhattest, dass ich das machen soll –«
»Absolut nicht, nein. Ich wollte nur deinen Rat.«
»Das ist total lieb.« Sie stockte. »Weißt du was? Ich frag mal so ein bisschen herum, bei den Freundinnen, irgendeine finden wir, auch ohne Kohle. Die meisten von denen haben sowieso genug davon, wegen ihrer Typen, aber Spaß haben die nicht, deshalb, das wird schon klappen, OK?«
Sie legte ihre Hand auf seine, sie sei jetzt richtig froh, man würde solche Menschen wie ihn wirklich selten treffen, Leute mit Anstand eben. Und an was er denn jetzt arbeiten würde? Das sei doch viel spannender. Er erzählte ihr von seinem Piz Badus, von den Wiederholungen des Motivs als Grundkonzept, sie war begeistert, das sei ja klasse, einfach schon, weil es ja doch immer irgendwelche Unterschiede geben würde, und die könne man dann als Entwicklung sehen. Genau darauf käme es ihm an, sagte er, im Prinzip sei das für ihn wie eine großangelegte Versuchsanordnung; das eigentliche Bild bestünde eben im sichtbaren Unterschied zum nächsten. Aber wie er das denn hinbekommen würde? Diese Gleichheit des Motivs? Ganz einfach, lächelte er, er hätte da ein Gerät, mit dem ließe sich so ein
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