Geh auf Magenta - Roman
ließen sich in einiger Entfernung am Boden nieder, Bastien sah die fragenden Blicke, aber er musste sich eingestehen, dass er diesmal keine Antwort hatte. Dieses Ding da unten war nichts, was durch Eingeborene erklärt werden konnte, hier waren merkwürdige Kräfte am Werk. Einige schlugen vor, die Ebene am besten sofort zu verlassen, schließlich hätten sie ja nun gesehen, dass kein Festland in der Nähe sei. Andere, auch Tom, wollten eher der Frage nach dem Krater auf den Grund gehen. Zuerst einmal, schlug er vor, müsse man die Sache analysieren und feststellen, um was es sich wirklich handle. Vielleicht sollte man auch den Krater vermessen, um so eine Flugbahn des Objektes kalkulieren zu können, damit könne man dann arbeiten. Bastien unterbrach ihn ungeduldig, davon habe man nicht wirklich etwas, Flugbahn hin oder her, es sei ohnehin klar, dass dieses Ding aus dem Weltraum kam, wie sonst hätte es ein solches Loch verursachen können? Die anderen stimmten ihm zu, man müsse eben nur wissen, was es sei. Aber Tom sprach weiter. Wenn man das Unwahrscheinliche in allen Überlegungen abziehen würde, bliebe nur das Wahrscheinliche und damit die Wahrheit über – es sei aller Voraussicht nach ein Meteor. Aber auch hier widersprach Bastien ihm; – das, was er dort unten gesehen hatte, wäre viel zu glatt und zu künstlich, als dass es ein Felsbrocken hätte sein können. Er blickte vielsagend in die Runde, einige schauten ihn ungläubig an. Tom schüttelte energisch mit dem Kopf, es gäbe keine UFOs, das sei einfach nur Blödsinn. Bastien überlegte einen Moment lang, ob er ihn einfach in den Schlund werfen sollte, damit dieser Tom sich sein eigenes Bild machen könne, hielt sich aber zurück und schwieg. Heute konnten sie nichts mehr unternehmen, die Sonne stand schon tief über der Ebene. Ihm war ohnehin klar, was sie zu tun hatten; die Antwort lag auf dem Boden des Kraters, jemand musste dort hinunterklettern.
Ein dramatisches Bild.
Es würde sicher eine gute Zeichnung abgeben.
*
Rob vermied es, bereits vormittags an Bastiens Ateliertür zu klopfen, auch wenn ihm, wie jetzt, danach war. Vor ihm standen einige unfertige Bilder mit dem skizzierten Piz Badus, aber seine Gedanken drehten sich nicht um sie, er brauchte einen Plan, das hatte Vorrang. Mit einem Bleistift schrieb er den Namen Thomas auf ein Stück Papier, zog dann einige Linien zu einer Reihe von Frage- und Ausrufezeichen. Er dachte kurz an das Finanzamt, Thomas hatte seine Bilder bei Bastien immer schwarz gekauft. Der Gedanke war unsinnig, das würde nur bei Bastien landen, dieser Typ war bestimmt abgesichert. Beruflich konnte er ihm ebenfalls kaum schaden, auch im Freundeskreis nicht, da Thomas nicht zu ihrer Dry -Clique zählte. Eine Drohung? Gewalt? Wohl kaum. Aber ein anonymer Brief an Mel, in dem er Thomas mit irgendetwas anschwärzte oder sich sogar selbst als Frau oder Geliebte ausgeben würde. Das hätte was, die Reichweite allerdings wäre überschaubar. Aber die Zielsetzung Thomas und Geliebte war ganz brauchbar. Er dachte weiter nach. Was wäre, wenn Thomas wirklich eine Geliebte hätte, von der Mel nichts wusste? Thomas müsste jemand Besonderes kennenlernen. Er griff nach seinem Handy und ging den Adressspeicher durch, dann die SMS der letzten Wochen. Jeanne wäre ganz okay, aber fest liiert, oder Nadja, Bette. Aber niemand von denen konnte sich mit Mel messen. Er scrollte die SMS auf dem Display weiter herunter, es erschien eine von Bastien, noch aus Thailand: Bester, ist super hier, besonders die Ausblicke (…). Schon klar, wie er das gemeint hatte.
Die Idee folgte auf dem Fuße. – Sonia. Es musste diese Sonia sein, natürlich.
Er stand auf und ging etwas aufgeregt herum. In gewisser Weise wäre das ja auch logisch, Thailand gibt, Thailand nimmt , dachte er; jetzt wäre eben dieser Thomas an der Reihe. Er schaute wieder in den Adressspeicher, Sonia hatte ihm während eines Atelierbesuches bei Bastien einmal ihre Nummer gegeben. Er fand sie schließlich unter C – Caetano, Sonia. Das war bestimmt kein echter Name, aber für diesen Zweck ein nützlicher, fuhr dieser Thomas doch immer gerne in die italienischen Berge. Die würde er jetzt bekommen, dachte Rob belustigt und drückte ihre Nummer. Nach einer Weile hörte er ihre Stimme; sie wusste sofort, wer er war, was ihn etwas verwunderte. Wie es denn mit der Malerei laufe, sie hätte seine Bilder ja immer toll gefunden; leider hätte sie ja so wenig Zeit, sonst würde sie einmal
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