Geh auf Magenta - Roman
wieder ins Atelier kommen und eine Leinwand beschmieren. Sie lachte, viel mehr wäre es ja nicht gewesen. Rob widersprach sofort, soweit er das beurteilen könne, hätte sie wirklich Talent, aber das gälte es eben zu pflegen. Bastien hätte ihr das auch immer gesagt, stimmte sie zu, aber sie hätte einfach etwas mehr Betreuung nötig gehabt, wahrscheinlich nur das. Aber sie könne ja nicht verlangen, dass so ein Profi seine Zeit dafür hergeben würde, sie müsse schon selbst sehen, wie sie das hinbekäme. Sie erzählte dann von ihren unzähligen Versuchen, zumindest ein paar Zeichnungen auf die Reihe zu bekommen, die meisten seien wohl gescheitert. Aber wie es ihm denn gehen würde? Rob nutzte die Gelegenheit, zu Wort zu kommen, er habe da ein Problem, bei dem er ihre Hilfe gebrauchen könnte. Um was es denn ginge, fragte sie etwas skeptisch, und Rob sagte, dass er das nicht so gerne am Telefon bereden möchte, aber es drehe sich um Bastien. Er verneinte dann ihre Frage, ob etwas passiert sei, es gäbe da nur ein kleineres Problem und er könnte ihre Hilfe wirklich gut gebrauchen. Vielleicht könne man sich auf einen Kaffee irgendwo treffen? Sie schlug spontan ein Treffen in einer Stunde vor, natürlich, das sei ja schließlich Ehrensache. Also im Aedes , sie freue sich.
Im Aedes wartete er dann eine halbe Stunde, bis sich Sonia völlig außer Atem ihm gegenüber hinsetzte, da wäre noch so ein Telefonat gewesen, etwas der anderen Art, aber egal, schön, dass er da sei, sie würde einen Prosecco nehmen. Während Rob beim Kellner bestellte, sah er, wie die Blicke einiger Gäste auf ihr hafteten, kein Wunder, das blonde Haar lag in Wellen auf ihren Schultern, sie trug einen schneeweißen Ledermantel, der mit silbernen Nieten bestickt war, ihre langen Beine steckten in kniehohen Stiefeln. Er sah ihr schönes Gesicht, ihren Hals, der von einem einfachen schwarzen Ring geschmückt war, auch der Ansatz ihrer Brüste war im tiefen Ausschnitt des Mantels unverhohlen sichtbar. In diesem Moment konnte er Bastien wirklich verstehen, für wen, wenn nicht für eine solche Frau, würde man so ein hirnverbranntes Risiko auf sich nehmen?
Er erzählte zuerst von Bastiens Heimkehr und den dann folgenden Ereignissen, er vergaß nicht zu erwähnen, dass dieser sich kaum noch aus dem Atelier herauswagen würde, dass ihn die Sache also schon ziemlich mitnehme, so weit die Situation. Sie sah ihn etwas ungläubig an, schließlich hatte Bastien ihr von den Problemen mit seiner Frau erzählt und dass seine Ehe nur noch ein Scherbenhaufen sei, all das. Rob reagierte gekonnt: »Weißt du, manchmal denkt man das, klar. Aber wenn es zur Realität wird, sieht die Welt eben anders aus. Ich meine, die wirklich tiefen Gefühle sind ja nicht jeden Tag präsent, was nicht heißt, dass sie nicht existieren, oder?«
Sonia stimmte ihm zu, natürlich, wer würde das nicht kennen? Es hätte so überzeugend geklungen. »Aber es wäre ja auch blöd, einer Frau zu erzählen, dass man eine andere viel besser findet, nicht? Und dann noch mit der in den Urlaub zu fahren«, sagte sie.
»Ach, das war schon ehrlich. Natürlich wollte er mit dir fahren, warum auch nicht?«, sagte Rob.
Sie lächelte weiter, es sei ja nicht so, dass sie das nicht kennen würde, diese Reise-Angebote, diese Wochenenden irgendwo dahin, wo es schön sei, die Ausflüge mit einer Jacht nach sonst wohin. Meistens aber habe sie die Männerherzen gebrochen und nicht umgekehrt. Rob sah sie bewundernd an, Thomas tat ihm jetzt schon leid.
»Also, was kann ich tun?«, fragte sie.
Rob zögerte und fixierte den Ring um ihren Hals –
»Ich dachte an eine Lösung, wie man diesen Thomas außer Gefecht setzt. Du weißt schon, dann könnten Bastien und Mel wieder zusammenkommen. Das würden sie auch, denke ich.«
Sie schien nachzudenken. »Klar. Du meinst, wenn der Anlass für eine Trennung nicht mehr da ist, muss es die Trennung nicht mehr zwangsläufig geben, nicht?«
»Genau.«
»Dann musst du seine Schwachstellen suchen, ich meine, die von diesem Thomas; und dann ist er weg vom Fenster.«
»Richtig.«
»Hat er Schwachstellen?«, fragte sie, offensichtlich amüsierte sie diese Konspiration. Rob musste zugeben, dass er Thomas nicht gut genug kannte, um das zu wissen, aber im Grunde hätte doch jeder Mann eine Schwachstelle irgendwo.
Sie nickte. »Absolut. Alle. Ich sag dir was, du musst ihn einfach nur mit einer anderen verkuppeln, das geht. Mit so einer, die ihm total den Kopf
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