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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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sprichst du?«
    »Diese Clique, von der ich dir schon mal erzählt habe, um Melinder herum. Einige von denen hab ich auf den Fotos gefunden. Ein Freund von zu Hause hat mir geholfen, vielleicht haben wir zwei Namen.«
    »Gut, sehr gut.«
    »Vielleicht kannst du jetzt direkter zur Sache gehen.«
    »Scheißgefühl, im Leben eines anderen rückwärts zu blättern. Fast so ein Gefühl, als lese man heimlich ein Tagebuch. Das ist fast immer so, in all diesen Fällen, auch wenn wir mit Arvidsson gerade erst angefangen haben. Aber diesmal … Er scheint keine Menschenseele gekannt zu haben, bei ihm gibt’s also keine Tagebücher, in denen was stehen könnte.«
    »Herausgerissene Blätter?«
    »Ja, das könnte sein, aber ich glaube es nicht.«
    »Es sind alles irgendwie leere Leben.«
    »Ihre Leben sind jedenfalls von einer merkwürdigen Stille umgeben.«
    »Na, jetzt hast du erst mal zwei Namen. Glaube ich.«
    »Gut.«
    »Glaubst du, sie sind in Gefahr? Die aus dieser Kinderbande, wenn man sie so nennen kann?«
    »Das ist schon möglich. Vielleicht haben sie etwas mit den Fällen zu tun. Oder einer von ihnen.«
    »Könnte sein.«
    »Wir müssen schnell arbeiten.«
    »Wie immer.«
    »Danke, Jonathan.«
    »Bedanken kannst du dich später.«
    Ard hatte das Auto vor der Bank am Mariaplan geparkt. Sie blieben noch eine Weile stehen. Ard öffnete die Tür, sah die Wassertropfen wie ein dichtes Netz vom Rahmen fallen und im Sitz versickern. Da soll ich gleich sitzen, dachte er.
    »Was machst du Mittwochabend, Jonathan?«
    » Stakeout. «
    »Was?«
    »Ich hab ein kleines Stakeout, wie wir in der Branche sagen. Kleiner Spionierauftrag.«
    »Scheidung?«
    »Noch nicht.«
    »Ist das nötig?«
    »Eheratschläge gehören normalerweise nicht zu meinen Aufträgen.«
    »Ist es nötig, das ausgerechnet am Mittwoch zu tun?«
    »Vermutlich nicht. Wenn ich ehrlich sein soll, kommt mir das Ganze überhaupt nicht nötig vor.«
    »Du willst eigentlich nicht.«
    »Darum geht es nicht. Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.«
    »Aber du hast doch schon gearbeitet. Für mich. Und ich hab einen besseren Vorschlag. Nächsten Mittwoch spielt JFK gegen Newcastle, Champions League. Ich hab zwei Karten.«
    »Hast du nicht eine Ermittlung, um die du dich kümmern musst?«
    »Vorausgesetzt, das Match kommt der Ermittlung nicht in die Quere, ist Fußball angesagt.«
    Jonathan Wide sah sich schon im Auto, Mittwochabend vor dem Haus in der Vasagatan. Die Adresse stand in seinem Notizbuch: Das Paar würde das Haus verlassen, in Richtung Avenyn gehen, er selber fünfundzwanzig Schritte dahinter, mit angestrengten Augen. Stunden später: ein schlüpfriger Bericht, aufgeweicht wie der Herbstabend, an dem er entstanden war. Ein herzzerreißendes Dokument. Hinterher: Zerrüttung, das Resultat seiner Arbeit.
    »Okay, ich komm mit. Unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Dass du am Samstag darauf mit mir in Madame Butterfly gehst. Denn auch ich habe zwei Karten. Eigentlich wollte ich mit Elsa gehen, aber es passt nicht. Mit ihr gehe ich in eine andere Vorstellung.«
    »Die neue Oper? Ich dachte, die wolltest du nie betreten!«
    »Wirklich?«
    »Das hast du selber gesagt: ›eine Kathedrale ohne Seele‹, gilt das nicht mehr?«
    »Das war, als sie gebaut wurde. Wir aficionados lösen uns langsam von der alten Oper. Aber jetzt muss ich hin und sie mit eigenen Augen sehen.«
    »Ist sie gut?«
    »Wer?«
    »Die Butterfly. «
    »Du wirst zwar finden, dass sie nicht an deinen Chuck ranreicht, aber eine gute Inszenierung der Butterfly ist mehr als ›gut‹. Es hängt natürlich von den Stimmen ab. Bei dieser Aufführung glaub ich an die Stimmen, jedenfalls an einige.«
    »Na gut, abgemacht. Fußball gegen Oper, ein anständiger Deal. Und jetzt nenn mir die Namen.«
     
    Er fand das Gebäude schön. Darüber konnte er stundenlang reden, aber niemand war seiner Meinung. »Mensch, Janne-Janne«, sagten sie, »die Butze können die abreißen und bei der Heilsarmee unterbringen.«
    »Das ist nicht dasselbe«, hatte er entgegnet, »das kann man nicht vergleichen, es gehört Kultuuuur dazu, aber das kapiert ihr Idioten nicht.«
    »Dann geh doch hin und kauf dir eine Eintrittskarte«, hatten sie gegrölt.
    Aber Janne-Janne war nicht hingegangen. Er war keinen Schritt weitergekommen als bis zu der Stelle, wo er jetzt stand, vor dem Tagesheim der Heilsarmee auf der Sankt Eriksgatan gegenüber der neuen Oper, auf der anderen Seite der Göta-Umgehung. Als ob ein Raumschiff

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