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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Wenn Sie mir einen Augenblick Zeit lassen …
    Sten Ard schaltete das Tonbandgerät aus, legte die Hände in den Nacken und reckte die Ellenbogen, so hoch es ging. Diese Steifheit im Körper – als ob die Genickstarre als Ableiter der chronischen Starre der Glieder funktioniert hätte. Er hatte tatsächlich erwogen, Morgengymnastik zu treiben, den Gedanken dann aber beiseite geschoben: Ein Mann musste einen gewissen Stil wahren. Er weitete die Nasenflügel, versuchte mit Hilfe der Atmung das Kitzeln da drinnen zu vertreiben, aber es ließ nicht nach. Es steckte wie ein kleiner Staubwedel in der Nase. Er wusste, was das bedeuten könnte: Erkältung, vielleicht sogar Grippe, und bei der ersten Vorahnung am Morgen hatte er eine Vitamintablette genommen. Sie hatte wie eine Klapperschlange unter Vitaminschock im Wasserglas gezischt. B und C, Kalzium und Magnesium, die dem Körper »in Phasen physischer oder psychischer Anstrengung auf natürliche Weise helfen können«, hatte er auf dem Röhrchen gelesen und die uringelbe Flüssigkeit finster angestarrt, bevor er sie runterkippte. Wann hatte er nicht solche Phasen?
    Jetzt hatte er ein besseres Gefühl in den Rotzgängen, aber richtig gut war es nicht. Er betrachtete das Tonbandgerät, das Henrik Bjurlinges und seine Stimme enthielt. Was für bescheuerte Namen die Leute heutzutage hatten. Die Stimmlage war dunkel, Bariton vielleicht, hätte Wide gesagt, und Ard fragte sich, was er zu dem opernhaften Namen gesagt hätte. Oder war er operettenhaft? Bjurlinge war ein großer, kräftiger Mann mit sympathischem Auftreten; er sah aus wie ein Arbeiter der Telefongesellschaft, der sich als ziviler Bürger verkleidet hatte, und das bedeutete: nicht Rock und hohe Absätze. Der Mann mag eine abweichende Veranlagung haben, aber äußerlich ist ihm nichts anzumerken, dachte Ard und stellte das Tonbandgerät wieder an:
    SA: Es geht darum, wie viele Male Sie sich getroffen haben.
    HB: Genau kann ich es nicht sagen, aber – fünf- oder sechsmal.
    SA: Innerhalb von anderthalb Jahren.
    HB: Ja.
    SA: Zu Hause in Ihrer Wohnung?
    HB: Ja, auch mal ein Abend draußen.
    SA: Draußen? Wie meinen Sie das?
    HB: In einem Café oder Restaurant.
    SA: Waren Sie in Begleitung von jemand anderem?
    HB: Nein.
    SA: Waren Sie bei irgendeiner Gelegenheit, an die Sie sich erinnern können, mit jemand anderem zusammen?
    HB: Nein. Wenn wir uns trafen, dann nur wir. Es gab keine anderen.
    SA: Wissen Sie, ob Rickard Melinder einen anderen … Partner in dieser Zeit traf? Abgesehen von seiner Frau.
    HB: Nein.
    SA: Hatten Sie einen Verdacht?
    HB: Nein.
    SA: Und wenn ich sage, dass er es getan hat?
    HB: Dann sage ich, dass Sie lügen.
    SA: Wieso sind Sie so sicher, dass er es nicht tat?
    HB: So ein Typ war er nicht … (unhörbar)
    SA: Ich habe Ihre Antwort nicht verstanden.
    HB: Rickard war nicht so ein Typ.
    SA: Was meinen Sie damit?
    HB: Das ist schwer zu erklären – aber Rickard Melinder war ein gequälter Mensch. Er litt darunter, mich zu treffen, dass wir dieses Verhältnis hatten. Er hatte große Schuldgefühle.
    SA: Trotzdem haben Sie sich weiter getroffen.
    HB: Ich erwarte nicht, dass Sie das verstehen.
    SA: Wollen Sie damit sagen, dass seine Schuldgefühle größer als nötig waren, bei einem Mann, der seine Frau mit einem anderen Mann betrügt?
    HB: Das klingt merkwürdig – ja. Aber er hat sich so lange wie möglich dagegen gewehrt. So sehe ich es jedenfalls.
    SA: Haben Sie sich deswegen so selten getroffen?
    HB: (unhörbar)
    SA: Ich habe Ihre Antwort nicht verstanden.
    HB: Ihm war es wohl oft genug.
    SA: Finden Sie es nicht seltsam, dass er sich nie zu Hause gemeldet hat, wenn er ein paar Tage weggeblieben ist?
    HB: Da habe ich mich nicht eingemischt.
    SA: Haben Sie nie darüber gesprochen?
    HB: Nein.
    SA: Wann haben Sie sich das letzte Mal getroffen?
    HB: (unhörbar)
    SA: Ich habe Ihre Antwort nicht verstanden.
    HB: Vor drei Monaten.
    SA: Seitdem haben Sie ihn also nicht mehr getroffen?
    HB: Nicht als … Partner.
    SA: Aber bei der Arbeit.
    HB: Einige Male.
    SA: Wann haben Sie ihn das letzte Mal am Arbeitsplatz gesehen?
    HB: Ungefähr einen oder zwei Tage bevor er verschwunden ist, wie Sie sagen.
    SA: Wir glauben, dass er sich da mit einem anderen Partner getroffen hat.
    HB: Das kann ich mir kaum vorstellen. Ich war es jedenfalls nicht.
    SA: Sie wissen, von welchen drei Tagen wir sprechen. Können Sie mir erzählen, was Sie in der Zeit getan haben?
    HB: Es handelt sich also um Samstag, Sonntag und

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