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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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einmal an der Stirn; sie hörte rennende Schritte, die sich entfernten, und dann merkte sie nichts mehr.
     
    Er hatte sie gesehen. Zuerst wollte er hineingehen, aber dann hatte er diese drei Männer bemerkt, die sich Masken über die Gesichter zogen, als sie durch die Tür gingen und sie hinter sich schlossen. Ihn hatten sie nicht gesehen. Er war den Hügel schräg von den Häusern heruntergekommen und hatte eine Sicht, die sie nicht hatten.
    Er war stehen geblieben, weil er nicht wusste, was er machen sollte. Es war unangenehm in der Kälte. Er hatte keinen Mantel für den kurzen Weg angezogen; weit wollte er ja nicht gehen, aber hier zu stehen war nicht gut, sein Rücken wurde nass und er fröstelte.
    Jetzt sah er sie. Sie kam von der anderen Seite und war auf dem Weg zum Restaurant. Er hatte Recht gehabt, hier war etwas im Gang; sie waren hinter etwas her, und das konnte er sein, aber warum die schwarzen Masken? Hatten sie einen Plan? Dann hätten sie doch nur abwarten müssen, dass er das Lokal betrat, aber er war ja schließlich kein Idiot, oder?
    Jetzt ging sie auf die Tür zu, jetzt öffn… Was pass… Sie bekam einen Schlag und noch einen, sie fiel um. Das waren die drei, die rannten nach links und er sah das Auto verschwinden.
    Wie klein sie aussah. Sie war es, und er spähte durch die offene Tür, konnte aber nichts hören und schaute sie wieder an.
    Er begriff, dass sie in etwas hineingeraten war, was so nicht geplant war. Sonst wäre es zu offensichtlich gewesen: Ihn konnten sie nicht anlocken, indem sie dieses Theater inszenierten.
    Er begriff. Sie war genau wie das letzte Mal hier gewesen, auf der Jagd nach ihm, und jetzt war sie in das da geraten. Die Typen waren gewöhnliche Gangster, aber sie war etwas anderes. Er sah sich um, bückte sich, zog ihre Handtasche zu sich heran und öffnete sie, fand ihre Brieftasche, konnte aber keinen Ausweis entdecken.
    Sie war eine von denen, und wenn sie aufwachte, würde sie immer noch hier sein und würde irgendwann wiederkommen. Es würde nie ein Ende nehmen. Das Einzige, was er wollte, war, dass es ein Ende nahm, oder, oder?
    Die Gedanken schossen ihm durch den Kopf, zwischen den Ohren hatte er ein Gefühl wie von einer Ramme. Er schaute sich wieder um. Alles war dunkel und von oben fiel immer mehr Wasser; er sah die Lichter der Häuser auf dem Hügel, wo er zu Hause war. Er hörte ein Geräusch von drinnen, und ohne sich der Bewegung eigentlich richtig bewusst zu sein, hob er sie auf. Sie wog fast nichts, er blieb bei dem Fallrohr stehen, dann lief er mit seiner Last los. An der Giebelseite des Hauses zögerte er, umrundete sie und ging rasch hinein, in den Fahrstuhl, obwohl es ihm unangenehm war, mit dem Fahrstuhl zu fahren. Aber ihm war klar, dass es in diesem Augenblick nötig war. Er fuhr bis zum obersten Stock hinauf und stieg aus. Es war ganz still. Während er seine Tür öffnete, legte er sie sich über die Schulter. Drinnen schlug ihm die vertraute trockene Kühle entgegen. Er legte sie auf den Boden im Flur und schaute mit aufgerissenen Augen auf sie nieder. Erst jetzt wurde er ein wenig ruhiger. Sie war hier, aber er könnte nicht richtig erklären, wie sie hierher gekommen war, falls ihn jemand fragen würde. Doch es würde ihn niemand fragen, nur sie, und er würde antworten, wenn ihm danach zumute war.
     
    Sie träumte, sie läge in einem Eisloch und fröre ganz entsetzlich. Dann träumte sie nichts mehr. Sie wurde wach, aber es war wie ein bewusstloses Wachsein, sie war nur ein wenig weggetreten. Es war ein hämmernder Schmerz über den Augen, der ihre Gedanken in Bewegung setzte. Als Nächstes merkte sie, dass es kalt war; der Traum hatte sie noch nicht losgelassen. Es war kalt und es gab kein Entrinnen vor der Kälte.
    Dann erinnerte sie sich, dass sie vor einer geschlossenen Tür gestanden hatte. Und plötzlich war sie mitten in dem, was sie sich so oft ausgemalt hatte. Jetzt fiel es ihr wieder ein: Sie hatte einen Schlag bekommen. Sie erinnerte sich an die schwarze Maske. Die hatte etwas gesagt, ganz kurz.
    Kajsa Lagergren hatte die Augen noch nicht geöffnet, sie wollte es nicht. Mit geschlossenen Augen fühlte sie sich sicherer, aber bald musste sie sie öffnen, musste jemanden bitten, das Fenster zu schließen.
    Sie konzentrierte sich, das viele Training war ihr jetzt von Nutzen: psychisch, physisch. Die Gedanken kamen in Gang, widerwillig, aber sie kamen in Gang. Ihr wurde klar, dass sie im Krankenhaus war. Jetzt öffne ich die Augen

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