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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Meinung zu haben.«
    »Wer von uns beiden hat denn nun nachgedacht?«, fragte Peter Sjögren und zeigte seine Zähne.
    »Manchmal ist ein Degen gut, aber es gibt tatsächlich auch Schwerter«, sagte Jonathan Wide. »Dein Satz mit den Flaneuren ist jedenfalls gut. Ich kann mich nicht erinnern, je etwas Lesenswertes in deiner Zeitung gelesen zu haben.«
    Peter Sjögren gab keine Antwort, er folgte einer Gruppe Frauen mit den Blicken, von der Garderobe bis zum Tisch am anderen Ende des Lokals.
    »Die Västra-Schule gab es übrigens noch«, sagte Wide.
    »Was?«
    »Die Västra, oben beim Wasserturm. Die gibt’s noch.«
    »Aha.«
    »Ich habe mich mit einem eindrucksvollen alten Mann unterhalten, der dort Direktor gewesen ist. Über achtzig jetzt. Er versuchte sich mit viel Reden über sein angeblich schlechtes Gedächtnis wegzumogeln, aber er war echt gut.«
    »So sind wir vom Hochland.«
    »Ulla Bergsten ist in seine Schule gegangen. Ich hab ein Foto von ihr gesehen.«
    »Das ist ja wohl logisch, da sie nicht auf unserer Schule war.«
    »Erinnerst du dich, dass ich dir von einem Gesicht erzählt habe, das mir im Botanischen Garten aufgefallen ist und das mir bekannt vorkam? Jetzt habe ich es gesehen.«
    »Jung oder alt?«
    »Jung, auf einem Schulfoto von der Västra. Es hat auch einen Namen: Stig Thisenius.«
    »Thilenius?«
    »Thisenius, mit einem s und mit th. Stig.«
    »Thisenius? Stig Thisenius?«
    »Ja.«
    »Der kommt mir tatsächlich bekannt vor.«
    »Wie meinst du das?«
    »Erinnerst du dich an einen Hockeyspieler aus den sechziger Jahren, der Sven Thylenius hieß? Er hat übrigens bei Västra Frölunda gespielt.«
    »Nein.«
    »Ich kann mich jedenfalls erinnern. Wegen meiner Sammelwut besaß ich unter anderem auch hundert Millionen Hockeybilder. Und an Sven Thylenius erinnere ich mich deshalb, weil ich von ihm viele Doppel hatte. Die waren nützlich, wenn man tauschen wollte.«
    »Und?«
    »Ich erkenne ihn, darum. Den Namen, Thisenius, das klingt doch wie mein Hockeyspieler, und deshalb erinnere ich mich an Thisenius.«
    »Was?«
    »Im Unterschied zu dir bin ich ein echter Sävsjöer. An das Mädchen Bergsten erinnere ich mich nicht, wahrscheinlich, weil sie ein Mädchen war. Aber ich bilde mir ein, dass ich einen Thisenius kannte, aber keinen Stig … So hieß der nicht, das war der Bruder, aber die sind bald weggezogen. Bevor er in die Schule gekommen ist, glaube ich. Ja, so war es. Ich kann mich nicht erinnern, wie er aussieht oder aussah, aber der Name ist noch präsent.« Peter Sjögren klopfte sich an die Stirn.
    »Mensch, was sagst du da?«
    »Hoppla, jetzt hat es dich aber gepackt.«
    »Es gab also einen Bruder. Davon hat mir der alte Mann nichts erzählt.«
    »Hm.«
    »Das hätte er aber tun sollen. Das kann man ja wohl erwarten.«
    »Du hast gesagt, dass er von seinem schlechten Gedächtnis geredet hat. Aber das war es vielleicht gar nicht. Dieser Bruder war ja nicht an seiner Schule, der ging überhaupt nicht zur Schule. Damals nicht und nie.«
    Peter Sjögren sah Wide geradewegs an, ließ das Glas stehen.
    »Hast du von dem Todesfall gehört?«, fragte Sjögren.
    »Dass Stig Thisenius vom Zug überfahren wurde? Ja.«
    »Das ist passiert, kurz bevor du in die Stadt gekommen bist. Es war entsetzlich. Ich kannte den Bruder eigentlich gar nicht, jedenfalls nicht so gut, dass man mit ihm darüber hätte sprechen können. Aber das war sowieso nicht möglich, da sie schon weit weggezogen waren.«
    »Jetzt kann ich dir nicht ganz folgen.«
    »Eine Scheidungsgeschichte. Entschuldige, dass ich davon anfange, aber so war es. Manchmal fragt man sich, ob die ganze Welt verrückt ist, denn in diesem Fall wurde beschlossen, die beiden Brüder zu trennen. Der eine zog mit dem Vater nach Jönköping, glaube ich, und die Mutter blieb mit dem älteren Bruder in Sävsjö. Stig. Es war wie ein Tauziehen.«
    »Der alte Direktor in Sävsjö sagte, dass Stig Pflegeeltern hatte.«
    »Da täuscht er sich. Einen Pflegevater hatte er.«
    »Das ist ja ’n Ding.«
    »Eine Weile ging das Gerücht, Stig sei an dem Tag, als es passierte, von einer Clique gejagt worden. Aber es ist nichts herausgekommen. Vielleicht hatte niemand die Energie, sich damit auseinander zu setzen.«
    »Eine Clique?«
    »Ich weiß, was du jetzt denkst, aber in diesem Punkt kann ich dir nicht helfen. Ich hab nie Namen gehört. Und von Stig weiß ich auch nicht mehr, als dass er einsam war und dass ihm vielleicht mal übel mitgespielt worden ist. Sachen, die

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