Geh Ich Auf Meine Hochzeit
sehr durcheinander bringen. Sie weiß, wie schwer es für dich war, ihre Ehe zu akzeptieren. Und da dachte ich mir, wenn ihr euch, du und Rosie und Cara, uns anschließen würdet, hätten wir eine Menge Probleme mit einem Schlag gelöst.«
»Mit uns!« Evie stand immer noch auf dem Schlauch.
»Natürlich wollte ich auch mit von der Partie sein. Falls du nichts dagegen hast, jedenfalls...«
Er grinste. Da war es wieder, dieses schiefe Grinsen, als ob er ahnte, was sie gerade gedacht hatte. Aber da sollte er sich irren.
»Na ja, also...«, gab Evie sich kühl, weil sie ihre Fassung wiedererlangt hatte. »Wo denn in Südspanien?«, fragte sie, als ob sie intime Kenntnisse der Costa del Sol besitzen und ihr Wissen nicht nur aus dem Fernsehen beziehen würde.
»Puerto Banus.«
»Oh«, meinte sie etwas blasiert und nahm sich vor, es zu Hause im Atlas zu suchen. »Darüber muss ich erst noch nachdenken.« In einem Zug leerte sie ihre Kaffeetasse.
»Es liegt in einem wunderschönen Gebiet der Küste«, sagte er, als ob er tatsächlich ihre Gedanken hätte lesen können. »Und dort hätten wir Gelegenheit, uns alle besser kennen zu lernen.«
Evie musterte ihn argwöhnisch.
Der belustigte Ausdruck verschwand aus seinem Blick.
»Das meine ich ernst«, sagte er leise. »Ich würde dich sehr gerne besser kennen lernen.«
So wie er hatte sie noch kein Mann jemals angeschaut. Die erstaunlich blauen Augen musterten ihr Gesicht, saugten sie förmlich auf. In diesem Moment herrschte elektrische Hochspannung und Verführung lag in der Luft. Evie spürte, wie der Rest der Welt wegsackte, als ob es sonst keinerlei Bewegung noch irgendwelche Realität gäbe - nur Max und sie und sein Blick auf ihr.
»Rosie, Cara und ich?«, fragte sie, ihn absichtlich missverstehend.
»Nur dich.«
»Oh!«
Jetzt flüsterte er nur noch. »Ich weiß, was du mir letzte Woche auf der Hochzeit gesagt hast, aber ich wollte dich dennoch wieder sehen.«
Sie wandte den Blick ab, als ob er in ihrem Inneren entdeckt hätte, dass sie ihn auch hatte sehen wollen.
»Du hast meinen Brief nie beantwortet.«
»Wie konnte ich denn?«, entgegnete sie hitzig. »Du weißt von Simon. Wie soll ich dich also treffen können?«
Sie waren dicht beieinander, beide lehnten sich über den Tisch und berührten sich fast. Sehr intim, wie ein Liebespaar. Evie wusste nicht, was als Nächstes geschähe. Sie war dem Gefühl ausgeliefert, ganz und gar von Emotionen mitgerissen zu werden. Genau das löste Max bei ihr aus - er veränderte sie, machte sie zu einer anderen, zu einer Frau, die ihrer Intuition und nicht einem vorgezeichneten Plan folgte.
»Ich weiß, dass du verlobt bist, Evie. Aber für meine Gefühle gleich vom ersten Augenblick unserer Begegnung an kann ich nichts. Ich hatte gehofft, dass es dir vielleicht ähnlich ergeht?«
Seine Hand näherte sich ihrer. Sie betrachtete sie fasziniert. Die Haut war goldgebräunt, die kräftigen Handgelenke mit überraschend blonden Haaren bedeckt, wenn man bedachte, was für einen schwarzen, südländischen Haarschopf er besaß.
»Evie!«, rief jemand aus. »So ein Zufall, dich hier zu treffen!«
Erschrocken fuhr sie herum und sah einen von Simons Kollegen mit einem Tablett Pommes und Würstchen auf sie zukommen. Phillip Knight war jünger als Simon, dennoch bereits ein Teilhaber der Firma. Er versprach Simon ständig, dass er mit ihm abends einmal Squash spielen wolle. Doch angesichts seines dicken Bauches schien das wenig wahrscheinlich. Ausgerechnet er musste hier auftauchen!
»Phillip, wie schön dich zu sehen«, täuschte Evie Begeisterung vor. »Phillip arbeitet mit meinem Verlobten Simon zusammen«, fügte sie, erklärend an Max gewandt, hinzu.
Sie spürte, wie eine verräterische Hitze ihren Hals emporzusteigen begann, die gleich wie eine rote Flut ihr Gesicht bedecken würde. Phillip war zwar nicht gerade ein Intelligenzbolzen, doch würde er diese Begegnung sicherlich Simon erzählen. Was sollte sie dann machen? Niemand mit auch nur einem Fünkchen Verstand konnte die Körpersprache zwischen ihnen missverstehen. Sie grinste Phillip hilflos an und brachte vor lauter Schreck kein weiteres Wort hervor. Allmächtiger, Allmächtiger, wiederholte unaufhörlich eine Stimme in ihr.
Phillip stand mit dem Tablett an seinen ausufernden Bauch gedrückt da und schien offenbar darauf zu warten, dass sie ihn zu sich an den Tisch baten. Gut erzogen und ausgesucht höflich hätte er nicht im Traum daran gedacht, sich ohne
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