Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Aufforderung zu setzen. Das war auch der Grund, weswegen Evie es bei Phillip zu Hause so unerträglich fand. Sie befürchtete ständig, einen unverzeihlichen Fehler zu begehen, indem sie beispielsweise ein familienheiliges Messer zum Brotschneiden benutzte.
Mit einer eleganten Bewegung stand Max auf.
»Max Stewart«, stellte er sich selbst vor. »Evies neuer...«
Er zögerte, als ob er eben zum ersten Mal darüber nachgedacht hätte. »... Stiefbruder. Wie das Leben so spielt! Ihr Vater und meine Mutter haben vor kurzem geheiratet, und wir hecken gerade einen Plan für die Frischvermählten aus.« Er tätschelte Phillip den Arm, als habe er ihm gerade ein wunderbares Geheimnis anvertraut.
Das Tablett wackelte.
»Phillip Knight.« Dieser verbeugte sich förmlich, immer noch sich am Tablett festhaltend.
»Ja«, meinte Evie fröhlich. »Ein Hochzeitsgeschenk! Und dann wird es auch gar nicht mehr lange hin sein, bis Simon und ich das große Fest feiern!« Sie erhob sich und fasste Phillip beherzt beim anderen Arm. Wieder wackelte das Tablett.
»Ich würde gerne noch bleiben, Phillip«, sagte Evie, »doch ich muss dringend ins Büro zurück, und Max muss...« Ihr ging die Puste aus. »... seine Frau vom...«
Beide Männer sahen sie erwartungsvoll an.
»Aus dem Krankenhaus abholen!«, verkündete sie triumphierend, denn das war das Nächste, was ihr in den Sinn kam. Und sogar eine Ehefrau. Was für ein Geniestreich, dachte sie. Jetzt konnte Phillip unmöglich falsche Schlüsse ziehen.
Sie ignorierte Max, der seine Erheiterung zu unterdrücken versuchte.
»Arbeitet sie im Krankenhaus?«, erkundigte Phillip sich höflich.
Evie blinzelte. »Nein, sie... äh... bekommt ein Baby!« Noch besser. Welcher Mann würde mit seiner Stiefschwester flirten, wenn seine Frau ein Baby erwartete?
»Meinen Glückwunsch!«, sagte Phillip.
Max nahm ihm das Tablett ab und stellte es auf den Tisch.
»Danke«, sagte er. »Ich sollte jetzt wirklich los. Mia wartet nicht gerne.« Er warf Evie einen verschwörerischen Blick zu. »Besonders jetzt nicht, wo sie dick wie ein Nilpferd ist.«
»Enorm«, bestätigte Evie und beschrieb mit den Armen einen Kreis, um einen schwangeren Bauch anzudeuten, der tatsächlich eher einem Nilpferd denn einem Menschen gehört hätte. Flüchtig küsste sie Phillip auf die Wange, lächelte in die Runde und schwebte davon. Max eilte ihr nach.
Es gelang ihm, so lange zu schweigen, bis sie auf dem Parkplatz waren. »Danke für die schwangere Frau«, meinte er beiläufig. »Das war eine nette Idee.«
»Mir gefiel sie auch«, erwiderte Evie fröhlich.
»Aber musste sie unbedingt hochschwanger sein, mussten wir überhaupt miteinander verheiratet sein?«, hakte er nach. »Ich frage nur deswegen, weil Simon sicherlich davon hören und sich fragen wird, was ich mit meiner angeblichen schwangeren Frau angestellt habe, besonders dann, wenn ich sie nicht mit nach Spanien nehme. Ich möchte mir schließlich nicht den Ruf eines Rohlings einhandeln.«
»Ich fühlte mich ganz und gar in der Klemme«, knurrte Evie.
»Soviel war mir klar. Aber warum eine so große Lüge auftischen?«
»Phillip mag etwas einfältig sein, aber blind ist er nicht«, gab sie zurück. »Und er hätte blind sein müssen, um nicht zu merken, wie nah wir beieinander gesessen und uns in die Augen gesehen haben!« Evie fuhr ein Schauder über den Rücken. Sie hätte nicht sagen können, ob es der Schreck über Phillips plötzliches Auftauchen war, oder aber die Erinnerung an die Unterhaltung zwischen Max und ihr.
»Wo du jetzt ein perfektes Alibi für dein Treffen mit mir hast und ich offiziell dank meiner schwangeren Frau eine Nummer Sicher bin, können wir uns dann wieder sehen?«, fragte Max. »Wenn möglich, bevor die Vierlinge geboren werden.«
»Wie kannst du das fragen?« Evie war wütend. »Du siehst doch, dass das unmöglich ist.«
Max fuhr auf den Parkplatz der Firma Wentworth. Die Spione lagen nicht auf der Lauer.
»Nein, ich finde das keineswegs unmöglich«, sagte er leise. Er schaltete den Motor aus und sah sie direkt an. Sie wurde sich bewusst, wie wenig Platz im Inneren des Wagens war und wie nahe sie beieinander saßen. »Wenn du mich wirklich nicht sehen willst, ist das eine Sache.« Sein Gesicht lag im Schatten, wodurch er etwas Diabolisches bekam. »Doch wenn du Angst hast, die Chance zu ergreifen, ist das eine vollkommen andere Angelegenheit. Du willst mich doch wieder sehen, nicht wahr?,« fragte er und schien in
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