Geh Ich Auf Meine Hochzeit

programmatische Entscheidung zu fällen, und wenn man alle vier beisammen hatte, lagen sie sich nur in den Haaren. Sie waren wie Krebse in einem Eimer - keiner erlaubte dem anderen, irgendeine Sache alleine unter Dach und Fach zu bringen. Sie überließen sie sogar lieber dem Alten, damit sie sich weiter über die Papptassen für die Kaffeemaschine oder über die neue Farbe des Konferenzraums streiten konnten. Ihr Vater hegte den glücklichen Traum, dass sie nach seiner Pensionierung die Firma übernehmen würden. Doch nach sechs Monaten hat er sie alle zusammen hinausgeschmissen.«
    »Und dann?«, forschte Evie weiter.
    »Mein Partner und ich haben die Firma gekauft. Innerhalb von einem Jahr hatten wir den Profit um fünfzig Prozent gesteigert. Dann haben die vier uns zu verklagen versucht und behauptet, wir hätten sie ihrer Erbrechte beraubt: Wenn ihr Vater ihnen etwas Zeit gelassen hätte, hätten sie ebenfalls profitabel zu arbeiten gelernt.« Bei der Erinnerung musste er lachen.
    Evie biss in ihr Sandwich. »Ist das die Firma, die du auch jetzt noch besitzt?«, fragte sie, denn sie wollte gerne mehr über ihn erfahren, ohne allzu interessiert zu wirken.
    Er schüttelte den Kopf. »Zwar besitze ich immer noch Anteile davon, aber jemand anderes führt das Unternehmen. Meine neue Firma heißt DOS-Produktion. Wir stellen Miniserien her. Der alte Laden hat sich auf technische Videos spezialisiert, ein sehr einträglicher Geschäftsbereich. Miniserien zu produzieren macht aber viel mehr Spaß.«
    »Ich hatte ja gar keine Ahnung von deinem Job!«, rief Evie aus. »Deine Mutter hat nie genau erklärt, was du produzierst. Ich dachte schon, es wären irgendwelche stumpfsinnigen Gameshows.«
    Angesichts ihres Kommentars musste er lächeln.
    »Miniserien, tatsächlich?«, hakte Evie nach. »An welcher arbeitest du denn zur Zeit?«
    »Wir haben gerade eine Produktion über die Hungerkatastrophe in Irland fertig, und jetzt bereiten wir etwas in Richtung Vom Winde verweht als Serie vor. Sie spielt in Irland und in Louisiana.«
    »Dann wirst du ständig reisen müssen?«, erkundigte Evie sich, die ihr Sandwich vollkommen vergessen hatte. Alles klang so aufregend - viel aufregender als die Geschichten über Steuerprüfer und Alarmsysteme!
    »Für den Film über die Hungerkatastrophe, The Wilderness, habe ich allein sechs Monate in Australien verbracht«, berichtete Max. »Wir haben ihn hauptsächlich für den australischen und amerikanischen Markt gedreht. Unser neues Projekt ist viel europäischer. Mein Partner wird eher den amerikanischen Bereich abdecken, da habe ich also mehr Zeit für mich selbst. Während der letzten Zeit bin ich jedes Jahr fast neun Monate lang verreist gewesen. Jetzt habe ich eine Pause nötig. Ich spiele mit dem Gedanken, mir in Irland ein Haus zu kaufen und mich niederzulassen.« Er schob seinen Teller zurück und lächelte Evie an.
    »Tut mir Leid, jetzt so abrupt das Thema zu wechseln, aber ich weiß, dass du wieder zur Arbeit zurückmusst. Kannst du möglicherweise den Grund meines Besuchs erraten?«, fragte er unvermittelt, während sein Blick sich in sie bohrte.
    Evie merkte, wie ihr Puls zu rasen begann. Sie konnte sich vorstellen, was er gleich sagen würde. Weil ich immer an dich denken muss, Evie. Weil ich vollkommen verrückt nach dir bin. Das ist der Grund, weswegen ich mehr Zeit in Irland verbringen möchte - um bei dir zu sein. Zwar bist du verlobt, aber...«
    »... ich weiß nicht recht, was du davon hältst«, fuhr er fort.
    »Wie bitte?« Evie unterbrach ihre Tagträumereien, in denen sie sich mittlerweile in einer Brise am Strand befand. Max saß vor den schäumenden Wellen neben ihr in einer Bucht, die genauso aussah wie in einem ihrer Romane.
    Eine Augenbraue von Max schoss in die Höhe. »Ich habe dir gerade von dem Vorhaben erzählt, in den Sommerferien unsere beiden Familien zusammenzubringen. Mir ist bekannt, dass du normalerweise deinem Vater etwas Zeit widmest, und da dachte ich mir, wir könnten das mit meinem Geschenk für die beiden Frisch vermählten verbinden.«
    »Welches Geschenk... was verbinden?«, fragte Evie dämlich. Wovon redete er?
    »Eine Villa in Spanien. Ende Juli habe ich in Südspanien für zwei Wochen eine Villa gemietet. Das ist mein Hochzeitsgeschenk an Andrew und meine Mutter. Dein Vater jedoch macht sich verständlicherweise deinetwegen Sorgen, weil du sonst auch immer zeitweise den Sommer bei ihm gewesen bist. Meine Mutter möchte die Dinge nicht zu