Geh Ich Auf Meine Hochzeit
ich schaue einmal bei dir vorbei und frage, ob du mit mir essen gehen würdest«, begann er.
»Nun, eigentlich wollte ich nicht...«, stammelte Evie, die sich plötzlich daran erinnerte, was sie Max hatte sagen wollen, falls sie sich jemals wieder begegnen sollten. »Heute Nachmittag habe ich noch jede Menge Arbeit.«
»Bitte, lass uns miteinander reden!«
Die Art und Weise, wie er sie bat, machte sie schwach. Eine tiefe, streichelnde Stimme, die ihr den Rücken hinunterglitt, als ob er sie gerade gebeten hätte, sich ihrer Kleidung zu entledigen, um zu ihm in den Whirlpool zu steigen und Onkel Doktor zu spielen.
Sie schaffte es nicht, ihm zu widerstehen. »Na schön...«
Max öffnete den Eingang, und sie traten hinaus. Evie fühlte die faszinierten Blicke in ihrem Rücken, als sie auf Max‘ Wagen zuschritten. Sie wandte sich halb um und sah Lorraine, die Empfangschefin und die Sekretärin aus dem Verkauf alle hinter der Jalousie hervorlugen, als ob sie das Urteil des Schiedsrichters bei einem Tennisturnier erwarteten.
»Ist das hier so üblich?«, erkundigte sich Max unschuldig, der ebenfalls zurückgeblickt hatte.
»Sie warten auf den Sandwichdienst«, schwindelte Evie.
»Er ist spät dran, und alle haben einen Bärenhunger.«
»Vielleicht wollen sie auch wissen, wer ich sein könnte«, sinnierte er vor sich hin.
Evie fand es lustig, dass er die Situation richtig erfasst hatte.
»Könnte sein«, meinte sie und schüttelte den Kopf. »Vermutlich werde ich in den Sechs-Uhr-Nachrichten erwähnt, weil ich mit einem Fremden zum Mittagessen verschwunden bin. Kurz vor der Hochzeit Stehende letztmalig im Sportwagen eines Unbekannten gesehen - Polizei ordnet Großfahndung an!«
»Aber ich bin doch dein Stiefbruder«, erinnerte er sie mit harmlosem Blick und öffnete ihr den Schlag.
»Genau das bist du«, erwiderte sie zuckersüß und ließ die Beifahrertür laut ins Schloss fallen.
»Wo kann man denn in dieser Gegend gut essen?«, fragte er, als sie den Parkplatz verließen.
»Ich dachte, du wärst geschäftlich hier in der Gegend?«, hakte Evie argwöhnisch nach.
Seine Augen zwinkerten ihr zu. »Du hast mich ertappt. In dieser Gegend hier bin ich zum ersten Mal. Übrigens nicht deswegen, weil du meine Stiefschwester bist«, fügte er noch in einem Tonfall hinzu, bei dem es Evie ganz heiß wurde.
»Der Pub am Kreisverkehr ist ganz nett«, meinte sie. Ihre Stimme kletterte vor lauter Nervosität eine Oktave höher. »Bieg hier links ab, dann die nächsten beiden Male rechts.«
Sie ließ sich in den Sitz zurückfallen und blickte starr geradeaus. Max sollte sich ja nichts einbilden. Worauf hatte sie sich hier eingelassen? Sie hätte ihn fortschicken sollen, statt ihn zu begleiten, hätte ihm ins Gesicht schreien sollen, wie er es wagen konnte, bei ihr aufzutauchen, nachdem er doch nun von ihrer Verlobung mit Simon wusste. Diesen Mann würde sie niemals in den Griff bekommen. Er war nicht so leicht zu handhaben wie Simon. Max verkörperte eine gänzlich andere Sorte - eine gefährlichere als Simon, ihr Bräutigam.
»Schweren Tag gehabt?«, erkundigte er sich freundlich, während er das Auto einparkte.
Evie, die etwas anderes erwartet hatte, blickte ihn von der Seite an.
»Ja«, meinte sie zögernd. Sie war viel zu nervös, um sich zu entspannen.
»Die Empfangsdame erzählte, heute seien die Steuerprüfer im Haus«, sagte er und parkte, ohne sie anzusehen, ein.
»Nur gut, dass sie nicht für den Geheimdienst arbeitet«, erwiderte Evie und verdrehte die Augen.
»Sie hat nur versucht, mich ein wenig zu unterhalten«, beschwichtigte er.
»Davon gehe ich aus.«
Sie reihten sich in die Essensschlange im Pub ein. Um das peinliche Schweigen zu überbrücken, begann Evie über die verhassten Finanzbeamten zu sprechen und wie schwierig es war, mit ihnen in Abwesenheit des Chefs fertig zu werden.
Anfangs klangen ihre Ausführungen etwas steif, doch als sie sich mit ihren Tabletts setzten, schilderte sie ihren hektischen Tag sehr lebhaft. Es war verblüffend einfach, sich mit Max zu unterhalten. Vielleicht weil er sich als Zuhörer Mühe gab. Er stellte die richtigen Fragen und interessierte sich für ihre Antworten.
Als sie mit ihrem Bericht über Davis‘ schlafmützigen Neffen Tom fertig war, erzählte er ihr von einer Fernsehproduktion, bei der er einmal gearbeitet hatte und dessen Chef seine vier Söhne als Manager beschäftigte.
»Einer dümmer als der andere!« Max grinste. »Keiner schaffte es, eine
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