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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Kelly
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diesem Moment ihr geradezu ausgeliefert.
    Er streckte die Hand aus, berührte Evies volle Unterlippe und ließ den Daumen zärtlich darüber streichen. Sie schloss einen Moment lang die Augen und genoss das sie durchströmende Gefühl. Es war das Erotischste, was sie jemals erlebt hatte. Unerwartet, ungewöhnlich. Sie konnte seine Haut riechen, seine warme Männlichkeit, schmeckte das Salz auf seiner Haut. Fast hätte sie den Daumen geküsst, als er damit langsam über ihren Mund fuhr. Abrupt schreckte sie zurück. Was machte sie hier? Was machte er hier?
    »Für wen hältst du dich eigentlich, mich so zu berühren und mein Leben zu zerstören?«, fragte sie laut.
    Sein Kinn zuckte kaum merklich.
    »Ich will dich nicht wieder sehen«, sagte Evie mit heiserer Stimme.
    Er blieb stumm, starrte sie nur mit dunklem Blick an.
    »Es ist einfach nicht möglich«, meinte sie verzweifelt. »Begreifst du das denn nicht?« Sie fummelte an der Tür herum, öffnete sie schließlich und stieg hastig aus.
    Da jedermann sie sehen konnte, bemühte sie sich um einen möglichst normalen Gesichtsausdruck. Fast wäre ihr das nicht gelungen. Ihr Puls raste. Sie hätte gerne geweint, sehnte sich geradezu danach. Lächle, ermahnte sich Evie. Keine Tränen jetzt. Und blick nicht zurück. Sie wusste, dass Max noch nicht weggefahren war, sie spürte, wie er schweigend im Auto saß und ihr nachschaute.
    Die Wangen waren von der Anstrengung zu lächeln total verkrampft, als sie die Tür aufstieß und direkt auf die Treppe zuging. Sie betete, dass niemand sie jetzt ansprechen würde. Ihr Gebet wurde erhört. Langsam stieg sie die Stufen zu ihrem Büro hoch. Ihr schwirrte der Kopf. Hatte sie das Richtige getan, ihn wegzuschicken? Das hatte sie doch, oder nicht? Unmöglich konnte sie verlobt sein, kurz vor der Hochzeit stehen und sich zur selben Zeit heimlich mit einem anderen Mann treffen. Erst recht dann nicht, wenn dieser Mann sexy, ungebunden und hinreißend attraktiv war. Sie musste so handeln, kein Zweifel, daran gab es nichts zu rütteln. Warum aber schmerzte es dann so? Warum saß ihr ein Kloß im Hals, dass sie sich auf den Boden hätte schmeißen und losheulen wollen? Warum wollte sie zum Parkplatz zurückrennen, sich in Max‘ Arme werfen und ihn bitten, sie ganz fest an sich zu drücken?
    Lorraines Augen leuchteten auf, als Evie den Raum betrat.
    »Dein Stiefbruder ist wirklich etwas Besonderes«, sagte sie. »Ein richtiger Hengst. Darf man mit seinem Stiefbruder schlafen? Nein, anders: darf ich mit deinem Stiefbruder schlafen?« Angesichts der Vorstellung brach sie in lautes Lachen aus. »Craig muss ja nichts davon erfahren, und ich werde es ihm bestimmt nicht verraten!«
    Evie grub ihre Fingernägel in die Handflächen und bemühte sich, ebenfalls zu lachen. Doch selbst in ihren eigenen Ohren klang es vollkommen gekünstelt.
    Zum zweiten Mal hatte sie Max abblitzen lassen. Er würde nie wieder zurückkommen, nie wieder zurückblicken, soviel war sicher. Warum aber deprimierte sie diese Vorstellung so sehr?
    Simon setzte den Wagenheber unter Evies rostigen Fiesta und hob den Wagen geschickt vom Boden. Er hatte seinen Pullover ausgezogen. Durch den dünnen Stoff des T-Shirts konnte sie das Spiel seiner Rückenmuskeln beobachten. Das viele Squashspieler! hatte ihn sehr schlank gemacht. Zu schlank, dachte sie. Allmählich wirkte er geradezu hager.
    Ein großer Esser war er noch nie gewesen. Und seitdem Evie die Bemerkung hatte fallen lassen, dass sie nicht jeden Tag ihres Ehelebens Pommes Frites serviert bekommen wolle, benutzte er auch die Fritteuse nicht mehr so häufig.
    »Gut, dass mir der Nagel in deinem Reifen aufgefallen ist, Evie«, meinte er. Trotz der Anstrengung, die alten Muttern loszuschrauben, war er kaum außer Atem. »Wenn ich ihn nicht bemerkt hätte, hättest du eines Tages irgendwo mit einem flachen Reifen gelegen und niemand wäre da gewesen, um ihn für dich zu wechseln.«
    »Ja, danke, Schatz«, erwiderte Evie und sparte sich die Bemerkung, dass ein Reifenwechsel nicht außerhalb ihrer Fähigkeiten lag. Sie war froh, dass er den Nagel bemerkt hatte, als der Wagen sicher am Straßenrand gestanden hatte. Den ganzen Abend jedoch wollte sie das nicht zum Thema machen. Sie stand hinter Simon und blickte abwesend über das Dach des Autos in die Ferne. Es war ein warmer Märzabend, und die Countess Street erwachte aus einem langen Winter, der die Anwohner notgedrungen in die Häuser verbannt hatte. Die fast mediterrane

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