Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Olivia Evie ins Bild, die von ihrem wunderschönen Tag viel zu begeistert war, als dass sie den verletzten Tonfall ihrer Freundin wahrgenommen hätte.
»Guilbaud?«, hakte Evie nach, die sich nun nicht mehr um Desinteresse bemühte. Das exklusivste und bekannteste Restaurant in ganz Dublin! Zu gerne wäre sie auch einmal dort gewesen, wunderschön angezogen und mit einem attraktiven Mann an der Seite, während eine Unzahl von Ober sich um ihre Wünsche kümmerte. Simon, in Gelddingen ausgesprochen zurückhaltend, würde nicht einmal im Traum daran denken, sie dorthin auszuführen. Max hingegen schon. Das Restaurant schien ihm ganz zu entsprechen - es war elegant und luxuriös. Und er hatte Olivia dorthin eingeladen. Evie war erstaunt darüber, wie sehr sie das schmerzte.
Olivia sprach über das Essen. »Sautierte Jacobsmuscheln, butterweich«, schmachtete sie. »Ich versichere dir, Evie, so etwas habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gegessen. Der Koch ist ein Genie. Ich habe mich schon gefragt, ob ich vielleicht einmal Jacobsmuscheln in meiner Sendung...«
Olivia setzte einfach die vollkommen falschen Prioritäten, dachte Evie verärgert, während sie das arme Hühnchen in der Pfanne herumschubste. Wenn sie mit Max im Guilbaud gegessen hätte, wären die Speisen das Letzte gewesen, womit sie sich beschäftigt hätte.
»Er war so nett zu mir«, fuhr Olivia fort, »und hat mir alles über Nancy Roberts erzählt. Vor den Probeaufnahmen schien ihm das nicht ratsam, weil ich dann vielleicht einen Rückzieher gemacht hätte. Max kennt sie bereits seit vielen Jahren, und sie ist die größte Primadonna der ganzen Fernsehwelt. Offenbar hat sie den Produzenten, seinen Freund Paul, unmittelbar nach meinem Vorsprechen angerufen. Sie wollte wissen, seit wann Amateure zu Probeaufnahmen eingeladen würden.« Olivia grinste. »Das wiederum bedeutet, dass du gleich von Anfang an einen guten Riecher gehabt hast, Evie. Sie ist wahnsinnig eifersüchtig, das jedenfalls behauptet auch Max.«
Evie unterdrückte ihren Impuls, Olivia darauf hinzuweisen, dass ihr Bericht wimmelte von Floskeln wie »Max sagt dieses« und »Max sagt jenes«. Oder dass die Olivia von gestern so viel Angst vor einer möglichen Rache von Nancy Roberts gehabt hatte, dass sie eigentlich nie wieder in ihrem Leben ein Fernsehstudio betreten wollte. Jetzt aber tat Olivia so, als ob Nancy Roberts lediglich ein lästiger Umstand sei - jedenfalls nichts, was ihrer Karriere beim Fernsehen ernsthaft im Weg stehen könnte.
»Das Problem ist, dass Nancy Roberts bereits seit Jahren versucht, eine Show im Abendprogramm zu erhalten. Als sie es einmal versuchte, ist sie damit jämmerlich gescheitert. Die Nielsen-Einschaltquoten waren katastrophal.« Olivia benutzte bereits den Fernsehjargon. »Deshalb setzt sie jetzt alles daran, ihren Kollegen das Leben zur Hölle zu machen. Was ist denn, Liebling?«, fragte sie, als Sasha mit zitternden Bäckchen in die Küche gelaufen kam. »Ist der Film zu Ende?« Sasha schüttelte stumm den Kopf und streckte, mit dem Daumen im Mund, einen Arm nach ihrer Mutter aus.
Olivia zog das Töchterchen auf ihren Schoß, umarmte sie innig und küsste zärtlich das babyweiche Haar. Sie roch frisch und sauber, nach Pfirsichshampoo und Kinderseife, und Olivia wurde von Liebe zu ihr überwältigt. Nach einer Weile befreite Sasha sich und trottete wieder zurück ins Wohnzimmer.
»In letzter Zeit ist sie sehr anhänglich«, meinte Olivia besorgt. »Sie spürt die Anspannung zu Hause und nuckelt wieder an ihrem Daumen, was sie schon seit langem nicht mehr gemacht hat. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wie schlecht sich Stephen auch benehmen mag, ich kann es aushalten. Aber nicht, wenn Sasha darunter leidet...«
Als Evie Olivias besorgte Miene sah, tat es ihr Leid, dass sie auch nur hatte annehmen können, Olivia habe ganz bewusst mit Max geflirtet. Die arme Olivia hatte auch so schon genügend Sorgen und würde eine Affäre mit wem auch immer niemals in Erwägung ziehen. Trotz all seiner Fehler liebte sie Stephen noch immer und fühlte sich an ihn gebunden.
Das alles war ausschließlich auf Max‘ Mist gewachsen. Verbittert gab Evie ihm erneut schlechte Noten.
Sie plauderten noch ein paar Minuten, ehe Simon direkt von der Arbeit kam, wie gewohnt mit schiefer Krawatte. Er merkte gar nicht, dass Evie etwas kochte und meinte, er habe einen Tisch für zwei in dem Restaurant bestellt, wo sie zu ihrer Hochzeit den Empfang abhalten wollten.
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher