Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Enthaltsamkeit, gewöhnt hatte, kam ihr fremd vor. Seine üblichen Berührungen schienen mechanisch, fast unanständig. So, als ob sie das alles überhaupt nichts anginge. Ihre eigenen Gedanken verdammend zog sie Simon enger zu sich heran. Seine Lippen fanden ihre. Sie küsste ihn leidenschaftlich und wehrte sich mit aller Kraft gegen ihre ketzerischen Gedanken. Sie würde nicht an Max Stewart denken, durfte es nicht!
Von Evies wieder auflebender Leidenschaft beflügelt, konnte sich Simon nicht länger zurückhalten. Er fummelte kurz unter der Bettdecke, zog seine und ihre Unterwäsche aus und hatte wie üblich mit ihrem neuen Spitzenbüstenhalter von Dünne Schwierigkeiten. Er drang in sie ein und stöhnte dabei heftig in das Kopfkissen. Evies Hände streichelten seinen Rücken auf und ab, weil dies auch sonst zu ihrem Liebesritual gehörte.
Ab und an setzte er Küsse auf ihre Schultern und ihren Hals, bevor er seine fieberhaften Bemühungen wieder aufnahm. Sie hörte, wie sich sein Atem beschleunigte. Plötzlich hatte sie brennende Tränen in den Augen. Warum nur konnte sie nicht glücklich sein? Warum lag sie hier und ertrug das alles, während sie sich nach der leidenschaftlichen Umarmung mit einem sie bewundernden Liebhaber sehnte?
»Evie, bist du so weit?«, erkundigte er sich keuchend.
»Tut mir Leid, aber ich bin so wild auf dich. Wir können einen Moment pausieren, wenn du möchtest.«
Was das bedeutete, wusste sie: er würde sich neben sie legen und sehr ernsthaft zwischen ihren Beinen fummeln. Wenn sie zur Gänze erregt war, würde er erneut in sie eindringen, und sie würden gemeinsam den Höhepunkt erreichen. Theoretisch jedenfalls.
Evie schämte sich zuzugeben, dass sie ihn mehr als ein Mal vorgetäuscht hatte. Sie hatte einen bebenden Orgasmus gemimt, weil sie ein mindestens doppelt oder drei Mal so langes Vorspiel gebraucht hätte, um überhaupt irgendwelche Befriedigung zu verspüren. Simon war zwar so rücksichtsvoll, für jeden seiner Höhepunkte auch für sie einen zu wünschen, doch besaß er leider zu wenig Erfahrung, um den Unterschied zwischen Echtheit und Verstellung zu erkennen.
»Sollen wir warten, bis du so weit bist, Liebling?«, fragte er jetzt.
Die Vorstellung, noch länger in seinem Bett zu liegen, während sie sich wünschte, mit jemand anderem zusammen zu sein, ließ Evie den leichteren Weg wählen.
»Nein«, flüsterte sie heiser und legte etwas Leidenschaft in ihre Stimme. Sie stöhnte leise. »Aber fast. Oooh«, stöhnte sie.
»Liebling«, krächzte er und steigerte sein Tempo. Evie stöhnte noch mehr und streichelte mit einer Hand seinen Rücken, um ihre Begeisterung zu zeigen. Sie passte sich, so entgegenkommend sie nur konnte, seinen Bewegungen an.
Simon ließ jetzt ohnehin jede Rücksicht fahren.
Mit einem rauen Aufschrei krampfte sich sein Körper zusammen. Evie wünschte, die Oscarjury könne jetzt ihre Darbietung beobachten, denn sie tat das Gleiche. Sie erreichte zwar nicht ganz Meryl Streeps Niveau in Out of Africa, doch übel war es nicht. Sie stöhnte überzeugend, dann seufzte sie kurz und entspannte ihren Körper gerade rechtzeitig, als Simon sich auf sie legte.
»Ach, Evie«, hauchte er und vergrub sein Gesicht im Kissen.
»Liebling«, murmelte sie automatisch.
Er bewegte sich ein wenig, so dass nicht sein ganzes Gewicht auf ihr lag, dann rutschte auch Evie zur Seite, bis sie Simon nur noch mit einem Bein berührte und sein Arm auf ihr ruhte. Sein regelmäßiger Atem verriet ihr, dass er am Einschlafen war. Sie aber lag mit offenen Augen da und ließ die Tränen auf ihren Wangen trocknen.
Was hast du nur mit mir angestellt?, fragte sie im Stillen, als ob er in dem dunklen Zimmer bei ihr wäre und auf die beiden Menschen in dem riesigen Doppelbett hinabsehen würde. Was hast du nur mit mir angestellt?
11
Zoës roter Schopf beugte sich gewissenhaft über den Schreibtisch. Dennoch wusste sie genau, was Cara gerade vorhatte.
»Dass ich den Tag noch erleben darf, Fraser, an dem du einen Konturenstift benutzt«, bemerkte sie, ohne sich umzudrehen.
Schuldbewusst sprang Cara auf, in der einen Hand den winzigen Kompaktpuder, den sie sich letzte Woche gekauft hatte, in der anderen hielt sie einen kleinen Stift - als ob es sich um eine gefährliche Droge und nicht um den Konturenstift N0.17 von Boots in Vampirrot handeln würde.
»Ich suche nur gerade nach meinem Pflegebalsam...«, begann sie und warf den Kompaktpuder hastig in den Rucksack zurück.
»Du
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