Geh Ich Auf Meine Hochzeit
imaginäre Liste abhaken würde. »Und mit meinem Ehemann möchtest du das auch nicht... Warum also hast du mir die Gelegenheit zu Probeaufnahmen verschafft?«
Max faltete die Hände vor seinem Gesicht und betrachtete sie mit plötzlich verhangenem Blick. »Ich wollte etwas für meine neue Familie tun.«
»Aber ich gehöre doch gar nicht zu deiner neuen Familie!«
Olivia spürte, dass er ihr auswich, doch bohrte sie nicht weiter nach. Instinktiv wusste sie, welchem der neuen Familienmitglieder er wirklich hatte helfen wollen - welchen Namen er fast laut ausgesprochen hätte: Evie. Olivia war aufgefallen, wie Max während der Hochzeit Evie unentwegt beobachtete. Er hatte Evie und Simon pausenlos fixiert und lediglich dann den Blick abgewandt, wenn einer der beiden zu ihm hinübergesehen hatte. Der arme Max war ganz verrückt nach Evie, das sah doch jeder Blinde, oder? Was aber konnte daraus werden? Hatte er sein Interesse bereits vorgetragen? War das der Grund, weshalb Evie sich so stark gegen ihn auflehnte?
»Da hast du alle meine Beweggründe«, meinte er mit Nachdruck und machte damit deutlich, dass er das Thema für beendet betrachtete. Olivia hätte es gerne noch weiter erörtert, doch Max schien nicht daran interessiert. Während des wunderbaren Essens unterhielt er sie mit Geschichten aus der Fernsehwelt und über die verhasste Nancy, die sexuell ebenso unersättlich - wenn man Max‘ Schauermärchen über von ihr verführte, unschuldige, junge Kameramänner Glauben schenkte - wie bösartig war.
Olivia hatte sich seit Ewigkeiten nicht mehr derart amüsiert. Max war ein wunderbarer Erzähler. Als er seine kurzen Biografien von Leuten, die sie entweder schon kannte oder demnächst kennen lernen würde, beendet hatte, hatte sie vor Lachen Seitenstechen bekommen.
Er berichtete ihr, dass Nancy sie auf dem Kieker habe, ja sogar bereits einen Versuch unternommen hatte, Olivia zu feuern.
»Noch ehe ich mit dem Job überhaupt angefangen habe?«, hakte sie erstaunt nach.
»Paul beachtet ihren Mist nicht weiter«, fuhr Max fort. »Viele der Produzenten lassen sich von ihren Stars herumkommandieren .« Er lachte etwas wehmütig. »Und manchmal, wenn der Star berühmt genug ist, muss man sich ihm beugen, sonst machen sie ihre Arbeit nicht. Zur Zeit habe ich eine solche Hauptdarstellerin. Doch Nancy ist von Paul ebenso abhängig, wie er von ihr - also kann sie ihn nicht ausmanövrieren. Das würde er auch niemals dulden, du bist also sicher. Oder sagen wir, dein Arbeitsplatz ist gesichert. Was für üble Tricks Nancy sich noch einfallen lassen wird, um deine Fernsehkarriere zu verhindern, ist eine ganz andere Sache. Aber du wirst es schaffen.«
Er schien von Olivias Fähigkeiten vollkommen überzeugt, was ihrem Selbstbewusstsein einen enormen Auftrieb verlieh. Nancy Roberts würde sie in den Griff bekommen. Während des Kaffees schnitt er schließlich das Thema der Frasers an, wie ein Hund, der an die Stelle zurückkehrte, an der er einen besonders leckeren Knochen vergraben hatte. »Kennst du Simon schon lange?« Er bemühte sich, seine Frage so beiläufig wie möglich zu stellen, was ihm kläglich misslang. Seine schlanken Finger spielten mit dem Henkel der Kaffeetasse.
»Erst, seit Evie mit ihm zusammen ist«, informierte sie ihn. »Seit annähernd zwei Jahren, glaube ich.«
»Wann werden sie heiraten?«
»Im September.«
Seine Finger zerquetschten den Henkel fast, und Olivia bangte um das feine Porzellan.
Sie hatte es sich in der Tat nicht eingebildet: er war verrückt nach Evie. Olivia würde ein wenig über ihre Freundin erzählen.
»Evie war lange Zeit ganz auf sich allein gestellt, aber das weiß deine Mutter sicherlich längst. Sie hatte es nicht leicht, Rosie ohne Vater großzuziehen. Die Hoffnung auf Liebe und einen Mann hatte sie wohl total aufgegeben, als Simon daherkam.«
»Er scheint sehr nett zu sein«, bemerkte Max.
»Das ist er auch. Er ist sehr...« Olivia suchte nach dem richtigen Wort: »Freundlich und gutherzig. Meiner Meinung nach ist er aber nicht der Typ Mann, auf den Evie fliegen würde.«
Max beugte sich lebhaft vor.
»Welche Art von Mann wäre das denn deiner Meinung nach?«
»Mehr Macho, stärker, vom Leben gestählter, irgendwie.« Olivia hatte Simons wegen ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Sie mochte ihn sehr, doch war sie ehrlich.
Den empfindsamen, recht weltfremden Simon hielt sie immer schon für eine seltsame Wahl ihrer Freundin. Evie war eine Frau, die vermutlich
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