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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Kelly
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ebensolchen Körper. Doch wenn man Ricky erst eine Weile lang kannte, fiel einem sein gutes Aussehen nicht mehr auf, weil er einfach eine Zumutung war. Schönheit blieb an der Oberfläche, wogegen Dreistigkeit einen bis ins Mark erschütterte.
    Sie war sich im Klaren darüber, dass sie selbst auch zu nachgiebig war und ihn nicht anbrüllte, wenn er ihr Essen wegputzte - aber gegen Phoebes Freund konnte sie ja nichts sagen. Cara setzte sich in den guten Sessel und schaltete den Fernseher ein. Während sie durch die Sender zappte, stieß sie auf ein Autorennen auf RTE 1 und schaltete schnell weiter. Selbst Ricky würde es wohl kaum wagen, auf einem Autorennen zu bestehen, wenn es Zeit für Friends war.
    »Hey!«, rief er empört. »Das war die Sendung, die ich sehen wollte!«
    Cara wirbelte auf ihrem Stuhl herum und fixierte ihn mit eiskaltem Blick. Rhabarberjoghurt war eine Sache, Friends aber eine andere. »Pech gehabt!«
    Schlechter Stimmung und in angespanntem Schweigen schauten sie sich Friends an, als Phoebe hereinkam. Sie hatte wieder einmal eine ihrer heißen, knappen Nummern an, die sie sich extra für Ricky kaufte. Diesmal war es ein enganliegendes, mit Blumenmuster bedrucktes durchsichtiges Top zu metallisch glänzenden Röhren-Hosen. Heute jedoch hatte er keinen Blick dafür. Wie ein verwöhntes Kind, das einen Schiedsspruch erwartete, schob er sein seidiges Haar zurück und sagte: »Das ist eine Wiederholung, Phoebe, und jetzt läuft gerade das Autorennen!«
    »Ricky...«, meinte Phoebe, zwischen den beiden hin- und hergerissen.
    »Es ist unser Fernseher, Ricky«, sagte Cara verärgert. »Wenn du das Autorennen sehen willst, geh zu dir nach Hause!«
    »Es ist eine Wiederholung!«, brüllte er.
    Beide wandten sich Phoebe zu.
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Phoebe zögernd und blickte auf die Mattscheibe, wo Rachel für Ross ihr Staatsgewand angezogen hatte.
    »Meinetwegen!« Cara stand auf. Sie schmollte, weil Phoebe in einer solch empfindlichen Angelegenheit Partei ergriffen hatte. Schließlich war es auch ihre Wohnung. »Ihr zwei könnt gerne euer Programme wählen; aber wenn die Miete wieder fällig ist, Phoebe, vergiss nicht, Ricky nach seinem Anteil zu fragen, wo der Mistkerl hier offensichtlich zu wohnen scheint!«
    Damit stürmte sie hinaus, griff nach ihrem Mantel und Portemonnaie, und verließ die Wohnung.
    Der Sonnenschein von vorhin war einem Dauernieselregen gewichen. Ziellos lief sie durch die Nässe, wollte aber irgendetwas unternehmen. Zoë konnte sie nicht besuchen. Zwischen den beiden herrschte eine etwas angespannte Stimmung, seit ihre Freundin ihr mitgeteilt hatte, dass sie sich woanders bewerben wolle. Ewan war beim Fußballtraining. Und zu allem Überfluss hatte sie es geschafft, Phoebe zu verärgern - die freundliche, nette Phoebe, die keiner Fliege etwas zuleide tat. Es war nicht ihre Schuld, dass sie einen gedanken- und verantwortungslosen Freund hatte, der Sex offenbar als Arbeit betrachtete und den Spruch mia casa, tua casa lediglich in der tua-casa-Variante kannte. Es war alles Rickys Schuld, dachte Cara erbittert und zog den Kragen hoch, um sich gegen den Regen zu schützen. Was für ein denkwürdiger Tag! Jeder mögliche Gesprächspartner stand sich entweder nicht gut mit ihr oder aber war nicht da. Deprimiert und kurz vor ihrer Periode hatte sie das Gefühl, die ganze Welt hätte sich gegen sie verschworen und sie hätte nur noch eine Wahl - sich wie ein Bürstenbinder zu betrinken.
    »Zoë ist beim Zahnarzt«, hörte sich Cara mit gedämpfter Stimme sagen, als Bernards Sekretärin sie um halb zehn in ihrem winzigen Büro am nächsten Morgen anrief. »Hat sie das denn nicht angekündigt? Nein? Eine Wurzelbehandlung, so weit ich weiß.«
    Sie knallte den Hörer auf und ließ den Kopf auf die Arme sinken, um ihr hämmerndes Kopfweh zu beschwichtigen. Es war ein Fehler gewesen, zu McSorley in Ranelagh zu gehen, denn dort hatte sie ein paar von Phoebes Bankkollegen getroffen. Sie hatten einen wilden Abend verbracht und so viel Bier getrunken, als ob die Steuerfachfrau aus der Dame-Street-Filiale den Rest ihres Lebens in einer Weltraumkapsel verbringen und nicht nur für ein Jahr nach Sydney gehen würde. Niemand konnte so feiern wie Banker, dachte Cara neidisch. Sicher weil sie jeden Tag das viele Geld rausrücken mussten, ohne etwas davon zu behalten. Deshalb war ihnen die Vergänglichkeit des Lebens so präsent. Sie wussten die Gelegenheiten zu genießen. Vage erinnerte sie sich

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