Geh Ich Auf Meine Hochzeit
jetzt nicht mehr so viel rumlaufen. Eigentlich sollte ich mich mehr schonen. Aber die Vorstellung, den ganzen Tag herumzusitzen und mich auszuruhen, behagt mir nicht so recht. Nicht einmal in der Sonne«, scherzte er.
Er saß lieber auf der Veranda, las Drehbücher und trank starken spanischen Kaffee, als neben der nach Bräune versessenen Rosie in der Sonne zu braten. Max fuhr Evie lieber die Küste entlang, als gegrillt zu werden.
Vor zwei Tagen waren sie in die Berge nach Ronda gefahren, wie die anderen bereits am Anfang der Urlaubswoche. Sie hatten es nicht gewagt, nochmals zum Abendessen wegzubleiben und waren gegen vier Uhr wieder zu Hause gewesen, wo alle gemeinsam am Pool lagen und sich sonnten. Gestern brach jeder für sich zu einem Spaziergang auf und sie trafen sich am Fuße des Hügels in der Nähe der Stierkampfarena. Dann waren sie am Hafen entlanggeschlendert, hatten Kaffee getrunken und so viel miteinander geredet, als ob sie das Reden eben erst entdeckt und nun fleißig zu üben hätten.
»Du musst ja vollkommen erschöpft sein«, hatte Andrew bemerkt, nachdem sie ganz bewusst alleine zur Villa zurückgekehrt war. Max schlug noch etwas Zeit tot, ehe er wieder aufkreuzen wollte.
»Ich liebe Spaziergänge«, meinte sie gut gelaunt. »Habe ich dir schon erzählt, dass ich an einem Minimarathon teilnehmen werde?«, schwindelte sie.
Heute hatte Max die Villa schon früh verlassen. Er wollte einen Freund besuchen, der sich in der Nähe niedergelassen hatte. Er war immer noch nicht zurück. Vida und Andrew hielten Siesta, oder auch eine Liebessiesta, wie Rosie spöttisch bemerkte, als die beiden um halb drei in ihrem Zimmer verschwanden.
Lediglich Cara, Rosie und Evie lagen am Pool und genossen die Stille und die Sonne. Und Rosie hatte nicht die geringste Absicht sich zu bewegen, wo sie gerade eben eine besonders bequeme Position gefunden hatte. Nicht einmal, um ihrer Tante die Sonnenlotion zuzuwerfen. »Komm und hol sie dir«, meinte sie verschlafen.
»Du faules Stück«, brummte Cara. Sie stand von ihrer Liege auf und trippelte vorsichtig über den Terrakottaboden auf Rosie zu.
»Noch ist sie nicht in Flammen aufgegangen«, meinte Cara an Evie gewandt, als sie sich über den braun gebrannten Körper ihrer Nichte beugte, der nur knapp mit einem winzigen karierten Bikini bedeckt war.
»Siehst du, Mama, es ist alles in Ordnung«, murmelte Rosie, die genüsslich mit geschlossenen Augen dalag und die Hitze auf ihrer Haut spürte.
»Vielleicht sollte ich sie aber doch etwas abkühlen«, fügte Cara noch verschmitzt hinzu. Sie holte sich etwas Wasser aus dem Pool und spritzte es über Rosies Bauch.
»Verdammt, du Biest!«, kreischte Rosie und sprang auf. »Dich krieg ich noch...« Die beiden tanzten barfuß herum und bewarfen sich gegenseitig mit dem kalten Wasser des Pools, wobei sie jedes Mal laut auflachten, wenn ein Wassertropfen ihre glühende Haut traf.
Evie grinste und wandte sich wieder ihrer Lektüre zu. Sie war rundherum glücklich. Hier am türkisen Pool mit den Menschen herumzuliegen, die ihr am meisten am Herzen lagen, dazu der blaue Himmel über ihr - mehr konnte man wirklich nicht verlangen. Nun... sie könnte noch mehr verlangen, aber im Leben bekam man eben nicht alles. Sie begehrte Max. Er würde ihr nicht gehören, aber während dieser wunderbaren Tage hier bildete sie es sich wenigstens ein.
Als es ihnen zu heiß wurde, warfen die drei Mädels etwas über ihre Bikinis, schlüpften in ihre Espandrillos und schlenderten die Straße zum Supermarkt hinunter. Dort wollten sie Mineralwasser und eine saftige Wassermelone kaufen, die Rosie so gerne auslutschte.
»Uff, ist das eine Hitze«, meinte Cara, als sie einträchtig den Hügel zur Villa hinaufkeuchten.
Ein weißer Sportwagen fegte an ihnen vorbei und wirbelte Staub auf, dann hupte der Fahrer dem Trio zu. Sie lachten vergnügt, und Rosie schnitt Fratzen. Mit ihren Bikinis und den Sarongs - Rosie hatte sogar nur einen Jeansminirock übergestreift - sahen sie wie typische Touristen aus. Evie fragte sich, was aus der angespannten und verklemmten Frau von vor sechs Tagen geworden war.
»Wir tun nicht viel mehr, als ständig Gaudi zu haben«, stellte Rosie begeistert fest.
»Ja«, stimmte Cara zu und legte einen Arm um ihre Schwester und den anderen um Rosie. »Ist es nicht wunderbar?«
Das war es, dachte Evie. Sie fühlte sich vollkommen sorglos und es gefiel ihr, am helllichten Tag mit einer vorne verknoteten weißen Bluse und
Weitere Kostenlose Bücher