Geh Ich Auf Meine Hochzeit
ihr Vater mit leiser Stimme hinzu. »Es bedeutet mir viel, dass du Max akzeptiert hast. Er ist Vidas einzige Verwandtschaft, wie du weißt. Ich habe ja euch drei Mädels.« Dann wurde seine Stimme wieder normal. »Wie auch immer, wir sehen uns später.«
Evie legte auf. Sie fühlte sich wie ein Teenager, dem es gerade gelungen war vorzutäuschen, sie mache mit ihrer Freundin Hausaufgaben, um sich heimlich mit ihrem Freund zu treffen.
Fast schwindelig vor Glück, noch mehr Zeit mit Max verbringen zu können, plapperte sie wie verrückt, während sie weitergingen. Ihre Haare wippten auf den Schultern und sie sprühte vor Einfällen.
Sie sieht wunderschön aus, dachte Max, der ihr lebendiges Gesicht beim aufgeregten Sprechen beobachtete. Ihre riesigen braungrünen Augen strahlten. Sie strich sich im Gehen die Haare aus der Stirn und kam ihm wie ein kleiner Wirbelwind vor, voller Energie und faszinierend. Wie viel entspannter sie doch wirkte, wenn die Last der Welt von ihren schmalen Schultern genommen war! Wie sehr wollte er all ihre Sorgen vertreiben, damit sie immer so aussehen konnte: glücklich, unbesorgt und fähig, das Dasein zu genießen. Er hatte das Gefühl, so vieles von ihr noch nicht zu wissen. Dinge, die auch sonst niemand wusste. Denn dazu war sie viel zu stolz.
Max spürte, dass sie in ihrem Leben viel gelitten hatte und immer noch die Narben ihrer vergangenen Trauer hinter der normalerweise so strengen Fassade verbarg. Wenn sie doch nur erkennen wollte, dass er sie liebte und sie ihn hinter ihre Fassade blicken lassen würde, könnten sie so unbeschwert glücklich miteinander sein. Wenn doch nur! Aber sie war wie ein noch nicht vollkommen ausgeloteter See, dessen Tiefen sie niemandem offenbarte. Wenn er zur falschen Zeit an der falschen Stelle abtauchen würde, verziehe sie es ihm möglicherweise niemals. Evie würde ihre Geheimnisse dann lüften, wenn sie dazu bereit war, und nicht vorher.
»Du hörst mir ja überhaupt nicht zu«, neckte sie ihn und versetzte ihm einen Klaps. »Es ist gerade so, als ob ich mich mit Rosie unterhalte, während sie an der Sendung Friends klebt.«
»Entschuldige, Gnädigste, aber ich höre dir immer zu. Außer wenn du irgend etwas daherfaselst - von wegen die anderen Frauen hätten so schick ausgesehen, und du hättest nichts anzuziehen.«
»Mistkerl!«, quietschte Evie und boxte ihn noch mal. »Habe ich das gesagt?« Sie verzog das Gesicht.
Max ließ ihre Hand los und legte seinen Arm gemütlich um ihre Schultern, bevor er antwortete. »Ja, und ich verstehe überhaupt nicht, warum. Du bist fünfzig Mal schöner als diese angemalten Gänse.«
Voller Freude schlang sie ihren Arm um seine Taille. Er zog sie tatsächlich den aufgetakelten Ladys in ihren Designerkleidern und Designerfrisuren vor. Und sie glaubte ihm. Evie machte sich nicht die Mühe, ihren Bauch einzuziehen, damit sich ihre Taille schmaler anfühlte. Bei Max brauchte sie sich nicht zu verstellen.
Als sie zu dem pittoresken Orangenplatz kamen, schien die Sonne durch das Blattwerk. Auf manchen Tischen unter den Bäumen lagen die Strahlen, andere waren im Schatten. Max und Evie setzten sich mit einem kühlen Glas Weißwein in eine lauschige Ecke und labten sich an Muscheln mit weichem Brot, das die Brühe auftunkte.
»Ich hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen, Rosie allein zu lassen«, gestand Evie. »Eigentlich hätte ich den heutigen Tag mit ihr verbringen sollen. Dieser Urlaub ist etwas so Besonderes für sie.«
»Der erste Urlaub als Erwachsener ist immer etwas ganz Besonderes«, bemerkte Max. »Aber es ist auch offensichtlich, wie nah ihr euch steht. Dennoch würde sie dich vermutlich umbringen, nur um die Gelegenheit zu erhalten, auch einmal ganz alleine oder vielleicht mit Cara zusammen bummeln zu gehen. Cara wirkt irgendwie wie ihre Schwester. Die beiden könnten zwei Mädchen vom Club Med sein, die sich mal ohne elterliche Aufsicht amüsieren. Ich bin mir sicher, dass Rosie davon träumt.«
Evie dachte darüber nach. Er hatte Recht, gab sie zögernd zu. Rosie wäre in der Lage, auch ohne ihre Mutter und ihren Großvater Kontakte zu knüpfen. Aber es war so schwierig, die eigene Tochter gehen zu lassen.
»Leicht ist es nicht«, erläuterte sie. »Ich möchte, dass sie Selbstständigkeit entwickelt, dass sie ganz und gar sie selbst ist. Das habe ich ihr beizubringen versucht. Aber...«
»... dann doch loszulassen, ist nicht einfach«, pflichtete Max ihr bei. »Meiner Meinung nach gäbe
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