Geh Ich Auf Meine Hochzeit
und Vida auf die Veranda gesellte. Max ignorierte sie dabei vollkommen, der sie in ihrer eng anliegenden violetten Kombination bewundernd anblickte.
Falls er es als merkwürdig empfand, dass die Frau, die sich gestern Nacht noch ekstatisch unter ihm gewunden hatte, jetzt kaum noch einen Blick für ihn übrig hatte, so ließ er sich das nicht anmerken.
Evie setzte sich mit Vida zusammen auf den Rücksitz und winkte Rosie und Cara zum Abschied zu. Die beiden wollten heute Abend alleine ausgehen, wofür sich Rosie reichlich von Vidas Lidschatten und ebenso reichlich von Evies Parfüm Poème geborgt hatte.
Alle bis auf Evie unterhielten sich angeregt, während Max die Küstenstraße entlang fuhr.
»Wartet nur, bis ihr es vor Augen habt«, stellte der Mann am Steuer in Aussicht. »Franz ist von Western ganz besessen. Er sagt, er habe sich in die Finca verliebt, weil sie halb wie eine spanische Villa und halb wie etwas aus The High Chapparal aussieht. Als er sie mir vor kurzem zeigte, hätte man annehmen können, er wolle sich mit ein paar Pistolen und einem Stetson ausrüsten, um damit ein paar Ochsen umzulegen. Er ist ein netter Kerl, meist sehr umgänglich, doch am Set lässt er nicht mit sich spaßen.«
Der Wagen bog von der Hauptstraße ab und steuerte auf die zerklüfteten Berge zu, die im Sonnenuntergang in Rosa getaucht waren. »Als wir das Leben von Strauss verfilmten, sind wir damit sogar früher als geplant fertig geworden. So etwas kommt eigentlich niemals vor.«
Einfach wunderbar! Evie kochte im Stillen vor sich hin. War das vor oder nach deiner Affäre mit der nymphomanischen Mia?
Sie fuhren noch eine halbe Stunde, ehe sie in eine staubige Seitenstraße kurvten und eine kleine Ortschaft passierten. Kurz danach, gefährlich auf einem Berg balancierend, sahen sie eine weitläufige Villa, die im Abendlicht weiß leuchtete. Dahinter erstreckten sich zahlreiche Stall- und Seitengebäude, davor ein Blumenmeer.
Mehrere Autos standen wahllos verstreut in der Auffahrt. Eine der Stretchlimousinen war so lang, dass Evie meinte, man könne darin Tennis spielen. Sicher Mias Auto, dachte sie, und in ihrem Magen bildete sich ein Knoten. Eigentlich hatte sie ein paar Groupies erwartet, die sich endlos streitend in den Haaren lagen und wie aus einem Rockvideo abgekupfert aussahen. Umso mehr überraschte es sie, als sich das riesige Holztor öffnete und Franz heraustrat. Ihr Gastgeber war ein kleiner Glatzkopf mit einem üppigen Bauch und einem freundlichen Lächeln. Nachdem er Evie und Vida wie alte Freunde mit Küsschen begrüßt hatte, drängte er sie alle in das prächtige Anwesen. Über die Musik hinweg rief er nach Luisa, seiner Frau.
»Die anderen hängen überall verstreut herum, doch wenn die Sektkorken knallen, werden sie aufwachen!«
Die grauhaarige Luisa hatte eine mütterliche Ausstrahlung. Über dem sehr zurückhaltenden Kleid mit Blümchenmuster trug sie eine Schürze. »Ich bereite gerade eine Paella zu, und alle kommen und naschen!« Stöhnend winkte sie mit einer großen Holzkelle.
In dem großen Raum samt angrenzender Terrasse war die Party in vollem Gange. Dem Zustand einiger Gäste nach zu urteilen hatten sie bereits mittags mit dem Feiern begonnen, dachte Evie. Alle sahen vollkommen normal aus, keine Rockstars oder Filmmogule, die mit Zigarren und ihrer Rolex herumwedelten. Stattdessen war es ein nettes Völkchen, manche von der Sonne etwas verbrannt, manche in Shorts und T-Shirt, andere etwas förmlicher in Sommerkleidern oder Polohemden mit Freizeithosen. Evie fühlte sich ungefähr so falsch angezogen wie eine Stripperin im Eskimoanzug.
Sofort wurde Max von der Menge aufgesogen. Alle waren erfreut, ihn zu sehen und riefen in verschiedenen Sprachen »Max, komm hier herüber!« Niemand ragte besonders heraus aus der Gästeschar. Sie wirkten alle so, wie auch Evie nach ihren ersten Tagen in Spanien: erschöpft aber hochzufrieden, vom Alltag Abstand zu haben und an einem Ort zu sein, wo jeden Tag die Sonne schien.
Bald schon unterhielt sie sich mit Franz‘ Lieblingskameramann Lippo, der eigentlich am nächsten Tag nach Hause fliegen sollte. Er und seine Frau, eine Maskenbildnerin, hatten sich jedoch dazu entschlossen, noch etwas zu bleiben, denn beide waren von vier Monaten Drehzeit im Schwarzwald vollkommen am Ende. »Er arbeitet ohne Unterbrechung«, meinte Lippos Frau Hélène, ehe sie vom Sofa aufstand, um ihre jugendlichen Zwillingssöhne anzurufen und ihnen zu sagen, dass sie erst am
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