Geh Ich Auf Meine Hochzeit
schnappen wollte. Du warst nicht damit gemeint!«, schleuderte sie ihm wutentbrannt entgegen.
Erschrocken verwandelte sich sein Gesicht in das eines Kindes, dem man einer Unartigkeit wegen den neuesten Sony Gameboy weggenommen hatte. Er blickte sie an. »Aber du bist doch hier herausgekommen...«, stammelte er.
»Um Luft zu schnappen, Tim«, schrie sie. »Ich habe gesagt, ich wollte Luft schnappen, und genau das habe ich auch gemeint. Und habe versprochen, gleich wieder zurück zu sein.«
Wegwerfend zuckte er mit den Schultern. »Frauen meinen doch nie das, was sie sagen!«
Cara richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick und knurrte: »Nun, ich tue es aber. Und wie wir in Irland immer sagen, kannst du jetzt die Segel einstreichen und dich aus dem Staub machen. Auf Wiedersehen.«
Sie fühlte sich riesengroß, drehte sich auf dem Absatz um und stolzierte majestätischen Schrittes wieder auf den Club zu, wobei sie ihr Hemd zurück in die Hosen stopfte und ihr Haar triumphierend nach hinten warf. Frauenpower und Respekt, ganz richtig!
Warum hatte sie sich nicht schon vor Jahren so verhalten? Dem elenden Owen Theal hätte eine solche Behandlung nicht übel getan - und zusätzlich vielleicht noch einen kräftigen Kinnhaken, dachte sie träumerisch. Plötzlich empfand sie eine große Sehnsucht nach Ewan, nach seinen Umarmungen, nach seinen Lippen. Welches Spiel hatte sie mit Tim gespielt? Und welches mit Ewan? Ihre Neurosen hatten ihre Beziehung zerstört. Es war an der Zeit, ihre Probleme anzugehen, damit ihr Leben beginnen könnte.
Plötzlich hatte Cara jede Menge Ideen und Pläne. Sowie sie wieder zu Hause waren, würde sie Ewan anrufen und ihm sagen, dass sie verrückt nach ihm war. Danach würde sie dem versammelten Büro mitteilen, dass sie sich liebten. Und sie wollte sich einen Psychologen suchen, jemanden, der all die verschlossenen Türen ihrer Seele öffnen würde, hinter denen die Dämonen lauerten. Diese Dämonen sahen nämlich aus wie Owen Theal.
Sie wiegte sich zu dem pulsierenden Technorhythmus und gesellte sich zu Rosie und Gwynnie auf der voll gepackten Tanzfläche. »Nun, Mädels, wohin gehen wir als Nächstes?«
Evie schleppte ihren Koffer die Treppe hinunter und deponierte ihn neben der Tür. Wie von Zauberhand erschien Max auf der Bildfläche.
»Evie, warum hast du mir denn nicht gesagt, dass du gestern Abend frühzeitig gehen wolltest? Ich hätte dich doch heimgefahren.«
»Das war nicht nötig«, sagte sie gleichmütig. Nachdem sie die ganze Nacht geübt hatte, was sie Max gegenüber äußern würde, konnte sie sich nicht gehen lassen und ihn anschreien: dass sie wahnsinnig eifersüchtig war, und dass er ein ganz übler Typ sei, um mit ihr und mit Mia gleichzeitig ein Verhältnis zu haben. »Ich war müde und wollte mich ausruhen.«
Max seinerseits machte ebenfalls den Eindruck, als ob er sich ausruhen müsste. Sein Gesicht war farblos, und trotz seines gesunden, bronzefarbenen Teints hatte er fahle Wangen. Seine sonst immer so leuchtend blauen Augen wirkten sehr matt.
»Wir müssen reden«, drängte er. »Über gestern Abend.«
»Warum?«, erkundigte sie sich knapp. »Schließlich bin ich nicht dein Aufpasser.«
»Ich möchte nicht, dass du den falschen Eindruck bekommst, Evie.« Er fuhr sich mit einer Hand durch das heute struppige Haar.
Sie lächelte kühl. »Das hat nichts mit einem falschen Eindruck zu tun, Max. Ich musste mich nur unbedingt aus dem ganzen Trubel zurückziehen, um wieder zur Besinnung zu kommen und darüber nachzudenken, was ich beinahe weggeworfen hätte.«
Absichtlich hatte sie die Worte so gewählt, dass sie ihn verletzten. Und das taten sie, dessen war sie sich sicher. Er zuckte ein wenig zusammen.
Seine Augen wurden schmal. »Was soll das heißen?«
»Dass Simon ein guter Mann ist. Ich kann kaum glauben, dass ich nur um einer flüchtigen Affäre willen beinahe meine ganze Zukunft verschleudert hätte.«
Die Worte blieben ihr fast im Hals stecken. Ihre gemeinsame Nacht war alles andere als eine flüchtige Affäre gewesen. Sie war wunderschön, leidenschaftlich und die unglaublichste Erfahrung ihres Lebens. Doch das wollte sie ihm nicht verraten. Unter gar keinen Umständen.
»Mehr war das also nicht für dich?«, fragte er. »Eine flüchtige Affäre?«
Evie bemerkte die Verletztheit und Verwirrung in seinem Blick, doch sie fuhr zynisch fort. »Komm schon, Max! Erzähl mir jetzt nicht, dass es für dich mehr
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