Geh Ich Auf Meine Hochzeit
bedeutete. In der Hitze des Gefechts sagt sich ›Ich liebe dich‹ leicht daher, nicht wahr?«
»Nein«, brach es aus ihm hervor. »Das stimmt nicht. Nicht für mich.«
»Dann kannst du einem Leid tun.«
Sie ging an ihm vorbei in den Garten und wollte so viel Abstand wie nur möglich zwischen ihnen schaffen. Es wäre zu einfach, jetzt nachzugeben, sich an ihn zu klammern und ihm zu versichern, dass es ihr gleichgültig wäre, wenn er zehn Frauen gleichzeitig hätte - solange sie eine von ihnen sein dürfte.
Evie schluckte, um den Knoten aus ihrem Hals zu befördern. Dann lief sie über den Rasen, der vom morgendlichen Sprengen noch ganz feucht war. Jetzt musste sie lediglich die Heimreise hinter sich bringen. Danach gäbe es das Kapitel Max Stewart nicht mehr.
14
Bevor der Reparateur der Waschmaschine das Haus wieder verließ, hatte er drei Portionen Schokoladenkekse verschlungen und zwei Tassen Tee getrunken.
»Ich rufe Sie an, wenn das Ersatzteil bei uns eingetroffen ist. Das wird ungefähr am Donnerstag sein«, versprach er, während Evie hinter ihm auf der Türschwelle stand, um ihn zu verabschieden. »Immer noch besser, als eine neue Maschine zu kaufen«, fügte er hinzu und schüttelte angesichts der Vorstellungen mancher Kundinnen den Kopf. »Das hält dann mindestens wieder ein paar Monate, aber natürlich ist es Ihre Entscheidung.«
»Nein, das ist es nicht«, brummte sie und schlug die Tür zu. »Es ist die Entscheidung des Filialleiters der Bank.« Sich eine neue Waschmaschine zuzulegen, wäre ganz sicher die vernünftigste Lösung gewesen, denn der Motor ihrer sieben Jahre alten Maschine hatte angesichts der Wäscheberge nach dem Urlaub den Geist aufgegeben.
Ein Motorwechsel würde ihr vielleicht ein Jahr Aufschub gewähren. Und da sie sich keine neue Maschine leisten konnte, hatte sie auch keine Wahl. Sie war ungehalten darüber, dass die Maschine erst am Donnerstag wieder funktionsfähig sein würde. Nun musste sie alles in einen Waschsalon schleppen. Wie gut, dass sie sich den Montag freigenommen hatte, um nach dem Urlaub das Ganze wieder in den Griff zu bekommen. Von wegen Urlaub! Sie mochte eine schöne braune Farbe haben, doch innerlich fühlte sich Evie eher an Picassos monochrome Phase erinnert. Plötzlich musste sie niesen, und ihre Augen tränten. Jetzt bekam sie auch noch eine Erkältung. Das hatte ihr gerade noch gefehlt!
Das Telefon klingelte. Lustlos nahm sie den Hörer ab und suchte nach dem Taschentuch, das sie sich in den Ärmel gesteckt hatte, um ihr Schniefen zu unterbinden. Es war Simon, der heute bereits zum zweiten Mal anrief, um ihr mitzuteilen, dass er ihr gemeinsames Mittagessen nicht vergessen habe. Das Wochenende hatte er am Bett seiner Lieblingstante im Krankenhaus verbracht und Evie und Rosie seit ihrer Rückkehr aus Spanien noch nicht gesehen.
Dankenswerterweise, wie Evie fand. Gleich darauf bekam sie jedoch die üblichen Schuldgefühle, wenn sie an ihn dachte. Mit ein paar Tagen Abstand konnte sie vielleicht immerhin ihr Gesicht zu einem Urlaubslächeln verziehen und vorgeben, sie habe eine schöne Zeit gehabt. Sonst würde Simon die stumpfen, tiefumrandeten Augen bemerken, die sie jedes Mal anblickten, wenn sie in den Spiegel schaute. Selbst Simon, nicht gerade der einfühlsamste aller Menschen, würde merken, dass irgendetwas nicht stimmte.
»Heute Morgen hat mir Hugh ein Hochzeitsgeschenk präsentiert«, meinte er stolz. Offenbar war er hocherfreut darüber, dass der ältere der beiden Firmeninhaber sich die bevorstehende Hochzeit von Simon und Evie gemerkt hatte.
»Ach ja? Was ist es denn?«
»Die Lladro-Skulptur eines tanzenden Paars«, berichtete Simon aufgeregt. »Offenbar ist sie sehr teuer gewesen.«
»Wie schön«, knurrte Evie. Sie hasste Lladro.
»Für ein Uhr habe ich bei Kite in Ballsbridge einen Tisch reserviert. Ist dir das recht?«
»Ich muss noch zur Anprobe des Hochzeitskleids«, erinnerte Evie ihn. »Es könnte sein, dass ich mich etwas verspäte. Du weißt ja, wie schlimm der Verkehr um diese Zeit ist.«
»Wenn du später kommst, bestelle ich schon für dich«, erbot Simon sich. »Garnelen-Sesam-Toast und Hühnchen in Schwarze-Bohnen-Soße!«
Evie unterdrückte einen Aufschrei. Sie wollte nicht, dass jemand anders über ihr Essen bestimmte. Ihr verdammtes Mittagessen wollte sie selbst zusammenstellen, zum Donnerwetter!
»Na bestens. Aber jetzt muss ich los, Liebling. Tschüs!«
Sie war schon so spät dran, dass sie das Auto im
Weitere Kostenlose Bücher