Geh Ich Auf Meine Hochzeit
auch im Herbert Park Hotel parken können.«
»Das soll man aber nicht, wenn man nicht Hotelgast ist«, bemerkte sie. Sie war von dem vielen Herumrennen müde, und sie hatte Simons Kleinkariertheit satt. Er könnte für Irland bei der Olympiade als der größte Langweiler antreten.
»Hast du schon bestellt?«, fragte sie. Alles, nur nicht die unausweichliche »Ich kenne einen kleinen Parkplatz in der Shelbourne Road, den sonst niemand kennt« - Unterhaltung.
»Ja. Du hast doch Appetit auf Garnelen-Sesam-Toast?« Er wirkte etwas unsicher. »Wenn nicht, kannst du meine Rippchen haben.«
Gerührt stand sie auf, beugte sich über den Tisch und küsste ihn auf die Wange. Ausnahmsweise zuckte Simon bei diesem öffentlichen Liebesbeweis nicht zurück.
»Ich habe dich vermisst«, flüsterte er, und als sie sich wieder gesetzt hatte, griff er unter der Tischdecke nach ihrer Hand.
Evie lächelte freundlich. Doch die Vorstellung, wie Max sie nach einer Woche Abwesenheit ergriffen und vor aller Augen so heftig geküsst hätte, dass sie danach künstlich wiederbelebt und unter ein Sauerstoffzelt gelegt werden müsste, betrübte sie.
Nachdem er sie kurz gedrückt hatte, entzog Simon ihr seine Hand und begann mit einer ausführlichen Beschreibung des Hochzeitsgeschenks von Lladro. Erst als die Vorspeisen serviert wurden, hielt er inne. Doch nachdem er von seinen Rippchen gekostet hatte, erläuterte er die Bedeutung eines solch großzügigen und teuren Hochzeitsgeschenks von seinem Chef des Weiteren.
»Das ist ein gutes Zeichen«, meinte er ernst und schob die Hornbrille auf seiner knochigen Nase nach oben, wobei die andere Hand eines der Rippchen packte. »Das hätte Hugh nicht für jeden getan, weißt du. Ich bin auf dem besten Wege, ebenfalls ein Mitgesellschafter zu werden, Evie!«
Evie ihrerseits dachte an den trinkfreudigen, flirtenden Hugh von der Weihnachtsparty und an seine traurige Frau Hilda - sie hielt es eher für wahrscheinlich, dass sie sich mit einem ordentlichen Hochzeitsgeschenk hatte revanchieren wollen. Denn Hugh sah vielmehr wie jemand aus, der sich an irgendwelche Golftermine und daran erinnerte, wie viel er selbst wert war. Simons Hochzeit jedenfalls hätte er sich kaum gemerkt. Doch sie sagte nichts.
Sie knabberte an ihrem Sesamtoast. Es tat ihr Leid, dass sie ein gutes Essen eigentlich verschwendete mit ihrer Unlust und dem völligen Mangel an Appetit. Ihr Hals begann zu schmerzen, und sie fühlte eine Grippe herannahen. Ob sie ihr hier wohl einen heißen Whisky servieren würden? Der könnte die aufkeimenden Anzeichen im Keim ersticken.
»Es gibt da noch etwas, worüber ich mit dir sprechen möchte«, meinte Simon, nachdem er seine Rippchen vollständig aufgegessen hatte. »Phillip Knight und ich haben uns heute Morgen im Sitzungssaal...«
Mehr hörte Evie nicht. Erschrocken ließ sie ihr kleines Toaststückchen fallen. Phillip Knight? Der Firmenteilhaber, dem sie mit Max bei ihrem heimlichen Mittagessen begegnet war. Hatte er Simon erzählt, dass er neulich seine zukünftige Frau und deren attraktiven Stiefbruder bei einem kleinen Tête-à-tête antraf? Natürlich hatte er das. Was konnte ein solch intimes Treffen wohl bedeuten? Simon hatte etwas von dem Rippchen zwischen den Zähnen klemmen. Sie starrte es an, vollkommen fasziniert und schweigend, und wartete auf den großen Knall.
»Die Hochzeitsliste, Evie! Wir müssen einfach eine haben. Ich weiß, dass du strikt dagegen bist. Aber heutzutage braucht man so etwas wirklich.«
Evie hasste Geschenkelisten. Zu häufig hatte sie sich dafür schämen müssen, dass sie nur ein kleines Kuchenmesser kaufen konnte, weil sie zu abgebrannt war und nicht im Traum daran zu denken war, sechs teure Weingläser von John Rocha zu übernehmen. Heute jedoch plädierte sie überraschend leidenschaftlich für eine solche Liste.
»Simon«, meinte sie erleichtert. »Du hast Recht! Die brauchen wir. Möchtest du sie organisieren?«
Entsetzt blinzelte er sie durch seine Brillengläser an. »Alleine schaffe ich das nicht - das müssen wir zusammen machen, Evie. Oder hältst du mich dann für einen Drückeberger?«
Sie grinste. »Genau das tue ich. Außerdem hast du ein Fleischstückchen zwischen den Zähnen.«
Simon errötete und rannte auf die Toilette, um es zu entfernen. Evie nutzte seine Abwesenheit, um sich ein Glas Rotwein zu bestellen. Simon lehnte es ab, bereits mittags etwas zu trinken. Doch sie hatte das Gefühl, ein wenig Alkohol würde sie
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