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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Kelly
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für Evie war plötzlich jemand da, an den sie ständig denken und von dem sie nachts träumen konnte. Jemand, der ihr gleich morgens beim Aufwachen einfiel: Max. Nur dass er keine Ahnung hatte, wie tief ihre Gefühle für ihn gingen. Und jetzt würde er es wohl auch nie mehr erfahren.
    »Ich verliere allmählich den Verstand«, meinte Vida, stand auf und spritzte sich Wasser ins Gesicht. »Das Alter ist eine schreckliche Angelegenheit. Ich bin hierher gekommen, um mit dir über meinen Sohn zu reden. Und nun habe ich vollkommen den Faden verloren.« Vorsichtig tupfte sie sich die Haut mit einem Papiertuch ab. »Neulich fragte ich Max, ob er zu deiner Hochzeit kommt. Wie du weißt, werden dein Vater und ich eine kleine Party für euch arrangieren, bevor ihr in die Flitterwochen fahrt. Und er hat geantwortet, dass er das nicht ertragen könnte. Er wäre lieber in der Hölle, als daran teilzunehmen.«
    Evies Herz machte einen Satz.
    »Hat er das?«, fragte sie tonlos.
    Vida nickte. Evie brauchte nicht zu erfahren, dass sie wie gedruckt log. Max hatte seiner Mutter gegenüber geschwiegen; aber sie wäre eine schlechte Mutter, wenn sie nicht mitbekommen hätte, dass er sich unsterblich in Evie Fraser verliebt hatte. Da Vida nun die Überzeugung hegte, Evie erwiderte seine Gefühle, war eine kleine Lüge ein geringer Preis, um die beiden wieder zusammenzubekommen.
    »Ja, das hat er«, meinte sie mit Nachdruck. »Er musste es mir nicht in allen Einzelheiten darlegen, Evie. Natürlich, er konnte er es nicht ertragen, dass du einen anderen heiratest, wo er doch vor dem Altar an deiner Seite sein sollte.«
    »Glaubst du wirklich?« Evie konnte kaum sprechen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    Vida legte den Arm um ihre zitternde Stieftochter und drückte sie an sich. »Ich kenne meinen Sohn, Evie. Und du sollst auch glücklich sein - trotzdem werde ich mich nicht mehr einmischen... dies war ohnehin schon sehr viel!« Sie schob Evie ein wenig von sich, um sicherzugehen, dass ihr Anliegen auch wirklich rübergekommen war. »Aber Evie, heirate nicht, wenn du es nicht wirklich von ganzem Herzen willst. Ringe, Brautkleider und Geschenke, all das kann man zurückgeben. Der Schmerz und die Demütigung werden irgendwann verfliegen. Es ist viel schwerer, in zehn Jahren ein gebrochenes Herz zu kitten - wenn alles vorbei und die Ehe gescheitert ist.«
    Evie biss sich auf die Lippe. Man brauchte kein Weiser zu sein, um Vidas Ratschlag herauszuhören: sie sollte Simon nicht heiraten.
    Das wusste sie selbst natürlich auch. Sie hatte nur Angst, dass sie all dem viel zu lange ausgewichen war und jetzt keinen Rückzieher mehr machen konnte. Die Hochzeit fand in acht Tagen statt. Das Aufgebot war bestellt, der Festsaal und die Hochzeitsreise gebucht. Sechzig Leute hatten sich Kleider gekauft, Hüte ausgeliehen und Babysitter organisiert. Sie hatten sich mit anderen Freunden abgesprochen, wer sie am Abend nach Hause chauffieren sollte, wenn sie alle sternhagelvoll waren, nachdem sie Evies und Simons wunderbare Hochzeit gefeiert hatten.
    Wie konnte man all das absagen? Und wie konnte sie jemals dem netten, ihr vertrauenden, ängstlichen Simon erklären, dass sie ihn doch nicht heiraten würde?
    Allein die Wahl eines geeigneten Ortes versetzte sie in Agonie. Für gewisse Anlässe suchte man sich eine besondere Örtlichkeit aus, und dieser Anlass gehörte ganz bestimmt zu den besonderen, den unvergesslichen sogar. Also musste sie sich auch die allergrößte Mühe geben. Irgendwo, wo er weinen konnte, wenn ihm danach sein sollte, irgendwo, wo sie weinen konnte. Evie dachte an das Restaurant, wohin Simon sie geführt hatte, als er ihr den Heiratsantrag gemacht hatte. Damals hatte sie sich gewünscht, er hätte die Lokalität mit etwas mehr Umsicht gewählt. Sie hatten relativ früh gegessen, und ein Kind am Nebentisch hatte wie wild nach Fritten verlangt. Das alles schien ihr eine Ewigkeit her zu sein. Hatte sie damals dem Antrag wirklich zugestimmt?
    Evie seufzte. Was Vida gestern Abend hatte durchblicken lassen, sah sie ein: es gab keine andere Möglichkeit. Sie musste die Hochzeit absagen.
    »Wir haben eigentlich kein Geld, um uns Gemälde zu kaufen, Evie«, hatte er am Telefon gemeint; ihr Vorschlag lautete nämlich, ob er nicht gerne einen Bummel um den Merrion Platz machen würde und sich die wunderschöne Straßengalerie mit ihr ansehen wollte, die sich dort jeden Sonntag ausbreitete. Ob Sonne oder Regen, am Wochenende hingen die Zäune um den

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