Geh Ich Auf Meine Hochzeit
gemeinsamen Urlaubs in Spanien so auffällig gewesen war. Der Grund dafür musste Max sein.
Vida mischte sich nur sehr ungern in anderer Leute Angelegenheiten ein, doch diesmal war die Sache einfach zu wichtig. Auf keinen Fall sollte sich die arme Evie dem netten, aber sterbenslangweiligen Simon an den Hals werfen, während sie eigentlich in Max verliebt war. Also dürfte Vida nicht allzu zimperlich sein.
»Wie schreiten denn die Hochzeitspläne voran, Evie?«, erkundigte sie sich mit Unschuldsmiene.
»Großartig«, gab Evie leise Auskunft. »Simons Mutter Mary gefällt keines der Häuser, die er immer wieder aussucht - und um ehrlich zu sein, mir gefallen sie auch nicht. Außerdem wird der Empfang nun in einem anderen mehr als scheußlichen Raum abgehalten; denn den, den wir ursprünglich gebucht hatten, hat ein Feuer verwüstet. Und ich sage euch, der Laden für Brautmoden wird noch vom Blitz getroffen werden und die Insel Kreta wird auf geheimnisvolle Weise im Meer versinken, so dass um des Gleichgewichts willen auch noch das Kleid und der Urlaub ruiniert sind!«
Einen Augenblick lang äußerte keiner ein Wort.
»Jemand noch etwas Wein?«, erkundigte Olivia sich nervös.
Vida wartete ab, bis Evie auf die Toilette ging, ehe sie ihren Vorstoß unternahm. Sie folgte ihr, zog ihre Stieftochter in das blau-weiß gekachelte Bad und schloss die Tür.
»Wir müssen reden.«
Evie schwieg. Reden überstieg bei Weitem ihre Kräfte. Sie hatte den Eindruck, keinerlei Sprache mehr zur Verfügung zu haben, ließ sich auf den Wannenrand fallen und starrte zu Boden.
»Mir gegenüber hat Max neulich eine sehr merkwürdige Bemerkung fallen gelassen«, begann Vida langsam.
Evie sah auf. Jeder ihrer Nerven vibrierte, wie bei einem Insekt, dessen empfindliche Fühler die leiseste Brise witterten.
»Tatsächlich?«
Vida schien zu überlegen, ob sie weitersprechen sollte oder nicht.
»Vielleicht erwähne ich vorher doch, dass ich den Eindruck hatte, ihr beiden seid euch in Spanien näher gekommen. Ihr habt eine Menge Zeit miteinander verbracht.« Sie lächelte, als sie sich daran erinnerte. »Aber ich glaube fest daran, dass manches sich im Leben von ganz alleine arrangiert. Was Herzensangelegenheiten betrifft, halte ich mich heraus. Sich nicht einmischen, heißt meine Devise. Außerdem vermute ich, dass du mit deinem Verlobten glücklich, also dir deiner Gefühle bewusst bist - und dir den richtigen Mann aussuchst.«
»Wie stellt man denn fest, wer der Richtige für einen ist?«, rief Evie verzweifelt aus.
»Man weiß es einfach«, erklärte Vida. »Ich wusste, dass Max‘ Vater Carlos der Richtige war, während ich ebenfalls wusste, dass mein zweiter Mann nicht zu mir passte. Ganz innen drin wusste ich es, habe ihn aber dennoch geheiratet. Und Liebes, du kannst dir nicht vorstellen, wie unglücklich Dan und ich waren. Zwar glaube ich nicht direkt an die Hölle, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in jenen Jahren durch sie hindurchgegangen bin.«
»Warum hast du ihn dann geheiratet?« Evie heftete einen fragenden Blick auf Vida.
Vida legte eines von Olivias flauschigen weißen Handtüchern auf den Toilettensitz und nahm ohne weitere Umstände Platz.
»Wir kannten uns bereits lange, und ich war einsam. Als Freund von Carlos wollte er einfach nett zu mir sein. Er nahm mich nach Colorado zum Ski fahren mit und zu Wochenendausflügen nach San Francisco. Nach Carlos‘ Tod war ich wie betäubt, und Max studierte in Irland... ich weiß bis heute nicht so recht, wie es hatte passieren können - aber eines Tages hielt Dan um meine Hand an, und ich sagte ja. Ich hatte ihn zwar noch nie als einen Ehemann betrachtet, aber er war lieb, und ich wollte nicht ganz alleine enden. Wir haben geheiratet, und damit begann auch schon die Misere.«
»Welche Misere?« Evie hatte ihre eigenen Schwierigkeiten vergessen und hörte fasziniert Vidas Geschichte über ihre Vergangenheit zu.
»Dan besaß einen unglaublichen Hang zur Kontrolle«, sagte sie. »Himmel, jetzt ist mir aber sehr nach einer Zigarette zumute.« Sie sah sich um, als ob Olivia zufällig ein Päckchen Zigaretten und ein Feuerzeug neben dem Waschbecken hätte herumliegen lassen. »Damals habe ich noch geraucht. Allein über Dan zu sprechen, weckt bei mir die Sehnsucht nach meinen Gauloises. Er hasste mein Rauchen. Aber es war die eine Sache, die ich ihm zuliebe nicht aufgeben wollte. Deinem Vater zuliebe habe ich es getan.« Sie lächelte, und auf ihrem Gesicht
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