Geh Ich Auf Meine Hochzeit
sein blasses Gesicht wies blanke Verletzung auf.
Nun gab es kein Zurück mehr. »Es tut mir Leid, Simon. Ich hätte das schon , lange aussprechen müssen - aber ich möchte dich nicht heiraten. Ich wünschte, es gäbe eine bessere und nicht so schmerzhafte Art der Mitteilung, und ich wünschte...«
Entsetzt unterbrach er sie. »Aber es ist nicht einmal mehr eine Woche hin... am Samstag, nächsten Samstag, Evie! Du... du... du machst einen Scherz, nicht wahr?«, stammelte er.
Sie wollte nicht in seine gequälten grauen Augen blicken, aber sie musste es tun. Evie schaute ihren Verlobten an und sagte: »Ich mache keinen Scherz, Simon... es geht nicht!«
»Aber ich liebe dich, Evie«, bettelte er. »Sag, dass du einfach nur verwirrt bist, Torschlusspanik vielleicht... bitte?«
»Ich kann nicht«, erwiderte sie betroffen. »Auch mir tut es wahnsinnig weh, aber ich kann nicht. Ich sage alles ab, Simon. Bitte - Verzeih mir!«
»Und was ist mit unseren Plänen? Ich meine, kannst du es dir nicht noch einmal überlegen, kannst du nicht ein paar Tage Bedenkzeit verstreichen lassen?«
Er wollte es einfach nicht begreifen, stellte sie verzweifelt fest. Sie schloss die Augen und begann, vom eigentlichen Grund zu sprechen.
»Ich liebe Max Stewart, Simon. Deshalb müssen wir es absagen. Ich bin nicht mit ihm zusammen, aber ich habe mich in ihn verliebt. Deshalb wäre es falsch, wenn ich dich heirate.«
Vorsichtig öffnete sie die Augen.
Weder fuhr Simon sich mit den Händen durch die Haare, noch schob er sich die Brille nervös den Nasenrücken hoch. Er saß einfach nur da und starrte sie mit einer solchen Verzweiflung an, dass Evie glaubte, es nicht ertragen zu können.
»Du hast gesagt, du wüsstest nicht, ob du an die große Liebe glaubst. Deiner Meinung nach gewöhnen sich zwei Menschen aneinander und lernen, miteinander auszukommen«, fuhr sie verzagt fort. »Ich brauche mehr als das, Simon. Ich brauche Liebe, die große Liebe, die romantische Liebe wie in meinen Romanen. Es tut mir Leid, so Leid.«
»Ich hätte wissen müssen, dass jemand wie Max dich mir wegnehmen würde«, murmelte er. »Welche Chance habe ich schon neben ihm? Ich kann deine Entscheidung nicht ändern, das ist mir klar. Nicht, wenn es jemand ist wie er.«
Seine Stimme machte deutlich, dass er aufgegeben hatte. Sie würde unter keinen Umständen bei ihm bleiben, gab er ihr resigniert zu verstehen, wenn sie sich in einen Mann wie Max verliebt hatte.
Evie war von seiner Reaktion und davon, dass er die Situation ohne Widerstand zu akzeptieren schien, überrascht. Wie traurig, es hinnehmen zu müssen, dass die eigene Freundin einfach jemanden gefunden hat, der attraktiver war als man selbst. Es leuchtete ihm aufgrund seines geringen Selbstwertgefühls absolut ein, dass Evie sich in einen anderen Mann verliebt hatte.
Sie legte ihre Hand auf seine. Er zog sie weder zurück noch ging er auf sie los... ließ sie einfach seine Hand halten.
»Ich verdiene es nicht, wie gut du zu mir bist«, sagte sie wahrheitsgemäß. »Niemals wollte ich dir wehtun, Simon. Du warst mir ein so guter Freund. Ich kann dich nur nicht heiraten, jetzt wo ich weiß, was ich weiß. Es wäre nicht richtig und würde uns beide zerstören.«
Benommen nickte er.
So saßen sie noch eine halbe Stunde beisammen. Evie sprach so ruhig vom Absagen aller Termine, als ob sie eine Außenstehende sei, die der Entlobung von jemand anderem beiwohnte. Sie sprach davon, wen sie anrufen und wen Simon anrufen sollte. Er solle den Leuten ruhig sagen, was immer er für richtig hielt. Wenn er lieber als der Auflöser der Verlobung galt, dann war ihr das auch recht. Er hatte es verdient, sein Gesicht zu wahren.
Schließlich fischte sie den Ring aus ihrer Handtasche und reichte ihn ihm. Und so verließ sie ihn: mit der kleinen Schachtel in der Hand saß er da und blickte blind auf die Blumen. Auf dem ganzen Nachhauseweg weinte Evie so sehr, das sie vor lauter Tränen kaum die Ampeln und den Verkehr erkennen konnte. Sie weinte um den armen Simon, der sie liebte - aber akzeptierte, dass ihr Herz einem anderen gehörte. Schuldgefühle und Selbsthass mischten sich mit unendlicher Erleichterung. Sie hatte es hinter sich, es war vorbei, endlich vorbei.
Als Rosie das tränenüberströmte Gesicht ihrer Mutter sah, umarmte sie sie und brühte ihr erst einmal eine Tasse Tee auf, später dann ein stärkeres Getränk mit viel Gin und wenig Tonic. Schluchzend bat Evie Rosie, es niemandem zu erzählen, ehe sie
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