Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Kopf, dass sich Evie dann sicherlich abermals hintergangen fühlen würde. Wie nur sollte sie Stephens Vorschlag ihrer Freundin beibringen?
»Hoffentlich halten Sie das ebenfalls für eine gute Idee«, wandte sich Vida an Olivia. »Ich weiß, dass Sie mit Evie befreundet sind, und ich möchte keinen Ärger zwischen Ihnen beiden verursachen. Ich wünsche mir so sehr, dass sie mich akzeptiert - doch kann ich verstehen, dass ihr das schwer fällt.«
»Ach, Evie wird schon wieder zur Vernunft kommen«, meinte Stephen abschätzig. »Momentan benimmt sie sich etwas kindisch. Sie hat Andrew viel zu lange um ihren Finger gewickelt und muss endlich erwachsen werden.«
Olivia warf ihm einen empörten Blick zu. Wie konnte er nur so etwas über ihre beste Freundin sagen? Das war so unloyal. Vida betrachtete Stephen ebenfalls forschend, als ob sie das auch befremdete. Ihr entging nichts, dachte Olivia.
Vida schenkte Olivia ein neues Glas Wein ein, denn sie hatte ihr Glas in der Küche zurückgelassen. »Erzählen Sie mir von Ihrer Arbeit«, ermunterte sie sie freundlich. »Andrew zufolge sind Sie eine ausgezeichnete Köchin. Es sei die reine Verschwendung, dass Sie Jugendliche unterrichten, die nicht das geringste Interesse für Ernährung aufbringen.«
Olivia musste bei der Vorstellung lachen, dass sie überhaupt in irgendeiner Hinsicht als Verschwendung gelten solle - doch als sie gerade zu sprechen ansetzen wollte, kam Stephen ihr erneut zuvor.
»Sie ist eine großartige Köchin«, schwärmte er.
Seine Frau strahlte.
»Obwohl es mir nicht sonderlich behagt, dass sie diese jugendlichen Straftäter unterrichtet. Was für einen Sinn hat das denn, wo sie allesamt aus Verhältnissen kommen, wo ohnehin ausschließlich Hamburger mit Fritten gegessen werden? Olivia hatte immer arbeiten wollen, doch sie müsste es nicht. Am Anfang unserer Ehe war das anders, denn damals hatten wir Sasha noch nicht. Aber jetzt...« Er zuckte mit den Schultern. »Jetzt kommen wir auch so sehr gut klar. Naja, sie möchte eben ein wenig Karriere machen, ›ihren Teil beisteuern‹, wie sie es nennt.« Er tat gerade so, als ob Olivia einen jämmerlichen Wochenlohn von zehn Pfund nach Hause bringen würde, von dem sie nicht einmal das Klopapier bestreiten könnten.
Am liebsten hätte sie ihn geohrfeigt. Was erlaubte er sich eigentlich, in Gegenwart einer neuen Bekannten so über sie zu reden? Weswegen musste er ihre Schüler beleidigen? Unter ihnen mochte es ein paar schwer erziehbare Kinder geben, doch die fand man auch an anderen Schulen. Hamburger und Fritten, das stimmte. Stephen war ein solcher Snob. Wie konnte er es wagen, ihre Arbeit als die Laune einer verwöhnten Frau abzutun, die gar nicht zu arbeiten brauchte der es aber gefiel, sich vorzugaukeln, sie sei unersetzlich?
Vida lachte ansteckend, als ob Stephen Olivia geneckt und sie den Scherz als eine liebevolle Neckerei zwischen zwei ganz im Einklang lebenden Ehepartnern auffassen würde. »Es ist heute wohl kaum ungewöhnlich, wenn eine Frau eine Karriere anstrebt, oder?«, tat sie unbefangen.
»Genau«, stimmte Olivia ihr kämpferisch zu. Sie rückte ihren Stuhl etwas zur Seite, so dass sie Vida und Stephen im Visier hatte.
»Es ist eine Frage, wie man groß geworden ist«, widersprach Stephen in etwas versöhnlicherem Tonfall; ihm war nicht entgangen, dass sie sich gegen ihn verbündet hatten.
»Tatsächlich?« Vida spielte angelegentlich mit ihrem Armband. »Mein ganzes Leben lang habe ich gearbeitet und sowohl ich als auch mein Sohn Max halten das für einen Segen. Ich bin der festen Überzeugung, dass meine Berufstätigkeit für ihn nur von Vorteil war. Sicher hätte ich eine schreckliche Hausfrau und Mutter abgegeben, wenn ich die ganze Zeit zu Hause geblieben wäre, wo ich doch eigentlich arbeiten wollte. Eine Frau muss eine Karriere verfolgen dürfen, ohne dabei von Schuldgefühlen geplagt zu werden. Frauen haben auch so schon genügend Dinge, deretwegen sie sich schuldig fühlen.«
»Oh«, meinte Stephen, den es offenbar überraschte, dass Vida in ihrem Leben noch etwas anderes getan hatte, als mit goldbehängten Händen den Ober herbeizuwinken.
»Nur weil Frauen Kinder bekommen können, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht dieselben Karrierewünsche hegen wie ein Mann«, fuhr sie fort und blickte ihn diesmal mit ihren kristallklaren, grauen Augen an. »Sicherlich gibt es in Ihrer Firma auch Frauen in Führungspositionen, die Kinder haben?«
»Nun ja, das ist etwas
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