Geh Ich Auf Meine Hochzeit
schaltete Stephen sich ein. »Großartig, nicht wahr? Wann ist denn der Glückstag? Es wird doch nicht etwa eine heimliche Hochzeit werden, oder?« Er knuffte Andrew in die Rippen und lachte laut über seinen eigenen Scherz.
Olivia erstarrte angesichts seiner Bemerkung, Rosie und Evie ebenso. Doch Vida, offenbar härtere Bandagen gewohnt, lächelte wohlwollend und hielt weiterhin Andrews Arm.
»Im Februar«, informierte sie die Gäste. »Wir werden einen kleinen Empfang auf Schloss Kilkea geben. Olivia und Sie können doch hoffentlich kommen? Mit Ihrer süßen Tochter Sasha selbstverständlich, von der ich ebenfalls gehört habe. Sie scheint ein ganz reizendes Kind zu sein... Und dich hätten wir zu gerne als Brautjungfer, Rosie«, fügte sie hinzu. Vidas selbstsicheres Auftreten schien einen Knacks zu erleiden, als sie sich Evie zuwandte, die mit versteinertem Gesicht dastand. »Ich hatte gehofft, dass du auch eine der Brautjungfern...«, begann sie.
Doch bevor sie den Satz beenden konnte, schnappte Evie zurück: »Ich bezweifle, dass ich es zu der Hochzeit schaffen werde. Nicht dass es dir viel ausmachen wird, Papa! Du hast es ja nicht einmal für nötig erachtet, es überhaupt mit mir zu besprechen!«
Sie drehte sich auf dem Absatz um und rannte die Treppe nach oben. Heiße Tränen der Wut rannen ihr über die Wangen herunter.
»Ich gehe zu ihr«, meinte Olivia und eilte an dem aschfahlen Andrew Fraser vorbei.
Oben hockte Evie auf dem Bett und weinte.
Olivia klopfte leise an. »Darf ich reinkommen?«
»Jaha«, schniefte Evie.
»Du Arme«, sagte Olivia und umarmte sie. »Ich weiß, dein Vater hätte es dir früher sagen sollen, aber vermutlich war er zu nervös, dir zu eröffnen, dass er mit Vida ein Verhältnis hat...«
»Das ist es ja, was ich nicht begreifen kann!«, schluchzte Evie. »Er hat das alles gemacht, ohne mich einzuweihen. Ich fühle mich so übergangen... wie konnte er nur? Es kommt mir vor, als ob wir uns niemals wirklich nahe gewesen wären. All die Jahre über habe ich mir eingebildet, dass wir uns besonders zugetan sind, aber ich habe mich geirrt. Sie hat alles verändert.«
Evie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab. »Ich wollte seinen Küchenschrank und die Küche ausmisten und... jetzt kann ich das alles gar nicht mehr machen.« Wieder fing sie zu weinen an.
Eine Weile lang schwiegen sie. Olivia hielt Evies Hand, bis sie zu weinen aufgehört hatte. Dann tupfte sie ihr das Gesicht mit einem Taschentuch trocken.
»Tut mir Leid!« Sie schluckte. »Ich hätte nicht einfach so davonrennen sollen. Es ist nur...« Sie verzog das Gesicht. »Ich hasse diese Frau einfach! Bist du jemals jemandem begegnet und hast sie auf den ersten Blick nicht ausstehen können? So empfinde ich ihr gegenüber. Sie ist so geschmeidig und makellos. Wie wird es sein, wenn sie erst einmal zu unserer Familie gehört?«
»Eine grausame Stiefmutter ist sie nun wirklich nicht«, beschwichtigte Olivia.
»Ich weiß«, gab Evie geknickt zu. »Einerseits weiß ich, dass ich mich wirklich albern benehme - und alt genug bin ich allemal, um mich vernünftiger zu verhalten. Aber es hat mich so erschüttert - es hat mich einfach umgehauen. Ich kann es nicht erklären... Ich habe meine Mutter so sehr geliebt, weißt du«, fügte sie hinzu. »Wie könnte ich mir jemals jemand anderen wünschen?«
»Aber du bist doch Witwe geworden, und du hast dir auch jemand anderen gewünscht«, unterbrach Rosie sie, die ihren Kopf zur Tür hereinsteckte. Sie setzte sich neben ihre Mutter nieder und schlang einen ihrer graziösen Arme um Evies Schultern.
»Mama, du hast doch Papa auch geliebt und dann hast du einen Neubeginn gewagt - mit Simon«, schloss sie verächtlich.
Evie und Olivia sahen sich einen Augenblick lang an.
»Das ist etwas anderes«, meinte Olivia behutsam.
»Warum?«, fuhr Rosie auf.
Allmächtiger, dachte Olivia, was habe ich da nur gesagt? »Äh... weil Evie deinen Vater nicht lange genug gekannt hat, deshalb. Es ist etwas anderes, wenn man jemanden verliert, an den man sich sehr deutlich erinnert.«
»Hmm...« Rosie schien nicht überzeugt.
»Würde es dir etwas ausmachen, wenn einer deiner Eltern wieder heiraten würde, nachdem einer von ihnen gestorben ist?«, fragte Rosie geradeheraus.
Olivia, der es gleichgültig gewesen wäre, wenn einer ihrer Eltern morgen einen Marsmenschen geheiratet hätte, tat so, als ob sie darüber nachdenken müsse. »Natürlich würde es das«, log sie. »Es ist schwer
Weitere Kostenlose Bücher