Geh Ich Auf Meine Hochzeit
einfältig, dass sie sich überhaupt keine Vorstellung von dem machen konnte, was passieren würde. Bekümmerte sie das Ganze etwa gar nicht?
»Evie«, sagte Cara leise, denn sie wusste, wie verlassen sich ihre Schwester bei der Vorstellung fühlen musste, dass sie in der Gunst ihres Vaters durch einen anderen Menschen ersetzt worden war. Sonst ihrem Alter immer voraus, benahm sich Evie im Hinblick auf Andrew immer noch wie ein Kleinkind. »Papa hat das Recht auf einen Lebenspartner, jemand, mit dem er den Rest seines Lebens verbringen kann. Ich weiß, die Vorstellung fällt nicht leicht, dass irgendjemand Mamas Platz einnimmt...«
»Für mich ist es etwas anderes«, rief Evie gequält aus.
»Was willst du damit sagen?«, fragte Cara und stieß ihren halb geleerten Teller beiseite.
»Du erinnerst dich nicht so genau an sie wie ich.«
»Was weißt du schon, woran ich mich erinnere?«, konterte Cara. »Du redest ohnehin nie mehr mit mir, was weißt du schon, wie mir zumute ist?«
»Natürlich liegt das alles viel zu lange zurück für dich, denn als sie starb, warst du knapp sieben Jahre alt und ich fast siebzehn. Ich erinnere mich, wie sehr Papa nach ihrem Tod geweint hat. Daran erinnere ich mich!«
Cara betrachtete das gerötete Gesicht ihrer Schwester und atmete tief durch. Jetzt galt es, nicht die Fassung zu verlieren. Sie hatte sich vorgenommen, all die Spannungen zwischen ihnen während der nächsten paar Tage aus dem Weg zu räumen. Das wollte sie nicht durch einen törichten Streit zunichte machen. »Mama ist tot«, sagte sie leise. »Wenn Papa wieder heiratet, heißt das nicht, dass er sich nicht mehr an sie erinnert oder sie nicht mehr vermisst. Aber für ihn bedeutet es einen neuen Anfang. Und du heiratest Simon, Himmel noch mal. Kannst du denn nicht einfach für Papa froh sein?«
»Du bist so naiv«, erhitzte Evie sich. »Das war schon immer dein Problem. Du lässt dich von Leuten einfach überrumpeln, Cara. Bei der Arbeit wirst du es auch mit dir machen lassen, denn sonst wärst du schon befördert worden. Ich habe keinerlei Einfluss auf dein Leben - aber ich werde nicht zulassen, dass Papa von dieser Hexe vereinnahmt wird!«
Entsetzt rang Cara nach Luft. »Ich lasse mich nicht von anderen überrumpeln!«, stammelte sie.
»Und ob du das tust«, giftete Evie. Sie wusste gar nicht mehr, was aus ihr heraussprudelte, so erregt war sie. »Ich habe dir schon hundert Mal gesagt, dass du eine Gehaltserhöhung fordern solltest, damit du dir etwas mehr leisten kannst als diese Gefriertruhe einer Wohnung, in der Phoebe und du leben. Aber du hörst ja nicht auf mich.«
»Es geht dich überhaupt nichts an, wie viel ich verdiene«, brüllte Cara, die nun doch wütend geworden war.
»Doch, weil ich deine Schwester bin«, brüllte Evie zurück.
»Genau, meine Schwester. Und nicht meine verdammte Erziehungsberechtigte!«, kreischte Cara. »Vergiss das nicht. Du glaubst, du kannst uns allen vorschreiben, wo es lang geht. Sogar Papa. Aber das kannst du nicht. Halte deine arrogante kleine Himmelfahrtsnase aus meinen Angelegenheiten heraus!«
»Irgendjemand muss aber seine Nase in deine Angelegenheiten stecken, denn alleine bekommst du nichts geregelt!«
Evie war krebsrot geworden, ihre Augen leuchteten fieberhafte Sie war außer sich und wusste, dass sie allerhand schreckliche Dinge gesagt hatte. Der Schrecken jedoch saß viel zu tief, als dass sie hätte aufhören können.
Cara wuchs die Sache über den Kopf. Die Trostlosigkeit der vergangenen paar Tage, ihr furchtbarer Kater, und dann auch noch der zusammengebrochene Bus holten sie ein. Sie konnte sich nicht mehr zurückhalten.
»Du weißt nichts über mich oder mein Leben, weil ich dir nichts erzähle und du auch nicht fragst«, fauchte sie. »Ich bin dem Busfahrer der Linie 16A näher als meiner eigenen Schwester, weil ich deine Kleinkariertheit, deine Eifersucht und deine Überzeugung, alles am besten zu wissen, einfach nicht mehr ertragen kann.«
»Eifersucht?«, schrie Evie, viel zu sehr vor den Kopf gestoßen, als dass ihr ihre eigene Lautstärke noch etwas ausgemacht hätte. »Welche Eifersucht? Weswegen sollte ich auf dich eifersüchtig sein?«
»Weil ich nicht so eine verkrampfte dumme Kuh bin, die einen Stock verschluckt hat und sich für unfehlbar hält. Und außerdem«, fuhr Cara mit Nachdruck fort, »heirate ich nicht einen Mann, der unglaublich langweilig und festgefahren ist, nur weil er um meine Hand angehalten hat! Ich will dir eines
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