Geh Ich Auf Meine Hochzeit
nach dem Duschkopf.
Als Cara wieder ins Wohnzimmer kam, hatte Scarlett den armen Charles Hamilton nur aus dem Grund geheiratet, um damit Ashley Wilkes eins auszuwischen. Ihre Haare waren halb trocken, sie hatte sich ein sauberes Sweatshirt übergezogen und sich ein wenig von Phoebes Parfüm Loulou geklaut. Sie hätte nicht sagen können, weswegen sie sich derartig in Schale warf. Schließlich war Ricky Phoebes Freund, und Cara wäre lieber einmal nackt im Schnee um den Leinster Platz gelaufen, als ihrer Mitbewohnerin den Mann auszuspannen. Dennoch hatte sie sich bei seiner Ankunft gefühlt, als wäre sie, nach einem Tag auf dem Bau, gerade in einem Behälter mit Truthahnfett gelandet und wollte am liebsten auf der Stelle im Boden versinken. Dieser Rudolfo Valentino sollte sie nicht für eine Schlampe halten, deren Körper Seife und frische Wäsche nur alle Jubeljahre zu spüren bekam.
Und erst recht nicht, wo Phoebe sich so viel Mühe gegeben hatte und um Längen besser aussah als gewöhnlich - wenn sie nicht gerade hinter dem Banktresen saß und frisch gedruckte Zehnpfundnoten ausgab. Denn Phoebes Wochenendkluft bestand wie die von Cara normalerweise aus Jeans mit Sweatshirt. Wenn sie nur vor dem Fernseher herumlümmelten, trugen beide gewöhnlich ihre abgetragenen Morgenmäntel und sahen aus, als ob sie gerade einer Serienproduktion über Menschen in Spitälern entsprungen seien.
Cara holte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und ließ sich wieder auf den Sessel gleiten. Das pelzige Kissen mit Leopardenmuster war verschwunden und stützte nun Rickys dunklen Schopf, der sehr dicht an Phoebes hellen gekuschelt war. Eine seiner langgliedrigen Hände lag auf ihrem glitzernden Knie, die Fingerspitzen hatten sich unter den Saum ihres kurzen Rockes geschoben.
Einen ganzen Wochenlohn hätte Cara darauf verwettet, dass es nicht lange dauern würde, bis die Hand sich heimlich weiter nach oben schieben würde. Bei der Vorstellung empfand sie wahrhaftig Eifersucht.
Er drehte sich zu ihr um, als sie es sich auf dem Sessel bequem machte.
»Was passiert gerade?«, fragte sie fröhlich, als ob sie Vom Winde verweht nicht schon hundert Mal gesehen hätte. Es war Evies Lieblingsfilm. In Caras Kindheit gehörte er, ebenso wie Weihnachtskekse und der mit Lametta behangene Baum, den die Hunde unzählige Male am Tag umwarfen, als fester Bestandteil zum Weihnachtsfest.
»Nicht sonderlich viel«, berichtete Ricky gelangweilt.
Cara musterte ihn scharf. Was wollte er damit sagen: nicht sonderlich viel? Er sprach über einen wunderbaren Film, einen ihrer Lieblingsfilme.
Sie trank einen Schluck Bier und versuchte sich zu konzentrieren. Doch es dauerte nur wenige Minuten, bis Rickys Hand Phoebes Bein unter ihrem Rock hinaufzuwandern begann. Cara bemühte sich wegzusehen.
Phoebe kicherte leise, und Ricky flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie kicherte erneut, diesmal etwas tiefer, und rückte leicht zur Seite, damit er seinen Arm um sie legen konnte.
Cara rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum, so dass sie die beiden kaum noch im Blickwinkel hatte. Sie wünschte sich, sie wären nicht da. Die nächsten zehn Minuten tat sie ihr Bestes, die Geschehnisse im Zimmer auszublenden und sich ganz auf das zu konzentrieren, was mit Scarlett geschah - aber das war unmöglich.
»Möchte jemand noch ein Bier?«, fragte sie, stand von ihrem Sessel auf und heftete ihren Blick an die Decke.
»Nein«, erwiderte Phoebe mit erstickter Stimme.
Cara ging zum Kühlschrank und fühlte sich ungefähr so fehl am Platz wie ein männlicher Stripper bei einem lesbischen Kaffeekränzchen. Erneut verspürte sie Hunger. Wie vorherzusehen, war der Kühlschrank leer. Sie wollte sich gerade noch ein Bier holen, änderte jedoch ihre Absicht. Sie würde Zoë anrufen. Vielleicht konnten sie sich in einer Kneipe treffen oder sogar zusammen essen gehen. Irgendetwas, um der Misere zu entfliehen, eine junge Liebe erblühen zu sehen, während man selbst zu dem Los einer alten Jungfer verdammt war.
Sie neidete Phoebe nicht den wunderbaren Ricky, nicht wirklich. Nach all den Jahren, die es sie gekostet hatte, über den Verlust ihrer Jugendliebe hinwegzukommen, hatte sie einen anständigen Liebhaber verdient. Nein, Cara wollte ihrer Freundin nicht ihren Dressman wegnehmen.
Es war nur die Tatsache, dass sie bisher immer gemeinsam von einer Krise in die nächste geschlittert waren. Und zwar ohne Männer - wenn man von den erfolglosen Schwächlingen absah, bei denen Phoebe
Weitere Kostenlose Bücher