Geh Ich Auf Meine Hochzeit
wütend werden.«
»Hört sich genau wie mein George an«, bemerkte Carol. »Ich habe immer diesen ›Wartet, bis euer Vater nach Hause kommt‹-Trick versucht, als mir klar wurde, welch einen Unsinn das bedeutete. Ihm würde es nichts ausmachen, wenn sie die Wohnung auf den Kopf stellten. Männer!«
»George ist anscheinend ganz wie Stephen«, murmelte Olivia. »Männer machen sich nicht sonderlich viel aus Möbeln, nicht wahr?«
»Es ist vermutlich besser, den Fleck erst einmal so zu belassen und ihn von einem Fachmann entfernen zu lassen«, meinte Carol. »Ich zahle die Rechnung, weil es auf Emilys Konto geht.« Sie fuhr ihrer Tochter durch das Haar, und Emily brüllte noch lauter.
»Das kommt überhaupt nicht in Frage«, widersprach Olivia. »Ich hätte sie mit den Filzstiften nicht aus der Küche lassen sollen, es ist meine Schuld. Mach dir keine Sorgen.«
Nachdem Carol gegangen war, kauerte sich Olivia neben Sasha. »Papa wird nicht wütend sein«, sagte sie zärtlich. »Das verspreche ich dir.«
Ihre Tochter schien es besser zu wissen.
»Komm schon, lass uns ein Video ansehen. Wie wäre es mit der Kleinen Meerjungfrau?«
Sashas Gesicht hellte sich auf, und sie ließ sich mit ihrem Lieblingsspielzeug, dem heiß geliebten Hasen namens Muffy, vor dem Fernseher nieder. Schweren Herzens räumte Olivia die Reinigungsmittel weg. Der Fleck würde wohl doch nicht zu beseitigen sein, dieser Tatsache musste sie ins Auge sehen.
Verzweifelt nach einer Lösung suchend, kam ihr die Idee, die beiden Sofas miteinander auszutauschen, so dass Stephen auf dem sauberen sitzen würde und sie die böse Stelle zudecken könnte, mit ihrer Strickjacke vielleicht. Gesagt, getan!
Drei Stunden später kam er müde und hungrig nach Hause.
Er war nicht in der Stimmung, sich zu unterhalten, und las während des gesamten Abendessens die Zeitung.
»Schmeckt es denn?«, erkundigte Olivia sich, in der Hand eine Schüssel Kartoffelbrei, falls er noch etwas nachnehmen wollte.
»Ja, gut«, erwiderte er angespannt und wandte sich wieder seiner Lektüre zu.
Olivia, die sich nur wenig aufgegeben hatte, schob das Essen auf dem Teller herum. Stephen sollte nicht sehen, dass sie nichts aß, sonst würde er sicher nach dem Grund fragen. Andererseits schien er so sehr in die Zeitung vertieft zu sein, dass er ohnehin nichts mitbekam. Nach zehn weiteren Minuten des Schweigens kippte sie ihr Essen unauffällig in den Mülleimer. Es war ein Jammer, dass Stephen noch nicht einmal nachdenken wollte über die Anschaffung eines kleinen Hundes. Sasha sehnte sich nach einem solchen Tier. Und es würde bei dem vielen Essen, das sie wegwarf, niemals Hunger leiden müssen.
Sie deckte Stephens Teller ab und servierte ihm eine Schüssel mit seiner Lieblingsnachspeise, einen Apfelschaum. Die Schüssel verschwand hinter seiner Zeitung und kam fünf Minuten später wieder zum Vorschein, und zwar leer.
Olivia räumte das Geschirr in die Spülmaschine und wollte Stephen gerade fragen, ob er Lust hätte auf eine Tasse Kaffee, als ihr auffiel, dass er gar nicht mehr in der Küche war. Sie knallte die Spülmaschine zu und eilte ihm hinterher.
Die Strickjacke, die sie sorgfältig über die Sofalehne drapiert hatte, lag brav an Ort und Stelle. Stephen hatte sich etwas weniger kunstvoll auf seine Lieblingscouch geworfen, die Zeitung lag vor ihm auf dem Boden, im Fernsehen lief eine Sportsendung.
»Möchtest du eine Tasse Kaffee?«, fragte Olivia.
»Nein«, erwiderte er knapp. »Ich habe heute mindestens zehn Tassen getrunken. Von dem ganzen Koffein ist mir schon ganz zittrig. Irgendein Trottel im Büro hat das Hongkonggeschäft durcheinander gebracht, und wir verbrachten den ganzen Tag damit, die Sache wieder einzurenken. Nicht dass wir damit fertig geworden wären«, brummte er. »Morgen werde ich bis in die Puppen arbeiten müssen.«
Mehr sagte er nicht. Damit war ihre eheliche Unterhaltung für diesen Abend abgeschlossen. Stephen wandte sich wieder dem Fernseher zu und wechselte unruhig von einem Sender zum anderen.
Olivia hob die Zeitung auf, die er hatte fallen lassen, und setzte sich auf die andere Couch. Sie achtete darauf, die Strickjacke nicht zu verrücken. Er schwieg eine weitere halbe Stunde, und als er den Mund aufmachte, kam lediglich die Frage heraus, ob sie ihm eine Flasche Wein bringen könne.
»Die habe ich jetzt bitter nötig«, knurrte er.
Nachdem er zwei Gläser getrunken hatte, schaltete er den Fernseher aus.
»Ins Bett?«, fragte
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