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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Kelly
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stehenden Fußes zum Direktor des Colleges gerannt.
    »Dieser Mistkerl verdient es, seine Stelle zu verlieren und im Gefängnis zu verrotten!«, hatte sie gepoltert. »Bitte lass es mich ihnen sagen, Cara! Wenn du es nicht tust, wird er noch irgendeinem armen Kind etwas antun.«
    Doch Cara hatte solche Angst, darüber zu sprechen, dass sie es ihr dringend verbot.
    Das Gute daran war, dass sie echte Freundinnen wurden. Sie lachten zusammen, kauften miteinander ein, betranken sich zu zweit und verreisten. Eine Wohnung teilten sie jedoch niemals miteinander, denn ihnen war beiden klar, dass Caras unordentlicher Lebensstil die akkurate und pingelige Zoë auf die Palme getrieben hätte. Sie war der einzige Mensch, der den Grund kannte, weswegen Cara mit Männern immer nur Misserfolge zu verzeichnen hatte. Phoebe wusste zwar auch, dass irgendetwas in der düsteren Vergangenheit ihrer Mitbewohnerin vorgefallen war, aber nur vage.
    Deswegen drängte sie sie auch niemals, sich einen Freund zu suchen - Zoë hingegen schon.
    Die Zähne geputzt, knipste Cara die Badezimmerlampe aus und ging in ihr Zimmer. Sie streifte ihre Kleidung ab, zog sich ein frisches T-Shirt über und stieg ins Bett. Vermutlich hatte Zoë Recht - sie sollte nicht mehr mit Leuten wie mit Eric schlafen und sich stattdessen lieber auf eine richtige Beziehung konzentrieren. Doch so einfach war das nicht.
    Um eine Beziehung zu haben, musste man einen anderen Menschen in sein Herz lassen, und Cara hatte Angst vor solcher Nähe. Nähe bedeutete, verletzt zu werden. Nähe bedeutete, die eigenen Abwehrmechanismen außer Kraft zu setzen und den Menschen sein zartes Inneres zu zeigen. Nachdem sie nun Jahre damit verbracht hatte, sich eine Schutzhaut zuzulegen, auf die sogar ein Panzer stolz gewesen wäre, würde es Cara nicht im Schnellverfahren schaffen, sich zu öffnen.

7
    »Verdammt! Schon wieder habe ich meine Brille verloren. Offenbar liegt sie noch in diesem monströsen Laden ohne Fahrstuhl. Du wirst sie für mich suchen müssen«, ertönte eine herrische Stimme. »Nein, warte, vielleicht ist sie hier.«
    Sybil de Vere angelte ihre uralte braune Lederhandtasche vom Boden des Bewley‘s Oriental Tearooms und begann mit ihren nikotinverfärbten Fingern darin zu wühlen.
    Olivia und Evie tauschten genervte Blicke über die Teetassen hinweg. Dann griff Olivia nach der Handtasche. Sie wollte verhindern, dass sich der zusammengewürfelte Müll aus der Tasche ihrer Mutter über den Tisch auf das angeknabberte Sahnetörtchen ergoss, da Sybil der Geduldsfaden zu reißen schien.
    Zerknüllte Zigarettenschachteln mit daran klebenden Tabakkrümeln fielen heraus, es folgten Papierfetzen, Kugelschreiberhüllen, mit Lippenstift verschmierte Taschentücher und etwas, das verdächtig nach Entwurmungstabletten für Katzen aussah. Den Abschluss krönte eine kleine Flasche Power‘s Whisky.
    »Falls ich mich etwas aufwärmen muss«, erklärte sie, entriss ihrer Tochter die Flasche und schüttete den Inhalt in ihren Kaffee. Der Duft von Whisky stieg empor. Evie und Olivia tauschten den nächsten Blick. Ohne ein Wort zu wechseln, wussten sie genau, was die andere dachte: »Ich selbst könnte jetzt auch einen Drink verkraften.«
    Nachdem sie drei Stunden lang Olivias aufsässige Mutter durch Dublins Straßen begleitet hatten, um ihr etwas Passendes zum Anziehen für die Hochzeit von Evies Vater zu kaufen, hatten beide Frauen jetzt eigentlich einen vierfachen Wodka mit Tonic nötig. Und wenn es nur gewesen wäre, um die Erinnerung daran auszulöschen, wie Sybil einen sehr schönen Anzug aus Crêpe de Chine bei Marks & Spencer auf den Boden hatte fallen lassen und sich dann in grober Form danach erkundigte, wo das Geschäft Switzer denn abgeblieben sei.
    »Das gibt es nicht mehr«, hatte Olivia ihr zugeflüstert und gleichzeitig die Bedienung stumm um Entschuldigung gebeten. Das wiederum war kein einfaches Unterfangen, wenn einem das Gesicht vor lauter Peinlichkeit zur Maske erstarrt war.
    »Es ist mein Lieblingsgeschäft. Was soll das heißen, gibt es nicht mehr?«, dröhnte Sybil verärgert, während sie den Anzug mit den Füßen beiseite stieß und sich ihren lavendelfarbenen Pullover überstreifte, der einst bessere Tage gesehen hatte.
    »Weg, dicht gemacht, aus und vorbei«, hatte Evie sehr kurz angebunden Auskunft gegeben und die Zähne ungehalten zusammengebissen. »Wir sollten gehen, ich brauche eine Pause und eine Tasse Tee.«
    Während Olivia sich wieder und wieder für

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